Bercelak und Rhiannon

1

»Du hast nach mir verlangt, Königin Addiena?«

Die Königin sah nicht einmal von ihrem Buch auf. »Fällt es dir so schwer, mich Mutter zu nennen?«

Genau genommen … ja. »Du hast nach mir verlangt, Mutter

Seufzend legte die Königin ihr Buch nieder und sah ihre älteste Tochter an. »Wie ich diesen Hohn liebe.«

Rhiannon, Erstgeborene der Drachenkönigin, Erstgeborene Tochter, Weiße Drachenhexe und zukünftige Erbin des Throns der Königin, setzte sich auf ihre Hinterbeine. Sie strich sich die langen weißen Haare aus den Augen und starrte ihre rothaarige und rot geschuppte Mutter an. »Können wir es einfach hinter uns bringen? Ich habe noch was zu tun.«

»Ach ja? Was denn?«

Verdammt. Sie hatte eigentlich gar nichts zu tun; sie wollte nur nicht hier sein. Rhiannon und ihre Mutter hatten sich noch nie verstanden. Hatten nie gelernt, sich gegenseitig zu tolerieren. Es ging sogar eine Geschichte am Hof der Königin herum, dass die frisch geschlüpfte Rhiannon ihre Mutter in den Hals gebissen hatte, als diese versuchte, ihre neue Tochter zu herzen. Doch Rhiannon glaubte das keine Sekunde. Natürlich konnte sie sich vorstellen, dass sie ihre Mutter gebissen hatte, aber sie glaubte nicht, dass ihre Mutter versucht hatte, sie zu herzen.

»Was ich zu tun habe ist meine Sache. Können wir das Ganze hier einfach beschleunigen?«

»Na schön.« Ihre Mutter rückte etwas vor, und Rhiannons ganzer Körper spannte sich, als sie sich näherte, vor allem, als sie sah, dass sich der Wächter der Königin ihr ebenfalls näherte. »Ich habe eine Entscheidung getroffen.«

Rhiannons Augen wurden schmal. »Worüber?«

»Über dich. Es ist Zeit, dass wir dir einen Gefährten suchen. Dass du in Besitz genommen wirst. Und ich habe deinen Gefährten bereits ausgesucht. Einen meiner besten Krieger. Bercelak der Große.«

Mit einem schnaubenden Lachen sah Rhiannon ihre Mutter an. »Bercelak der Große? Meinst du nicht eher Bercelak der Rachsüchtige? Und diese Eidechse von niederer Geburt ist dein auserwählter Gefährte für mich?« Sie lachte lauter. »Du bist verrückt geworden!«

Die blauen Augen ihrer Mutter glitzerten gefährlich in der schummrigen Kammer. »Er ist derjenige, den ich ausgesucht habe. Er ist derjenige, der dich in Besitz nehmen wird.«

Rhiannons Lachen erstarb unter dem kühlen Blick ihrer Mutter. »Was? Warum?«

Als der rote Drache sie nur anstarrte, explodierte Rhiannon. »Du gefühlloses, hinterlistiges Miststück!«

Ihr Inneres schrie, wenn sie an Bercelak den Rachsüchtigen dachte. Er war ein Kriegsherr ihrer Mutter und als gefährlich, gemein und überhaupt unangenehm berüchtigt. In all den Jahren, die sie ihn kannte, hatte sie ihn nie jemanden anlächeln sehen … bis auf sie. Und das auch nur einmal. Ständig beobachtete er sie, ignorierte die Standesregeln, bis sie ihm irgendwann in aller Ehrlichkeit gesagt hatte, er solle aufhören sie anzustarren wie ein Pferd, das an einem Spieß briet, oder sie würde ihm die Hörner vom Kopf reißen. Er hatte sie daraufhin nur angelächelt. Das war das erste und einzige Mal gewesen. Als sie ihm gedroht hatte. Das wertete sie nicht als ein gutes Zeichen.

Damals hatte sie befürchtet, sie würde sich vor einer erzwungenen Inbesitznahme schützen müssen. Sie waren selten, aber sie kamen vor. Dann hatten die Drachenkriege begonnen. Ein Kampf, Drache gegen Drache, im Streben nach Macht. Als bester Kämpfer ihrer Mutter führte Bercelak diesen Krieg an, und seither hatte sie ihn nicht mehr gesehen.

Doch die Kriege waren vorbei, die Herrschaft ihrer Mutter gesichert. Und anscheinend hatte ihre Mutter vor, ihn für seinen treuen Dienst zu belohnen – mit ihr.

»Ich habe darüber nachgedacht. Wir werden nächsten Mond eine Zeremonie abhalten, um eure Verbindung zu feiern. Du wirst da sein. Du wirst hübsch aussehen. Und du wirst ihn dich nehmen lassen.«

»Ich weiß, warum du das machst. Ich weiß, was du vorhast.« Sie hasste die Verzweiflung in ihrer Stimme. Sie hasste ihre Mutter.

Als die Königin sie nur ansah, fuhr Rhiannon fort: »Du fürchtest, dass ich dir deinen Thron nehmen werde, bevor du bereit bist, ihn aufzugeben. Du hast Angst, wenn ich mich mit jemandem verbinde, der dir nicht loyal ist, kann ich alles haben … und du nichts. Deshalb lieferst du mich diesem Stück Dreck aus!«

»Na, na, Rhiannon. Wie schrecklich, dass du so über deine liebende Mutter denkst!«

Sie sagte es so flapsig, dass Rhiannon wusste, dass sie recht hatte. Ihre Mutter fürchtete sie. Fürchtete die Loyalität, die sie sich unter den anderen Drachen am Hof aufgebaut hatte. Sie fürchtete ihre magischen Fähigkeiten, die zwar noch schwach waren, aber zunehmend – und überraschend – stark wurden.

Ihre Mutter fürchtete sie. Und dafür war diese Hexe bereit, Rhiannon auszuliefern wie eine menschliche Sklavin.

In blinder Wut schlug Rhiannon mit einer ihrer Klauen nach ihrer Mutter, aber deren verfluchte Wachen, die das Leben der Königin schützten, als wäre es ihr eigenes, waren schon da, als ihr Unterarm kaum ihre Seite verlassen hatte. Sie schubsten sie zurück. Sie! Eine Prinzessin!

»Das kannst du nicht mit mir machen, du alte Schlampe!«, schrie sie, unfähig, sich noch länger zu beherrschen. Die Verletzung und der Schmerz nagten an ihr wie ein Parasit. »Ich werde dir den Thron abnehmen … ich werde dir deine Macht und deinen Schatz abnehmen! Und ich werde dich verrotten lassen!«

Kalte, kristallblaue Augen sahen sie an, und sie wusste, hier würde sie niemals Mitgefühl finden. »Das wirst du bereuen, kleine Schlampe.«

»Fahr zur Hölle!«

Rhiannon machte mehrere Schritte rückwärts, bis sie ein gutes Stück von ihrer Mutter und deren geisteskranken Wächtern entfernt war. Dann drehte sie sich um und stürmte davon.

Sie würde gar nichts bereuen. Aber sie würde dafür sorgen, dass ihre Mutter alles bereute.


Bercelak der Große, Drachenkrieger des Throns der Drachenkönigin, Neuntgeborener Sohn von Ailean dem Verruchten, Oberster Befehlshaber der Heere der Drachenkönigin und so weiter und so weiter, marschierte durch den Ort, an dem er geboren war. Anders als bei den meisten Drachen war sein erstes Zuhause keine Höhle gewesen – sondern ein Schloss.

Er stolzierte durch die Hallen und nickte seinen vielen Geschwistern im Vorbeigehen grüßend zu. Mit ihm waren es fünfzehn. Einige hatten Gefährten. Andere nicht. Manche hatten bereits eigenen Nachwuchs. Bevor er das Haus seines Vaters betrat, musste er sich in menschliche Gestalt verwandeln und menschliche Kleidung anziehen. Sein Vater Ailean bestand darauf. Aus ihnen allen unbekannten Gründen liebte es ihr Vater, Mensch zu sein. Nicht nur zeitweise, wie einige seiner Art, manchmal auch Bercelak selbst – sondern die ganze Zeit. Er verwandelte sich nur in einen Drachen zurück, wenn er kämpfen oder schnell irgendwohin fliegen wollte.

Bis heute hatte Bercelak keine Ahnung, wie seine Mutter, eine schöne Drachendame von königlichem Blut, den alten Mistkerl ertragen konnte. Er war laut, grob und unhöflich. Mit ihm aufzuwachsen war für alle seine männlichen Geschwister ein Graus gewesen. Den weiblichen erging es viel besser, doch wenn sie volljährig wurden, stellten sie fest, dass einen Verruchten als Vater zu haben nicht gerade günstig war, wenn die Zeit kam, sich einen Gefährten zu suchen. Überall, wo sie hinkamen, eilte ihnen der Ruf ihres Vaters voraus.

Jetzt musste Bercelak vor den alten Mistkerl treten und wusste nicht einmal, warum. Ailean hatte nach ihm verlangt, indem er vier von Bercelaks Brüdern schickte, um ihn zurückzubringen. Da er seine eigenen Geschwister nicht töten wollte, hatte Bercelak schließlich zugestimmt, zur Burg zurückzukehren. Aber er wollte es schnell hinter sich bringen, damit er wieder nach Hause gehen konnte. Jetzt, wo die Kriege vorüber waren, hatte er Pläne zu schmieden, und sein Vater hielt ihn auf.

Er stürmte ins Arbeitszimmer seines Vaters, verzog das Gesicht und wandte sich ab. »Meinst du, du könntest lange genug von meiner Mutter heruntergehen, um mir zu sagen, warum du nach mir geschickt hast?«

»Seit wann bist du denn so verklemmt, Junge?« Bercelak hörte, wie seine Mutter seinem Vater einen Klaps versetzte, was sie anscheinend öfter tat, dann hörte er, wie sie vom Schreibtisch glitt, auf den Ailean sie geworfen hatte, und ihre Kleider wieder anzog. Für Ailean behielt seine Mutter ihre menschliche Gestalt. Bercelak verstand einfach nicht, warum.

»Zieh dich an!«, hörte er seine Mutter zischen und schüttelte den Kopf. Der Mistkerl lebte dafür, ihn in Verlegenheit zu bringen. Und er machte seine Sache gut.

Die Hand seiner Mutter legte sich auf seine Schulter. »Mein Sohn.«

Er drehte sich um und sah hinab in ihr schönes Gesicht. »Mutter.« Er küsste sie auf die Wange. »Ich freue mich, dich zu sehen.«

Einer ihrer Mundwinkel verzog sich nach oben. »Wirklich? Ich muss zugeben, dass man das dir am wenigstens von allen meinen Kindern anmerkt.«

»Junge.« Sein Vater, der endlich seine Hose angezogen hatte, lehnte am Schreibtisch. Warum bestand der alte Mistkerl nur immer darauf, ihn so zu nennen? Das würde ihm immer ein Rätsel bleiben. Er war kein Mensch und er war kein Junge. Dennoch nannte ihn sein Vater öfter als alle seine Brüder so. Wahrscheinlich, weil er wusste, dass es ihn zur Weißglut brachte.

»Vater. Du hast nach mir geschickt?«

»Aye. Ich habe heute Nachricht von der Königin erhalten.«

Seine Mutter versteifte sich neben ihm. Das tat sie immer, wenn die Königin erwähnt wurde.

»Worüber?«

»Prinzessin Rhiannon.«

Sein Herz blieb stehen. »Was ist mit ihr?« Obwohl er Angst hatte zu fragen. Die bittere Beziehung zwischen Mutter und Tochter hatte schon fast legendäre Ausmaße angenommen. Und Rhiannon war gerade einmal hundertfünfundzwanzig Winter alt. Ihr Götter, konnte es sein, dass die Königin ihr am Ende doch etwas angetan hatte?

»Du sollst sie haben.«

Bercelak sah finster drein, was sogar ihn selbst erstaunte, denn er sah sowieso fast immer finster drein. Doch das hier ließ ihn noch finsterer blicken.

»Was soll das heißen?«, fragte seine Mutter, bevor er es tun konnte. »Er soll sie haben?«

»Das heißt, dass die Königin will, dass du dich mit ihrer Tochter verbindest.«

»Nur über meine …«

»Shalin«, schnitt ihr Ailean das Wort ab. »Das ist nicht deine Entscheidung. Es ist die des Jungen.«

»Ja, aber …«

»Ich weiß, was du von Addiena hältst, Shalin. Aber noch einmal: Es ist Bercelaks Entscheidung. Nicht deine. Nicht meine. Noch die der Königin.« Silberne Augen richteten sich auf ihn. »Wenn du sie nicht willst, sag es mir jetzt, und ich sage es der Königin. Ich habe sie schon seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen, aber ich bin sicher, ich kann immer noch ziemlich« – sein Vater grinste – »überzeugend sein.«

Shalin schnaubte und wandte sich ab, doch sein Vater fuhr fort: »Aber ich wollte dir die Möglichkeit offenlassen. Wie entscheidest du dich?«

Er musste keine Entscheidung treffen. Er hatte sie schon vor langer Zeit an dem Tag getroffen, als er das weiße Drachenmädchen zum ersten Mal gesehen hatte. Er war kaum fünfzig Winter alt gewesen und sie schon zweiundfünfzig. Ein älterer Drache. Er war vorher nie bei Hof gewesen und hatte diesmal seine Mutter begleitet. Seinen ersten Fehltritt machte er, sobald er den Thronsaal der Königin betrat. Er trampelte auf den schneeweißen Schwanz einer Prinzessin. Ihre Wut war unmittelbar, und ohne auf eine Entschuldigung zu warten, zielte sie mit eben dieser Schwanzspitze direkt in sein Auge.

Was wenige wussten, aber schließlich doch erfuhren, war, dass alle Kinder von Ailean … nun ja … anders als andere junge Drachen aufwuchsen. Bercelak konnte sich an keinen Tag erinnern, an dem sein Vater nicht irgendwo aus einer dunklen Ecke gesprungen wäre, ihn am Schwanz gepackt und durch den Raum geschleudert hätte. Nicht, um ihn zu misshandeln – auch wenn er das damit tat –, sondern weil er wollte, dass die Reflexe seiner Nachkömmlinge besser waren als die aller anderen. Und zu Bercelaks Verdruss funktionierte es. Während andere Drachenkrieger in Schlachten unvorbereitet getroffen wurden oder vor Angst davonliefen, hatte Bercelak niemals mit der Wimper gezuckt, niemals Angst gehabt und war definitiv niemals davongelaufen. Nicht einmal. Im Gegenteil: Er hatte alles und jeden, was ihm im Weg stand, vernichtet, bis sie ihm schließlich den Titel des Heeresbefehlshabers der Königin gegeben hatten. Der höchste Rang, auf den ein Drachenkrieger von niederer Geburt wie er hoffen konnte.

Als er also an jenem Tag diese rasiermesserscharfe Schwanzspitze auf sein Gesicht zukommen sah, reagierte er, wie er es bei jedem aus seiner Sippe getan hätte: Er schnappte sich den Schwanz und schwenkte ihn, sodass die Prinzessin und Erbin des Throns der Königin quer durch den Thronsaal und direkt an ihrer Mutter vorbeiflog.

Als ihn die Wachen der Königin festhielten, war er sich sicher, dass er an diesem Tag sterben würde. Doch die Königin … sie hatte andere Pläne. Und um ehrlich zu sein, schien es ihr auch egal zu sein, wie er ihre Tochter behandelt hatte.

Aber ihm war es nicht egal. Danach versuchte er alles, um Rhiannon dazu zu bringen, ihm zu verzeihen. Ihr näherzukommen. Doch immer wenn sie ihn sah, verdrehte sie die Augen und ging in die entgegengesetzte Richtung. Wenn er versuchte, mit ihr zu sprechen, gähnte sie ihm ins Gesicht und ließ ihn stehen.

Irgendwann hatte er sie dann in Ruhe gelassen. Aber er hatte nie aufgegeben, sie zu wollen. Und das hatte sich nicht geändert. Das würde sich niemals ändern.

»Ich nehme sie.«

Seine Mutter umklammerte seinen Arm. »Bercelak …«

»Ist schon gut, Mutter. Ich weiß, was ich tue.« Er sah seinen Vater an. »Ich nehme sie.«

Ailean grinste. Dieses breite Grinsen mit den vielen Zähnen, das Bercelak so unendlich ärgerte. »Irgendwie wusste ich, dass du das sagen würdest. Sie wird bei deiner Höhle auf dich warten.«

Bercelak und Shalin tauschten Blicke. Er war sich sicher gewesen, dass er sie selbst holen musste. Schließlich war sie Prinzessin Rhiannon. Und das ließ sie keinen je vergessen.

Bercelak neigte den Kopf zur Seite. »Ach ja?«


Rhiannon stieg in die Luft, sobald sie den Berg Devenallt verlassen hatte. Sie flog und flog – wild entschlossen, es vor Anbruch der Nacht bis zu ihrer Höhle zu schaffen. Sie hatte vieles zu durchdenken, denn ihre Mutter würde vermutlich auf der Stelle irgendeinen Gegenangriff planen. Doch ihre Höhle war eine Festung. Mit der Hilfe von Zauberern, die ihr die Treue hielten, hatte sie magische und physische Sicherheitsmaßnahmen um ihre Höhle eingerichtet, die ihre Mutter auf keinen Fall je durchbrechen konnte.

Sie flog an Wäldern und Städten vorbei, an Burgen und Bauernhöfen. Wenige sahen sie. Diejenigen, die es taten, schrien entsetzt und rannten davon. Ihr Götter, sie musste wirklich wütend sein. Sie ging nicht einmal tiefer, um sich aus einem der Dörfer einen schnellen Imbiss zu schnappen oder sich einfach an ihren Schreien zu ergötzen.

Sie steuerte aufs offene Meer zu und bewegte sich schnell, da sie mit dem Wind flog. Sie näherte sich dem großen Berg, als sie es spürte. Ein kleines Kribbeln im Magen. Sie wusste, dass es ihre Mutter war, und sprach sofort einen Zauber, um stärkere Barrieren um ihren Körper zu ziehen. Doch bevor sie sie aufgebaut hatte, durchzuckte sie die Macht der Götter wie ein Blitz … und dann fiel sie.

Verzweifelt versuchte sie, mit den Flügeln zu schlagen, doch nichts passierte. Dann sah sie an sich selbst hinab – und schrie entsetzt auf.

Ein Mensch. Ihre Mutter hatte sie in ihre Menschengestalt verwandelt. Und sie konnte sich nicht zurückverwandeln!

Sekunden, bevor sie auf dem Boden aufschlug, hatte sie einen letzten Gedanken …

Oh, Mist.


Bercelak starrte den nackten Frauenkörper an, der zusammengesunken vor seiner Höhle lag. Weiße Haare, durchzogen von Blut und Schmutz, bedeckten sie bis auf das komische kleine Brandzeichen auf ihrer nackten Schulter.

Er beugte sich vor und beschnüffelte sie. Nein … sie war nicht als Mensch geboren. Vielmehr war sie ein Drache in menschlicher Gestalt.

Tja … da geht es hin, das Abendessen.

Er schubste sie mit der Schnauze und drehte sie auf den Rücken. Als er ihr Gesicht sah, blieb ihm zum zweiten Mal an diesem Tag das Herz stehen.

Rhiannon. Prinzessin Rhiannon. Seine Rhiannon.

Er betrachtete sie genauer. Sie war blutverschmiert und verletzt. Er sah zum Himmel hinauf, und ihm wurde klar, dass sie von dort herabgefallen war. Kein Wunder, dass die Königin gesagt hatte, Rhiannon würde bei seiner Höhle auf ihn warten. Hier hatte sie ihre Tochter hingeworfen.

Das kann nichts Gutes bedeuten.

Doch das war nicht wichtig. Er hatte sie endlich. Er hatte seine Rhiannon. Und er hatte vor, sie zu behalten … für immer.


Kreischen. Wo kommt dieses Kreischen her?

Rhiannon bewegte sich, und das Kreischen wurde entschieden schlimmer, doch ihr wurde auch klar, dass es in ihrem eigenen Kopf war.

Sie legte ihre Klauen an die Stirn, in der Hoffnung, den Schmerz zurückdrängen zu können … nur dass sich etwas nicht richtig anfühlte. Ihr Kopf fühlte sich anders an. Genauso wie ihre Klauen.

Durch bloße Willenskraft öffnete sie die Augen und starrte ihre Krallen an. Nur dass das nicht ihre mächtigen weißen Krallen waren, die sie so stolz scharf hielt. Das waren – sie runzelte verwirrt die Stirn –, das waren Fingernägel. Menschliche. Genau wie die Klaue, an der diese nutzlosen winzigen Nägel saßen. Nicht ihre mächtige Klaue, sondern die Klaue eines Menschen. Eine … eine Hand.

Sie sah an sich hinab, und ihr wurde bewusst, dass sie nicht geträumt hatte. Ein Mensch. Ihre Mutter hatte sie in einen Menschen verwandelt.

Sie hatte selbst oft menschliche Gestalt angenommen, aber nur, um die Menschen um sich herum zu täuschen … na ja, und um zu sehen, ob ihre menschliche Gestalt auch nur annähernd attraktiv war. Ansonsten hatte sie ihr Leben immer als Drache verbracht und diejenigen, die das nicht taten, nie verstanden. Warum jemand ein Mensch sein wollte, ging über ihren Verstand … Und verdammt noch mal, ihr Verstand war brillant!

Im Bewusstsein, dass sie sich beruhigen musste, holte Rhiannon tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. Als ihr Kopf wieder klar war und das Kreischen nachgelassen hatte, sprach sie den Zauber, der sie zurückverwandeln sollte. Helle Farben der Magie sprühten von ihrem menschlichen Körper … und nichts weiter. Absolut gar nichts.

»Sie hat dir deine Kräfte genommen.«

Rhiannon drehte den Kopf und sah hinüber zu dem schwarzen Drachen, der sie beobachtete.

»Bercelak«, schnaubte sie abfällig. Natürlich, wo sonst hätte ihre Mutter sie fallen lassen sollen als vor die Füße des einzigen Drachen, den Rhiannon nie sehen wollte?

Ich hasse diese Schlampe!

»Rhiannon.«

Knurrend zwang sie ihren menschlichen Körper, sich aufzusetzen. »Du wirst mich … du Nichtswürdiger … bei meinem Titel nennen! Für dich bin ich immer noch Prinzessin Rhiannon!«

Er starrte sie einen Moment mit diesem typischen finsteren Blick an – besaß er überhaupt einen anderen Gesichtsausdruck? –, dann schnaubte er. »Du magst vielleicht Prinzessin sein. Aber im Moment bist du eine ohne Kräfte und Klauen.« Er stand auf und machte einige Schritte auf sie zu. »Du bist menschlich. Keine Flügel. Keine Chance, mir zu entkommen. Zum Glück habe ich dich erkannt, sonst hätte ich dich vielleicht zu einer leckeren Mahlzeit gemacht, mit ein bisschen Petersilie. Und Kartoffeln.«

Er machte zwei weitere Schritte auf sie zu, und Rhiannon ignorierte den Schmerz in ihrem Kopf und bewegte sich rückwärts.

»All diese weiche Haut und diese zerbrechlichen Knochen«, sagte er ziemlich schmachtend. »Wir können dich so wehrlos nicht in diese grausame Welt hinausgehen lassen, Prinzessin. Ich muss mich um dich kümmern. Dich beschützen. Genau wie ich es heute tun musste. Wenn ich nicht die Fähigkeiten besäße, die mir meine Mutter vermittelt hat und die ich auf dem Schlachtfeld gelernt habe, hätte ich dich vielleicht nicht heilen können.«

»Ich brauche nichts von dir, Bercelak, Sohn eines Verruchten.«

Er blieb stehen und seine kalten schwarzen Augen sahen ihr unverwandt ins Gesicht. »Da ich genau weiß, dass deine Mutter sich einmal mit meinem Vater vergnügt hat, entschuldige bitte, wenn ich nicht ehrlich beleidigt bin.« Er hob eine Augenbraue. »Wir sind nicht verwandt, oder?«

»Du …« Fassungslos, dass jemand es wagte, so mit ihr zu sprechen, zwang sich Rhiannon auf die Füße. Das Kreischen in ihrem Kopf wurde schlimmer, aber es war ihr egal. Sie würde sich von diesem arroganten Mistkerl nicht so behandeln lassen. Niemand … absolut niemand behandelte sie so.

»Hör mir gut zu, Nichtswürdiger, glaub bloß nicht auch nur für eine Sekunde, dass ich dir nicht das Herz aus deiner wertlosen Haut schneiden und es auf meinem Kopf tragen werde – wie einen Hut!«

Bercelak spie einen Zauber. Flammen explodierten um den Drachen herum und verblassten wieder. Zurück blieb nur seine menschliche Gestalt. Und, oh … bei den dunklen Göttern des Feuers … was für eine menschliche Gestalt! Rabenschwarzes Haar reichte ihm bis über den Rücken und umspielte seine schmalen Hüften. Weil er ein Kampfdrache war, war sein Haar kürzer als das der Könige, die er schützte. Außerdem hatte er Narben. Sehr viele Narben, manche davon an äußerst interessanten Stellen. Eine brutale Narbe saß direkt an seinem Auge. Oh, und seine Augen … schwarz wie seine Haare. Düster und unergründlich starrten sie sie wütend unter schwarzen Brauen hervor an. Aber sein Körper … sie hatte menschliche Körper nie allzu anziehend gefunden. Vor allem nicht die männlichen. Bis jetzt. All diese Muskeln und diese breiten, starken Schultern. Alles an ihm war perfekt. Sein Gesicht, sein Körper. Seine Narben.

Sie starrte ihn an, als er auf sie zumarschierte und sie mit dem Rücken gegen die Höhlenwand drückte. Sie zuckte zusammen, als die Felsen ihr in die weiche menschliche Haut stachen, die sie langsam verabscheute. Sie fühlte sich schwach, wehrlos.

Wie können die Menschen nur so leben?

»Sag mir, Prinzessin, glaubst du wirklich, jemand wird hierher kommen, um dich vor mir zu retten? Ich bin alles, was du hast. Selbst deine Mutter hat dich verlassen.«

»Sie hat mich schon vor sehr langer Zeit verlassen.«

Es schien, als würde daraufhin sein üblicherweise harter Gesichtsausdruck etwas weicher. »Ich weiß. Das hat dir wehgetan.«

Sie lachte kurz und herzlos auf. »Nichts tut mir weh, Nichtswürdiger. Absolut nichts.«

»Wie ist das möglich?« Und aus irgendeinem Grund klang er, als wäre ihm ihre Antwort wirklich wichtig.

»Wenn du aufhörst, etwas zu fühlen, findest du das gar nicht mehr so unmöglich.«

Eine große Hand legte sich an ihre Wange. »Ich habe nicht den Wunsch, dir wehzutun, Prinzessin. Aber ich will, dass du fühlst. Ich will, dass du alles fühlst, wenn du bei mir bist.«

Sie verdrehte die Augen. »O bitte, Nichtswürdiger. Versuch bloß nicht, mich zu verführen!« Indem sie ihm beide Hände gegen die Brust stemmte, schob sie ihn weg und bewegte sich von der Wand weg. »Ich bin kein Kind mehr. Ich wurde von den Besten verführt.« Sie sah an ihm auf und ab. »Von solchen mit königlichem Blut. Und ich muss dir leider sagen, dass es dir da an einigem fehlt.«

Er lehnte sich rückwärts an die Stelle, die sie eben verlassen hatte, die Arme vor seiner prachtvollen Brust verschränkt. »Stört dich mein Mangel an königlichem Blut wirklich?«

»Nein. Er beleidigt mich«, antwortete sie ehrlich. »Bist du das Beste, was meine Mutter zu bieten hat? Ich bin nicht irgendein Stück Abfall, das sie ihrem Lieblingskampfhund hinwerfen kann. Ich bin von königlichem Blut. Die Tochter eines Königs. Um ganz ehrlich zu sein, verdiene ich etwas Besseres als dich. Und jetzt, Nichtswürdiger, wirst du mich zum nächsten Ausgang begleiten.«

Er bewegte sich so schnell, dass sie nicht einmal die Gelegenheit hatte aufzuspringen, geschweige denn davonzulaufen. Seine Hände glitten um ihren Hals und hielten sie fest. Sie dachte, er würde versuchen, das Leben aus ihr herauszupressen – leider wäre das nicht das erste Mal, dass ihr das passierte. Stattdessen ragte er über ihr auf und sah herab in ihr Gesicht. Der Blick aus seinen schwarzen Augen bohrte sich in ihre.

»Wenn ich fertig bin«, sagte seine tiefe Stimme leise, während sein Gesicht immer noch so ungemein … griesgrämig aussah, »wirst du dir kein Leben mehr ohne mich vorstellen können. Du wirst dich nach mir verzehren, wirst mich begehren, wie du nie zuvor in deinem Leben etwas begehrt hast. Du wirst mich vermissen, wenn ich nicht bei dir bin und nach mir verlangen, wenn ich direkt neben dir stehe. Kein anderer Mann wird je wieder gut genug sein. Kein anderer Mann wird es wert sein, diesen Körper zu nehmen und ihm und dir Vergnügen zu bereiten, das du dir höchstens in deinen Träumen ausmalen konntest. Und wenn du kommst und meinen Namen schreist und mich anflehst, dich als mein Eigen bei mir zu behalten, werde ich dich in Besitz nehmen. Und dein Herz und deine Seele werden nur mir gehören. Aber bis dahin, Prinzessin, wirst du nirgendwo hingehen.«

Dann ließ er sie los und ging davon.

Sie wartete, bis er weit genug weg war, dass er sie nicht mehr treffen konnte und sagte: »Ach ja? Du und welche Armee?«

Er blieb stehen und sah sie über seine Schulter hinweg an. Unfähig, seinen Blick zu erwidern, rieb sie sich mit einer Hand die Augen und seufzte. »Das kam jetzt irgendwie ganz falsch raus.«

2


Bercelak ließ den Kuhkadaver auf den Boden fallen und sah ihn nachdenklich an. Wäre Rhiannon ein Drache gewesen, hätte er ihn einfach verbrannt und sie hätten ihn gefressen. Doch da sie ein Mensch war, würde er sich vorerst anpassen müssen. Zumindest bis sie ihre Kräfte zurückbekam.

Also benutzte er vorsichtig seine Krallen, um das Fell des Tieres zu entfernen und warf es beiseite. Dann hängte er das Tier an einem Bratspieß über die Feuerstelle. Er wählte ein paar seiner besten und wertvollsten Kräuter – die er aus den Wüsten von Alsandair bekommen hatte – und würzte das garende Fleisch.

Mit einem Seufzen setzte er sich, um in die Flammen zu sehen und nachzudenken.

Prinzessin Rhiannon war eindeutig so gemein wie er sie in Erinnerung hatte, und das machte sie nur noch begehrenswerter. Das überraschte ihn nicht. Drachenmänner mochten ihre Frauen gern gefährlich. Es machte die Paarung so viel interessanter und intensiver. Aber natürlich ging es ihm langsam auf die Nerven, dass sie ihn ständig »Nichtswürdiger« nannte.

Niemand musste ihn an seinen Vater erinnern.

Die anderen Drachenkrieger, mit denen er kämpfte, verstanden nie, warum Bercelak im Kampf niemals zuckte. Niemals Anzeichen von Furcht oder Panik zeigte. Wenn sie gelebt hätten wie er, hätten sie das auch nicht getan. Aber bis man mitten in der Nacht mit dem Ruf »Wir werden angegriffen!« geweckt und von seinem wohlmeinenden, aber eindeutig wahnsinnigen Vater aus dem Bett geworfen worden war, wusste man nicht, was Angst war.

Seine Mutter war von königlicher Geburt. Sein Vater … nicht so ganz. Was bedeutete, dass keiner Bercelak irgendetwas geschenkt hatte. Er musste sich alles erarbeiten, was er hatte, und er hatte dabei nur eines im Kopf: kristallblaue Augen, lange, weiße Haare und ein Fauchen, das eine Armee von Dämonen in die Flucht schlagen konnte.

Seit dem Tag, an dem er ihr begegnet war – als ihn diese wunderschönen blauen Augen mit so viel Hass angesehen hatten –, wusste er, dass er sie haben musste.

»Ich will seinen Kopf!«, hatte sie gekreischt. Und eine Minute lang hatte er geglaubt, sie würde ihn bekommen.

Doch dann hatte er gehört: »Ach, lasst ihn in Ruhe. Meine Tochter reagiert über wie immer.«

Ein großer, schöner roter Drache kam auf ihn zu. »Er hat es nicht mit Absicht gemacht, Rhiannon.«

Seine Mutter verneigte sich, aber er starrte die Königin weiter an. Und er wusste, dass es die Königin war. Allein wie sie sich bewegte und ihre Haltung verrieten ihm das. Ehrfurcht erfüllte ihn.

Sie hatte ihren Wachen bedeutet, ihn loszulassen, dann hatte sie gelächelt und dabei ihre Reißzähne gezeigt. »Shalins Sohn.«

Sobald er frei war, verneigte er sich sofort. »Ja, meine Königin. Bercelak der Schwarze, Sohn von Ailean.«

»Ja. Du siehst ihm sehr ähnlich. So gut aussehend.« Eine rote Klaue mit pechschwarzen Krallen liebkoste seinen Kiefer. Er spürte, wie sich seine Mutter neben ihm versteifte, und wusste, dass es mehr ihret- als seinetwegen war. Seit Jahren hörte Bercelak schon, dass die Königin einmal im Bett seines Vaters gewesen war und ihn nie vergessen hatte. Und dass sie ihm nicht vergeben hatte. Denn am nächsten Morgen hatte er die damals noch zukünftige Königin verlassen, um sich mit Bercelaks Mutter und ehemaligen Freundin der Königin, Shalin, zu treffen. Die, wenn man der Geschichte Glauben schenken durfte, eine Axt nach seinem Vater geworfen hatte, als Ailean zu ihr kam.

Bis zu diesem Tag hatte Bercelak keine dieser Geschichten geglaubt. Sein Vater, der von niederer Geburt war, mit einer Drachenprinzessin? Nicht sehr wahrscheinlich, hatte er immer gedacht. Und dennoch … ein Blick auf die Drachendame vor ihm, und er fragte sich, ob all die Geschichten vielleicht doch wahr waren. Denn sie sah ihn mit etwas im Blick an, was er nicht benennen konnte. Vielleicht auch mit etwas, das er nicht benennen wollte. Mit fünfzig Wintern war er viel zu jung für solch tiefsinnige Gedanken …

»Sag mir, Sohn des Ailean, was ist dein Lebenstraum? Zauberer? Krieger? Schwertmacher? Woran denkst du, wenn du nachts wach liegst?«

Er antwortete ehrlich, unfähig, diese dunkelblauen Augen anzulügen. »Von Ruhm und Reichtum. Von Macht.«

»Ich verstehe. Du magst aussehen wie dein Vater, aber dessen Ambitionen waren nie so groß.« Sie warf seiner Mutter einen Blick zu, doch erst Jahre später verstand er, was dieser Blick bedeutete. Dann wandte sie sich ab und ging.

»Du wirst hierbleiben, Sohn des Ailean«, warf die Königin beiläufig über ihre Schulter zurück. »Du wirst dich üben und zu einem meiner Streitdrachen werden. Du wirst diesen Thron schützen und mich und alle anderen, die ich für wert erachte.«

Dann war sie fort. Die Treppe zu ihren Privatgemächern hinaufgegangen.

Ihre Tochter stampfte mit dem Fuß auf und starrte ihn empört an, bevor sie wütend davonmarschierte.

Als die Geschäftigkeit am Hof wieder einsetzte, hörte er seine Mutter vor sich hinmurmeln: »Ich hasse diese Schlampe wirklich von ganzem Herzen!«

Dennoch – seine Mutter ließ ihn dort, als sie nach Hause zurückkehrte. Sie hatte keine Wahl. Danach behandelte ihn die Tochter der Königin wie Schmutz unter ihren Krallen. Und je mehr sie das tat, desto sicherer wusste er, dass er alles tun würde, um sie zu gewinnen. Je gemeiner sie war, desto tödlicher wurde er. Bald war sein Name, Bercelak der Rachsüchtige, überall bekannt, und er hatte die Soldaten in den Krieg gegen die Blitzdrachen geführt … gegen die Unzivilisierten. Unzivilisiert waren sie vielleicht tatsächlich, aber auch würdige Gegner. Der Krieg hatte Jahrzehnte gedauert, aber als der Rauch sich verzogen hatte, stand Königin Addienas Thron sicher, und sie schmückte ihn mit seinem neuen Titel: Bercelak der Große. Dagegen war nichts einzuwenden. Er hatte ihn sich verdient und genug Narben zum Beweis dafür.

Jetzt trug er die aufwendige Rüstung des Obersten Feldherrn, des Anführers der Drachenkrieger und Besten Kämpfers der Königin. Er hatte die Aufmerksamkeit aller Frauen, von denen von niedrigster Geburt bis hin zu einigen aus den wichtigsten Königshäusern. Und obwohl er Spaß an dieser Bandbreite fand, wusste er, dass es nur eine gab, die er fürs Leben wollte.

»Ich muss essen. Ich bin am Verhungern!«

Aus seinen Träumereien gerissen, sah er die Prinzessin an und blickte finster.

»Du hast dich angezogen.« Sie trug ein hellblaues Kleid, das sie sich aus seiner Schatzkammer geholt haben musste. Es bedeckte sie von den Schultern bis zu den Füßen. Obwohl die Farbe des Kleides ihre Augen betonte, sah er sie gerne nackt. Andererseits … diese appetitlichen vollen Brüste und den hinreißenden Hintern vor seinen Blicken zu verbergen, war vermutlich das Beste. Zumindest im Moment.

»Diese Haut ist so empfindlich …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie sie das aushalten. So schutzlos zu sein. Tiere im Wald haben wenigstens Reißzähne oder Klauen oder zumindest gute Instinkte. Menschen haben nichts dergleichen!«

Er zuckte die Achseln. »Manche schon. Sie sind unterschiedlich.«

»Du magst sie?« Sie klang nicht hochmütig, nur neugierig.

»Eigentlich nicht. Ich finde sie hinterhältig und schmerzhaft nervtötend. Obwohl sie mit der richtigen Würze sehr lecker sein können.«

Sie nickte zustimmend. »Da hast du recht.«

Natürlich hatte er nur gescherzt.

Mit einem kurzen Kopfschütteln sagte er: »Na so was, Prinzessin, warst du gerade einer Meinung mit mir?«

Verblüfft blinzelte sie. »Äh … nein. Nein, natürlich nicht.« Sie wandte sich von ihm ab und ging zu einem Felsblock hinüber. Sie setzte sich darauf und sah ihn mit hoch erhobenem Kopf an. »Ich bin hungrig. Ich erwarte Essen.«

Er musste mit ihr reden. Sie würde sich sicherlich nicht von einer Veränderung ihrer derzeitigen Umstände lange entmutigen lassen. »Dann setzt du mal besser deinen Hintern in Bewegung. Kartoffeln und Gemüse sind da drüben. Hier ist ein Topf, um sie darin zu kochen, und frisches Wasser. Viel Glück.«

Ihr blieb der Mund offen stehen. »Du … du erwartest, dass ich Essen koche?«

»Ich habe den schweren Teil erledigt. Ich bin zum Bauernhof gegangen, habe den kleinen Bauern erschreckt und ihm seine Kuh weggenommen. Dann habe ich das Fell abgezogen – der Kuh, nicht dem Bauern –, sie auf den Spieß gesteckt, und jetzt überwache ich den Braten. Du kannst also zumindest ein bisschen Gemüse kochen. Wir werden wie Menschen essen. Mit Tellern und Besteck … und einem Tisch.«

»Aber ich kann nicht kochen!«

»Dann lernst du es wohl besser, Prinzessin. Ich will ja nicht, dass du verhungerst.«


Sie hasste ihn. Unhöflicher, arroganter, nichtswürdiger Drache!

War das von jetzt an ihr Leben? Gefangen in diesem menschlichen Körper, gezwungen, für einen wütend dreinblickenden Proleten Essen zu kochen?

Hätte ihre Mutter sie nicht einfach umbringen können? Wäre das nicht netter gewesen?

»Ich sehe nicht, dass sich dieser hübsche Hintern bewegt, Prinzessin.«

Sie starrte ihn wütend an, drauf und dran, ihm zu sagen, er solle sich zur Hölle scheren, als ihr Magen knurrte. Bei den Göttern! Was war das denn für ein Geräusch? Musste sie sterben?

Sie sah auf ihren Bauch hinab, die Hände darüber verkrampft, und zum ersten Mal in ihrem ganzen Leben hörte sie Bercelak lachen. Und was noch erschütternder war … sie mochte diesen Klang irgendwie!

»Du hast nur Hunger, Rhiannon«, sagte er freundlich. »Tu, was ich dir sage, und wir werden bald essen. Versprochen.«

Verdrossen aufstöhnend rutschte sie von dem Felsblock und ging hinüber zur Feuerstelle. Wie er gesagt hatte, lagen Kartoffeln und anderes Gemüse neben einem großen Topf voll Wasser. Eine weitere Schüssel mit Wasser stand daneben. Sie kauerte sich nieder und musterte das Essen vor sich. Tatsächlich betrachtete sie das Essen ungefähr fünf Minuten lang, bis sie hörte, wie der Nichtswürdige seinen langen Körper über sie beugte, seine Schnauze direkt hinter ihr, und sagte: »Was genau tust du da?«

Sie ignorierte den Schauer, den seine tiefe Stimme in ihrem Körper auslöste. Verdammt, sie musste ihn ignorieren! »Ich überlege mir meinen Plan.«

»Zum Kartoffelkochen brauchst du einen Plan?«

»Alles im Leben braucht einen Plan, Nichtswürdiger. Ich tue nicht einfach wahllos irgendwas und hoffe, dass alles gut wird.«

»Aber wo ist der Reiz dabei? Der Spaß?«

»Spaß?« Sie sah ihn über ihre Schulter an. »Wann hast du jemals Spaß?«

»Ich habe Spaß!«, schnappte er beleidigt. »Falls es dich interessiert: Ich bin eine sehr spaßige Person.«

»Ach ja?« Sie drehte sich zu ihm um. »Und was machst du zum Spaß?«

»Viele Dinge.«

»Haben die meisten dieser Dinge etwas damit zu tun, etwas umzubringen?«

»Gelegentlich«, grummelte er.

»Eben.«

»Und was machst du zum Spaß?«

Sie zuckte die Achseln. »Ich genieße es, wenn die Leute aus dem Dorf in der Nähe meiner Höhle um ihr Leben rennen.« Sie grinste. »Dieses ganze Geschrei.«

Er schüttelte den Kopf, und die Spitze seiner Schnauze rieb an ihrem menschlichen Körper. »Das ist immerhin mal etwas.«

Der Nichtswürdige lehnte sich zurück und ging wieder zu dem Kadaver hinüber. Sie musste zugeben, zumindest vor sich selbst, dass der Braten köstlich roch. Und verdammt noch mal: er auch.

»Ich muss sagen, Prinzessin, ich bin überrascht, dass du dich immer noch nicht zurückverwandeln konntest.«

Sie zuckte die Achseln. »Meine Fähigkeiten waren immer schon schwächer als die meiner Mutter.«

»Das kommt mir komisch vor. Weiße Drachen sind bekannt für ihre Kräfte.«

»Tja, anscheinend bin ich die Ausnahme von dieser Regel.« Sie musterte eine Kartoffel. Komisch aussehendes Gemüse. »Meine Magie war immer schwächer, und ich bin viel kleiner als die meisten Drachen. Einer der Zauberer, der mich ausgebildet hat, nannte mich den Kümmerling des Wurfs.«

»Das war gemein von ihm. Ich kann ihn für dich töten, wenn du willst.«

Rhiannon konnte ein überraschtes Lächeln kaum unterdrücken. Niemand hatte ihr je angeboten, jemanden für sie zu töten – zumindest keiner, dem sie geglaubt hatte. Aber sie glaubte Bercelak. »Nein, nein. Das ist nicht nötig. Er hat nur die Wahrheit gesagt.«

»Tja, es gibt einen Unterschied dazwischen, die Wahrheit zu sagen, und einfach ein echter Mistkerl zu sein.«

»Weißt du, du bist nicht …« Sie unterbrach sich unvermittelt, aber die schwarzen Augen des Drachen richteten sich sofort auf sie.

»Was bin ich nicht?«

»Na ja … du bist nicht ganz, was ich erwartet hatte.«

»Und was hattest du erwartet?«

»Um es mit deinen Worten zu sagen … einen echten Mistkerl, denke ich.« Definitiv keinen, der ihr Essen kochte. Und er hatte sie nicht ein einziges Mal angeschrien. Sie hatte ihn wirklich … brutaler erwartet. Brutal und tödlich, und dass er nicht zufrieden war, bis sie weinte … was sie niemals tun würde.

»Das kann ich durchaus sein … im Kampf. Wenn ich zu Hause bin, halte ich das nicht für nötig.«

Während sie die Kartoffel quetschte, um zu sehen, ob sie saftig wie Obst war, murmelte sie: »Es gibt Leute, die sagen, du seist grausam. Herzlos. Und das sagen nicht nur unsere Feinde.«

»Und wer sagt solche Dinge?«

»Du willst wohl, dass ich dir das sage, damit du hingehen kannst und sie zur Strecke bringen? Ich habe nicht vergessen, dass du Bercelak der Rachsüchtige warst, bevor du Bercelak der Große wurdest.«

»Weißt du, warum ich diesen Namen hatte?«

»Nein.« Und es sollte ihr auch egal sein, aber sie war irgendwie neugierig.

»Wegen Soaic.«

Aaah, Soaic. Sie hatte ihn einmal rangelassen. Es war nicht schlecht gewesen, aber nichts, was sie in ihr Tagebuch geschrieben hätte. Außerdem hatte er Angst vor ihr. Das hatten sie alle. Um ehrlich zu sein, war ihr Ruf nicht viel besser als der von Bercelak, und sie war noch nie neben dem Drachen aufgewacht, mit dem sie schlafen gegangen war. Sie schlichen sich immer davon, als fürchteten sie, sie würde aufwachen und sie einfach so zum Zeitvertreib umbringen.

»Aye. Soaic.« Sie zuckte die Achseln. »Er hatte viel über dich zu sagen.«

Bercelak goss eine Flüssigkeit über den bratenden Kadaver. »Das dachte ich mir schon. Kennst du die Narbe, die Soaic an seiner rechten Hinterhand hat? Die nicht einmal seine Schuppen verdecken können?«

»Aye. Die hat er aus der Schlacht von …«

»Die hat er von mir – als ich ihn von der Hüfte bis zur Klaue aufgeschlitzt habe.«

»Warum hättest du das tun sollen?« Da sie nicht wusste, was sie sonst mit der dummen Kartoffel in ihrer Hand machen sollte, warf Rhiannon sie ins Wasser.

»Hast du die vorher geputzt?«

Knurrend stand sie auf und wandte sich zu ihm um. »Hast du mir gesagt, dass ich sie zuerst putzen soll?«

»Du hast wirklich noch nie vorher selbst gekocht?«

»Ich bin nicht nur eine Prinzessin – sodass ich das nicht tun muss –, ich bin außerdem ein Drache. Die ganze Welt ist voller Vieh. Warum sollte ich Zeit damit verschwenden, irgendwas zu kochen?«

»Hast du nie Zeit mit Menschen verbracht? Überhaupt nie?«

»Nur, wenn ich mit ihnen rede, bevor ich sie fresse. Aber das mache ich nicht oft. Ich finde, wenn sie anfangen zu schluchzen, ist es schwerer, in Ruhe zu essen.«

Bei diesen Worten lachte er. Bercelak hatte nie über irgendetwas gelacht. Zumindest munkelte man das bei Hof. Aber sie hatte ihn schon zweimal zum Lachen gebracht. Sie. Rhiannon biss sich auf die Lippen, um nicht stolz zu lächeln.

Bercelak verwandelte sich, schnappte sich eine schwarze Hose und zog sie über.

Sie runzelte die Stirn, verwirrt, warum er Kleider anzog. Er sah ihren Ausdruck und zuckte die Achseln. »Vertrau mir, Prinzessin. Es ist viel einfacher, wenn ich angezogen bin.«

Mit einem ablehnenden Schnauben wandte sie sich von ihm ab. Rhiannon schloss die Augen und mühte sich ab, die Schönheit des Drachen zu ignorieren. Und all diese kleinen Narben von seinen Kämpfen machten ihn nur noch schöner. Noch nie hatte sie so auf ein männliches Wesen reagiert, egal ob Mensch oder Drache. Vielleicht war es wegen diesem widerspenstigen menschlichen Körper, den sie ertragen musste. Sie wusste es nicht – aber sie wusste, dass es ihr nicht gefiel.

»Du hast mir nicht gesagt, warum du Soaic angegriffen hast.«

»Er hat schlecht von meinem Vater gesprochen.« Er griff um sie herum, zog die Kartoffel aus dem kochenden Wasser und warf sie beiläufig zurück auf den Haufen. »Ich erlaube niemandem, so über meinen Vater zu reden.«

»Mir hast du es erlaubt.« Rhiannon zuckte zusammen. »Das habe ich nicht so gemeint.« Was, wenn der Mistkerl es gar nicht gemerkt hatte?

Er zupfte behutsam an einer ihrer Haarsträhnen. »Stimmt, aber ich hatte auch nicht vor, mich mit Soaic zu paaren.«

Sie drehte sich langsam zu ihm um. Auch wenn er sie nicht berührte, stand er doch so nah wie möglich bei ihr. Sie konnte ihn riechen, und er roch ziemlich gut. Nicht nach Parfüm wie manche Mitglieder des Königshauses. Es war auch nicht der Geruch nach Blut wie bei jenen, die weniger darauf achteten, sich zu säubern.

»Wir, Nichtswürdiger, werden uns nicht paaren.«

»Doch, das werden wir.«

»Nein. Werden wir nicht.«

»Warum nicht?« Und er schien ehrlich verwirrt. »Hast du noch nie …«

»Bevor du diesen Satz auch nur zu Ende bringst – nein. Ich bin keine Jungfrau. Schon ziemlich lange nicht mehr. Ich überlasse das jungfräuliche Königtum den Menschen.«

»Dann verstehe ich nicht, warum du so dagegen bist, dass wir zusammen sind. Wir sind beide attraktiv und geschlechtsreif. Beide extrem intelligent. Und wir haben uns gegenseitig verdient. Also frage ich mich, wo das Problem liegt.«

Tja, wenn er es so darstellt … »Dachtest du, ich komme freiwillig zu dir, weil meine Mutter es befiehlt?«

Er runzelte verwirrt die Stirn. »Was hat denn deine Mutter damit zu tun?«

»Ich bin nur ihretwegen hier!«

»Stimmt. Aber meinetwegen wirst du bleiben, Prinzessin.«

Sie lachte. Drachen waren von Natur aus arrogant, aber bei den finsteren Göttern des Feuers: Gegen diesen hier wirkten die anderen unsicher und schüchtern.

»Ach ja? Und warum sollte ich?« Sie sah sich in seiner spärlich eingerichteten Höhle um, die passend war für einen Kampfdrachen, der selten zu Hause war, aber wohl kaum für eine Prinzessin. »Deine großen Reichtümer? Dein königlicher Leumund? Also ehrlich … aus welchem Grund sollte ich hierbleiben, außer weil mein menschlicher Körper nicht fliegen kann?«

Sie provozierte ihn. Das wusste sie, und doch konnte sie es sich nicht verkneifen. Und als er nicht sofort antwortete, war sie irgendwie enttäuscht. Sie hatte ehrlich gedacht, er wäre der Herausforderung gewachsen. Anders als andere am Hof ihrer Mutter. Schade, dass sie sich geirrt hatte.

»Das dachte ich mir.« Sie schnaubte noch einmal, drehte sich um und stolzierte davon. Sollte er seine blöden Kartoffeln doch selbst kochen.

Aber sie hätte ihm nicht den Rücken zuwenden sollen. Seine Hand griff in ihre Haare und zog sie zurück an seine Seite. Sie stemmte ihre Hände gegen seine breite Brust, aber er hielt sie fest, bis sie zu ihm aufsah.

Es war kein heftiges Ziehen. Oder gar brutal. Es war einfach … zwingend. Und die Götter sollten verflucht sein … es fühlte sich sogar gut an.

»Geh nicht weg, wenn ich mit dir rede«, sagte er ruhig. Keine Spur von Zorn oder Wut. Tatsächlich sah sie Erheiterung und Lust in seinen dunklen Augen. Selbst sein finsterer Blick war etwas verblasst. »Wenn du mir eine Frage stellst, musst du mir Zeit zum Antworten geben.«

»Lass mich los!«, fuhr sie ihn an.

»Nein. Nicht, bevor wir fertig sind.« Sein Blick schweifte über ihr Gesicht, während er sprach, als söge er jedes Detail in sich auf. »Also, du hast mir eine Frage gestellt. Du hast mich gefragt, was ich dir bieten könnte, damit du bei mir bleibst?«

Er zerrte an den Haarsträhnen, die er in seiner Faust hielt, und sie unterdrückte ein schmerzliches Aufstöhnen.

»Ich werde dir jemanden geben, der deiner würdig ist. Jemand, der mit einer Drachendame wie dir umgehen kann. Ich fürchte deinen Zorn nicht. Ich fürchte deine spitze Zunge nicht. Um genau zu sein, mag ich dich gemein. Je gemeiner, desto besser.«

Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ein weiteres Reißen an ihren Haaren ließ sie stattdessen knurren. »Außer«, fuhr er fort, »wenn wir uns paaren. Dann wirst du dich mir ausliefern – voll und ganz. Du wirst mich alles mit diesem Körper machen lassen, was ich will – ob in Menschen- oder in Drachengestalt. Denn wir werden mit beidem spielen, Prinzessin. Wir werden eine Menge spielen.« Diesmal grinste er. Ein breites Grinsen, das schöne weiße Vorder- und Reißzähne erkennen ließ und das hübscheste menschliche Gesicht, das sie je gesehen hatte. Augenblicklich wurden ihre Nippel unter ihrem Gewand hart, und eine plötzliche heiße Feuchtigkeit breitete sich zwischen ihren Schenkeln aus. »Das soll nicht heißen, dass du dich nicht ab und zu wehren sollst. Es macht mir nichts aus, wenn ein paar meiner Kampfnarben von dir stammen. Aber am Ende, sozusagen, wirst du dich mir unterwerfen. Freiwillig. Gerne. Und mit einem Lächeln auf diesem wunderschönen Gesicht. Und wenn du als Königin regierst, werde ich an deiner Seite sein. Dein Gemahl. Dein Kampfdrache. Ich werde den Thron und dich mit einem Grimm schützen, den keiner je vorher erlebt hat. Du wirst mein Zeichen gut sichtbar und mit purem Stolz tragen. Gemeinsam werden wir Söhne und Töchter hervorbringen, die uns stolz machen und unsere Blutlinie fortsetzen. Wir werden ein Paar sein, das man fürchtet. Von dem nur flüsternd gesprochen wird. Und wenn wir unsere Vorfahren in der nächsten Welt wiedersehen, werden wir die Ewigkeit zusammen verbringen und jene in Angst und Schrecken versetzen, die vor uns kamen.«

Seine andere Hand wanderte herauf, streichelte sanft ihre Wange, glitt dann an ihrem Kiefer und ihrem Hals hinab, bis sie unter ihr Gewand glitt und fest, aber zart ihre Brust hielt. »Das werden wir tun, Prinzessin. Und deshalb wirst du bleiben.« Sie keuchte, als seine Hand ihre Brust drückte, seine Finger mit ihren empfindlichen Nippeln spielten.

»Denn letzten Endes wirst du mich lieben. Das verspreche ich dir.«

Sein Mund schwebte dicht vor ihrem, und sie hob ihr Kinn ein wenig, in der Erwartung, dass er sie küssen würde. Seine Lippen streiften ihre, dann sagte er: »Also, lass mich dir zeigen, wie man Kartoffeln kocht, damit wir essen können.«

Er ließ sie los. Einfach so. Sie starrte ihn empört an, als er neben dem Topf mit dem kochenden Wasser niederkniete. »Siehst du«, sagte er ruhig, »als Erstes musst du die Kartoffel sauber machen, bevor du sie klein schneidest.«

Und zum ersten Mal in Prinzessin Rhiannons Leben wusste sie nicht, ob sie töten oder weinen sollte. Im Augenblick war sie sich sicher, dass es womöglich beides sein konnte.

3


Mit einem zufriedenen Seufzen schob Rhiannon den leeren Teller von sich und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Felsblock. »Also gut«, sagte sie, während sie das Fett von ihren Fingern leckte, »das war toll.«

Bercelak lächelte wieder, und sie war verblüfft, dass sein Gesicht keine Risse bekam. In mehr als siebzig Jahren hatte der Drache, soweit sie wusste, niemanden und nichts je angelächelt. Egal, welche Belohnungen oder Schätze ihre Mutter ihm geschenkt hatte oder ob andere etwas Lustiges gesagt hatten. »Es freut mich, dass es dir geschmeckt hat, Prinzessin.«

»Was ich nicht ganz verstehe ist … na ja …«

»Ja?«

»Woher weißt du so viel über Menschen? Du kannst kochen wie sie. Du weißt, was sie essen sollten. Wie sie essen. Was für Geräte sie dafür benutzen.« Sie hatten auf den Tisch verzichtet, da Bercelak sich nicht mehr erinnern konnte, wo er ihn das letzte Mal hingeräumt hatte.

Während er Wein in ihren Becher nachgoss, gestand Bercelak: »Von meinem Vater.«

Sie schnappte nach Luft. »Gute Götter, dein Vater ist doch kein Mensch?«

Er schüttelte den Kopf. »Das wäre ein ziemlich guter Trick … da doch Menschen und Drachen keine Nachkommen zeugen können. Nein, Prinzessin, er ist kein Mensch. Er bevorzugt nur menschliche Gesellschaft.«

»Wirklich? Warum?«

Mit einem Achselzucken: »Ich weiß nicht. Es ist einfach so. Er findet sie interessant. Und er liebt ihre Frauen.«

Rhiannon schüttelte den Kopf und grinste. »Dein Vater hat einen ziemlichen Ruf weg.«

»Aye. Das ist wohl wahr. Und er ist verdammt stolz darauf. Es wird interessant werden, wenn ihr zwei euch kennenlernt.«

Sie sah von ihrem Becher Wein auf. »Uns kennenlernen? Warum sollten wir uns kennenlernen?«

»Ich muss dich ihm vorstellen, bevor ich dich in Besitz nehme. Er legt ziemlichen Wert auf ein paar von den alten Sitten.«

»Ich will nicht von dir in Besitz genommen werden, Nichtswürdiger.«

Er knurrte. Leise und tief in seiner Kehle. Sie ignorierte die komischen kleinen Pusteln, die sich auf ihrer menschlichen Haut ausbreiteten und betete, dass es keine seltsame menschliche Krankheit war.

»Hör auf, mich so zu nennen. Ich habe einen Namen.« Einen kurzen Augenblick klang er eher wie ein launenhafter Welpe als wie ein gefürchteter Kriegsherr.

»Na schön. Ich will nicht von dir in Besitz genommen werden, Bercelak. Aber es ist nichts Persönliches. Ich will von niemandem in Besitz genommen werden. Niemand hat einen Anspruch auf mich, und das wird auch so bleiben.«

»Aber willst du nicht jemanden in Besitz nehmen? Willst du nicht jemanden haben, mit dem du Nachkommen zeugen und den du dein nennen kannst?«

»Nein.«

»Überhaupt nicht?«

»Nein.«

»Das verstehe ich nicht. In dir brennt so viel Leidenschaft. So viel Begehren. Ich sehe es in deinen Augen. Du musst dem nachgeben, oder du wirst …« Er hörte abrupt auf zu sprechen und sah auf seinen leeren Teller hinab.

»Wie meine Mutter?« Sein Blick hob sich langsam zu ihr. »Du fürchtest, ich werde wie sie? Glaub mir, Nichtswürdiger, ich werde schon dafür sorgen, dass ich nicht werde wie sie.«

»Aber du bist es schon. So sicher, wie du jetzt als Mensch vor mir sitzt. Je mehr du dein Herz verhärtest, desto mehr entfernst du dich von allem und jedem …«

»Drachen sind fürs Alleinsein gemacht.«

»Nein, Drachen sind soziale Wesen. Wir müssen nur nicht endlos Zeit miteinander verbringen wie Menschen. Aber du … sie sagen, du gehst in deine Höhle und lässt dich jahrelang nicht am Hof oder sonst irgendwo sehen. Du siehst deine Verwandten nie. Du hast seit dem Tod deines Vaters niemanden mehr gesehen.«

Das ließ sie zusammenzucken. Das einzige Wesen, das sie von ganzem Herzen vermisste, war ihr Vater. Er hatte sie geliebt. Sich um sie gesorgt. Und sie vor ihrer Mutter beschützt. Aber jetzt, wo er fort war … hatte sie niemanden mehr. Ihre Geschwister waren kleingeistig und wollten nur den Thron und was sie sonst noch vom Schatz der Königin in die Finger bekommen konnten. Den anderen Mitgliedern des Königshauses konnte man nicht trauen. Und die alleinstehenden männlichen Drachen hatten ehrlich Angst vor ihr.

»Du bist jung, Rhiannon. Viel zu jung, um dich von allem und jedem abzuschirmen. Was deine Mutter mit dir gemacht hat, war grausam … aber vielleicht sollten wir das Gute daran sehen. Es hat dich aus deiner Höhle und in die Welt hinaus gezwungen. Die Welt, deren Königin du eines Tages sein wirst.«

Schließlich sah sie Bercelak in die Augen und fragte ganz ehrlich: »Glaubst du wirklich, ich werde lang genug leben, um eines Tages Königin zu sein?«

Bercelak lehnte sich an den Felsblock, neben dem er saß und legte seinen Arm auf das Knie seines aufgestellten Beines.

»Warum sagst du so etwas?«

»Sie will meinen Tod. Sie wollte immer schon meinen Tod. Was glaubst du, warum sie mich zu dir geschickt hat?«

Bercelak wusste nicht, ob er beleidigt oder nur erschrocken über diese Aussage sein sollte. »Was zum Teufel soll denn das heißen?«

»Sei nicht dumm, Nichtswürdiger! Sie stellt deine Loyalität auf die Probe. Wenn du mich erst in Besitz genommen hast, erwartet sie von dir, dass du mich entweder in Ketten zurück an ihren Hof schleppst oder mich umbringst.«

»Das ist nicht wahr.« Er schüttelte den Kopf. Er weigerte sich zu glauben, dass das wahr sein könnte.

»Was? Du glaubst, sie hat mich hierher geschickt, weil sie glaubt, wir würden uns verlieben? Dass wir uns in die Augen sehen und eine schöne und bedeutsame Inbesitznahme haben? Doch nicht ernsthaft! Ich bin ihr im Weg. Seit meiner Geburt bin ich ihr im Weg. Als ich jünger war, war ich nur lästig. Jetzt hasst sie mich und will meinen Tod. Und du …« Sie warf ihm einen fast mitleidigen Blick zu. »Dich sieht sie als ihr Haustier. Als ein gut ausgebildetes Streitross. Oder einen übergroßen Kampfhund. Und sie hat mich genau vor diesen Hund fallen lassen, vollkommen wehrlos, und mich allein gelassen. In der Hoffnung, dass ich sterbe.«

»Und du glaubst wirklich, ich würde dich auf Befehl deiner Mutter töten?«

»Nein.« Sie sah müde aus. Erschöpft. »Aber ich würde dir schon zutrauen, dass du versuchst, mich zu brechen.«

»Du bist kein Pferd, Rhiannon!«

»Das weiß ich.«

»Warum denkst du so etwas dann überhaupt?«

Sie atmete tief aus. »Dein Ruf eilt dir voraus, Bercelak.«

Sein finsterer Blick wurde noch finsterer. »Und was zum Teufel soll das nun wieder heißen?«

»Gerüchte darüber, was du mit Frauen machst, wenn du sie erst einmal hier hast, machen schon seit Jahren bei Hof die Runde. Ich höre alles.«

Er hob eine Augenbraue, jetzt erst richtig interessiert. »Ach? Und was erzählt man sich so?«

»Vergiss es. Diese Unterhaltung wird langsam unangenehm.«

»Ich vergesse gar nichts, Prinzessin. Sag mir, was du gehört hast. Dann sage ich dir, ob es wahr ist.«

»Na schön.« Sie sah ihm direkt in die Augen, und er bewunderte, wie sie nie vor einem Kampf zurückschreckte. »Banallan die Goldene sagt, du hättest sie tagelang angekettet.«

Bercelak grinste. Er konnte nicht anders. »Das stimmt.«

Rhiannons Körper zuckte ganz leicht, und ihre Brauen zogen sich zu einem grausamen Blick zusammen.

»Aber sie wurde nicht dazu gezwungen, falls dir das Sorgen macht. Wenn ich mich recht erinnere, hat sie jede Sekunde davon genossen … und zwar ungemein.«

Sie verdrehte die Augen und schnaubte angewidert.

»Was sonst noch, Prinzessin? Was macht dir sonst noch Sorgen?«

»Derowen die Silberne.«

Jetzt musste er wirklich in seinem Gedächtnis kramen. Derowen die Silberne? Ihr Götter, es war Ewigkeiten her, seit er das letzte Mal mit einer Silbernen zusammen gewesen war. »Oh. Meinst du die Tochter vom alten Gobrien?«

»Ja. Die Silberne.«

Gute Güte, was war das für ein Ton in ihrer Stimme? »Ja, ich erinnere mich. Was ist mit ihr?«

»Einer der Wächter meiner Mutter sagt, dass er sie aus einer Viertelwegstunde Entfernung schreien hören konnte.«

»Aye. Sie war ganz schön laut. Amüsant … aber laut.«

»Er sagte, sie klang, als hätte sie Schmerzen.«

»Na ja, es gibt Schmerz … und Schmerz.« Er grinste über ihren Gesichtsausdruck. »Sonst noch etwas?«

»Ich habe gehört, was du mit den Argraff-Zwillingen gemacht hast.«

»Ja. Aber ich hatte nur eine. Mein Bruder hatte die andere. Frag mich nicht, welche. Sie sehen exakt gleich aus. Wahrscheinlich aus demselben Ei.«

Sie sah ihn entsetzt an. »Ihr Götter! Du bist genauso schlimm wie dein Vater!«

Darüber lachte Bercelak herzlich. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nicht so viel gelacht. Normalerweise war er ernst und erbittert, hatte immer viel im Kopf, und jetzt hatte er zum ersten Mal das Gefühl, sich entspannen zu können. »Nicht in einer Million Zeitalter. Es gibt im ganzen Universum nicht genug Drachen, um es mit ihm aufzunehmen. Nein, ich müsste noch Menschen, Elfen und, wie man munkelt, Zentauren dazunehmen.«

»Für mich ist dieses Gespräch beendet.« Sie stand auf, aber er streckte die Hand aus und ergriff sie am Handgelenk.

»Sag mir, Prinzessin, was macht dir wirklich Sorgen?«

»Nichts. Aber wenn du glaubst, du kannst mich hier anketten und in irgend so einen gebrochenen Drachen verwandeln, der dir auf Abruf zur Verfügung steht, bist du so geisteskrank wie meine Mutter. Ich beuge mich keinem Mann, Nichtswürdiger.«

»Ich habe nicht vor, dich zu brechen, Rhiannon. Ich mag dich so gemein.« Den letzten Teil knurrte er, und ihr Atem ging schneller. Genauso schnell wuchs der Wunsch in ihr, von ihm fortzukommen. Sie versuchte, ihm ihren Arm zu entreißen, aber er ließ nicht los.

Bercelak setzte sich auf, sodass er vor ihr kniete. »Vielleicht ist es an der Zeit, ein paar Regeln aufzustellen.«

»Regeln?«

»Aye.« Er zog an ihr, bis sie widerwillig vor ihm kniete. »Damit du dich wohlerfühlst.«

Sie sah ihn aus schmalen Augen an, aber sie entspannte sich wirklich ein winziges bisschen. »Also gut.«

»Wenn es irgendetwas gibt, was du nicht willst, wenn wir zusammen sind … sag Nein.«

Sie starrte ihn lange an, dann schüttelte sie den Kopf. »Das ist alles?«

»Das ist alles.«

»Ich muss nur Nein sagen?«

»Aye. Du sagst Nein … und ich höre auf.«

»Das kommt mir ziemlich merkwürdig vor.«

»Warum?« Er beugte sich vor und küsste sanft ihren Hals.

»Ich … ich weiß nicht. Es ist einfach so.«

Er küsste einen Punkt unter ihrem Ohr. »Lass es mich dir so erklären: Wenn du ›Tu das nicht‹ sagst, dann tue ich es. Wenn du ›Hör auf‹ sagst, dann höre ich nicht auf. Wenn du wirklich willst, dass ich aufhöre, musst du ›Nein‹ sagen.« Während er sie an ihrem linken Handgelenk festhielt, schlang er ihr den anderen Arm um die Taille und zog sie näher zu sich. »Du kannst mich anflehen, Rhiannon. Bitten und betteln, dass ich aufhöre, und ich werde es nicht tun. Denn zwischen uns wird es nur ein Wort geben, das mich aufhalten wird. Und das ist Nein. Verstehst du jetzt?«

Ihr Körper schmiegte sich an ihn, ihr Kopf neigte sich, damit er besser an ihren Hals herankam. »Aye. Ich verstehe.«

»Gut.« Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern. »Dann solltest du jetzt ins Bett gehen.«

Sie brauchte einen Augenblick, aber plötzlich machte sie sich von ihm los. »Was?«

»Ins Bett, Liebling. Du siehst erschöpft aus. Ich habe dir einen Platz hergerichtet, die Höhle entlang und dann links. Es gibt ein Bett und alles. Bis du dich in einen Drachen zurückverwandeln kannst: keine nackten Böden für dich.«

So schwer es auch war – er schob sie von sich weg, stand auf und zog sie mit sich hoch. »Übrigens, morgen reisen wir nach Kerezik.«

Ein wenig benommen zog sie sich hoch. »Warum?«

Das wollte er nicht beantworten, zumindest nicht ehrlich, also strich er ihr mit der Hand über die Wange. »Ist alles in Ordnung? Du siehst ein bisschen … au!«

Sie hatte ihn geboxt. Direkt ins Gesicht. Und die Frau hatte einen rechten Haken, der den Kiefer eines starken Mannes zerschmettern konnte.

»Wofür zum Teufel war das denn jetzt?«

»Du spielst mit der falschen Frau, Nichtswürdiger«, fauchte sie. Sie ging davon, ihre Gewänder wirbelten um sie herum. »Hältst du mich für eine von diesen dummen Schlampen die du vorher hier hattest? Glaubst du wirklich, du kannst mit mir spielen?«

Er rieb sich den Kiefer, während er sie ansah. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«

»Lügner! Du weißt genau, wovon ich spreche. Du hoffst, du kannst mich feucht und willig machen, damit ich um deine Zuneigung betteln komme wie ein Hund nach Futter!«

Verdammt. Sie hatte so recht damit. Genau das hoffte er.

Er trat auf sie zu. »Rhiannon …«

»Nein. Sag nichts«, knurrte sie.

Seine Augen verengten sich. Warum war sie so wütend? Wütender als er erwartet hatte, da sie ihn sofort durchschaut hatte.

Natürlich konnte es sein …

»Bist du schon feucht für mich, Rhiannon?«

Sie fuhr zu ihm herum wie eine wütende Schlange. »Was?«

»Du hast mich schon verstanden, Prinzessin.« Er ging auf sie zu, und sie stolperte auf der Stelle rückwärts vor ihm davon. »Wenn ich jetzt in dieser Sekunde meine Hand zwischen deine Schenkel lege, ist es dort dann trocken wie die Wüsten von Alsandair oder nass und willig wie der Fluss Kennis?«

Sie krachte gegen die entgegengesetzte Wand, und Bercelak legte sofort seine Hände zu beiden Seiten neben ihren Kopf und schnitt ihr damit jeden Ausweg ab. Sie sah eingesperrt aus. Wie ein wildes Tier, das gleich zuschnappen wird.

»Vielleicht sollte ich es herausfinden.«

»Geh weg von mir, Nichtswürdiger!«

»Na, na, Rhiannon«, ermahnte er sie sanft, während er eine Hand benutzte, um ihr den Gürtel wegzureißen, der ihr Kleid zusammenhielt, »du weißt, dass das nicht die richtigen Worte sind.«

Sie war herrlich nackt darunter. Bercelak legte seine Hand auf ihre Brust und drückte sie, bevor er sie ihren Körper hinabbewegte, an ihren Hüften vorbei, um seine Finger zwischen ihre bebenden Schenkel gleiten zu lassen.

»Warte.«

»Immer noch nicht richtig«, murmelte er leise, unfähig, den Blick von seiner Hand abzuwenden, die zwischen ihren Beinen verschwand. Sobald zwei seiner Finger in sie glitten, stießen sie beide ein leises Stöhnen aus.

So feucht und heiß. Wie ein Vulkan. Allein der Gedanke daran, seine Männlichkeit mehrere Tage oder Jahre dort zu vergraben, ließ ihn zittern wie einen Jungen.

Er ließ zwei Finger in sie gleiten, und sie stöhnte als Antwort mit geschlossenen Augen, während ihre Zähne in ihre Unterlippe bissen. Er lehnte sich dicht an sie, küsste ihren Hals und konnte nicht anders als zu murmeln: »Mein, Rhiannon, du bist mein.«

Und in diesem Moment spürte er, wie sie ihm ihre Klauen durchs Gesicht zog.

Er riss seine Hand aus ihr und taumelte rückwärts. Er konnte fühlen und riechen, wie ihm das Blut über die Wange lief.

»Ich gehöre niemandem, Nichtswürdiger. Und wenn du hoffst, mich mit diesem Spiel in die Falle zu locken, dann irrst du dich leider.«

Er wischte sich nicht einmal das Blut von der Wange, während er sie anstarrte. Während sie sich gegenseitig anstarrten. Ihre Blicke hatten sich in einem wortlosen Kampf ineinander verschränkt.

»Wovon redest du da?«

»Wenn du mich zu einer Inbesitznahme zwingst, kann ich mich mit den Ältesten gegen dich wehren. Das wissen wir beide.« Aye. Das wusste er. »Aber wenn ich mich freiwillig von dir nehmen lasse … vögeln lasse … habe ich sehr wenig Argumentationsspielraum, richtig?«

Sie raffte ihr Gewand zusammen und legte den Gürtel wieder an. »Du wirst dich mehr anstrengen müssen, Bercelak der Rachsüchtige, wenn du je die Hoffnung hast, mich in Besitz zu nehmen.«

Rhiannon ging an ihm vorbei und ihre Schulter streifte seine, als sie hinausmarschierte. »Ich werde mich von niemandem in Besitz nehmen lassen, Nichtswürdiger«, sagte sie über ihre Schulter hinweg. »Und am allerwenigsten von dir.«

Sie verschwand um die Ecke, und obwohl sein Ding so hart war, dass es schmerzte, konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Denn was sie immer noch nicht begriffen hatte … sie hatte die ganze Zeit nicht Nein gesagt.


Als sie weit genug von ihm entfernt war, blieb Rhiannon stehen und glitt an der Wand hinab. Sie sah ihre Hand an. Für einige Sekunden hatte sie sich wieder in eine Klaue verwandelt. Vielversprechend. Vielleicht würde sie es schaffen, den Zauber rückgängig zu machen. Doch darüber konnte sie sich im Moment keine Gedanken machen. Nicht, wenn ständig Gedanken an einen schwarzäugigen Drachen in ihrem Kopf kreisten. Allein mit seinen Fingern hatte er es geschafft, dass sie sich … komplett fühlte. Für diese wenigen Sekunden war sie sein gewesen.

Götter, konnte sie noch schwächer sein? Was für eine Königin würde sie sein, wenn sie sich nicht einmal das Gesindel vom Leib halten konnte?

Doch war es wirklich so einfach? Sie hatte Bercelak in den wenigen Stunden, die sie bei ihm war, mehr durchgehen lassen als jedem anderen Drachen, dem sie je begegnet war. Und, das musste sie zugeben, es war nicht allein, weil ihre Mutter sie in diesen schwachen menschlichen Körper gesteckt hatte. Nein, es war schlimmer. Sie mochte Bercelaks Berührung. Sie mochte es, seine Hände auf sich zu spüren. Tatsächlich begann sie, ihn zu mögen.

Und dafür hasste sie ihn abgrundtief.

4


Rhiannon verbrachte die Stunde vor Tagesanbruch in dem Versuch, das, was auch immer ihre Mutter mit ihr angestellt hatte, rückgängig zu machen, damit sie sich wieder in einen Drachen zurückverwandeln konnte. Ohne Erfolg.

Sie vermisste ihr Drachen-Ich. Sie vermisste ihre Flügel und ihre Krallen. Sie vermisste es, ein Pferd als schnelle Mahlzeit einnehmen zu können.

Aber was am wichtigsten war: Sie fühlte sich in diesem menschlichen Körper unsicher. Sie piekte in ihre Haut und es schmerzte. Sie grub ihren Fingernagel in ihren Unterarm und es blutete. Bei den Göttern! Wie leben diese Menschen bloß damit?

Und dann war da noch Bercelak. Sie war sich in der Nacht sicher gewesen, dass er zu ihr kommen würde. Dass er kommen würde, um sie in Besitz zu nehmen. Und sie wäre auch vorbereitet gewesen. Bereit, ihn als Mensch herauszufordern. Bereit zu sterben, wenn er als Drache gekommen wäre. Doch er kam überhaupt nicht. Und sie am Ende auch nicht.

Er sollte sich zum Teufel scheren! Nie hatte es ein männliches Wesen, irgendein männliches Wesen geschafft, dass sie sich so … so … bedürftig fühlte. Und sie hungerte nicht nach Essen oder Sicherheit oder sonst etwas Wichtigem. Sondern nach Sex. Sie wollte endlich geritten werden von diesem Mistkerl, und sie hasste ihn dafür, dass sie sich so fühlte. Vor allem, weil es immer so bequem gewesen war, überhaupt nichts zu fühlen.

»Bist du bereit?«

Sie wandte den Blick von den beiden frühmorgendlichen Sonnen zu dem Drachen, der neben ihr stand. Sie standen am Eingang seiner Höhle, Meilen über der Erde. Wenn sie jetzt von hier hinunterfiel, würde sie sterben. Vielleicht hatte ihre Mutter darauf gehofft. Dass ihre menschliche Gestalt zerschmettert und Bercelak gezwungen sein würde, sich um die Überreste zu kümmern.

»Ich warte immer noch darauf, dass du mir erklärst, warum wir nach Kerezik gehen.«

Sie zog am Ausschnitt des Kleides, das sie trug. Es war keineswegs hochgeschlossen. Um genau zu sein, endete der Ausschnitt gefährlich tief über ihren Brüsten. Ein klein wenig tiefer, und man hätte ihre Nippel gesehen. Sie hasste es, Kleidung zu tragen, aber sie fühlte sich furchtbar nackt ohne sie, und doch hatte sie das Gefühl zu ersticken, wenn sie sie anhatte.

»Eigentlich gehen wir in das Tal zwischen den großen Bergen von Kerezik.«

»Faszinierend. Ich warte immer noch auf den Grund.«

Er sah sie an, und seine Schuppen verdeckten kaum die Stelle, wo sie ihm die Haut aufgerissen hatte. Sie gab sich keine Mühe, ihr Grinsen darüber zu verbergen.

»Und du wirst weiter warten«, knurrte er. »Jetzt steig auf, Drachenprinzessin. Oder ich bringe dich in meiner Klaue dorthin.«

Ohne ein weiteres Wort schwang sie sich auf seinen Rücken. »Ich bin nicht mehr auf dem Rücken eines anderen Drachen geritten, seit ich ein Baby war. Das könnte lustig werden.«

Um das zu betonen, fuhr sie mit ihren Händen durch seine Haare, bevor sie sich festhielt. Sie hörte sein unterdrücktes Stöhnen und biss sich auf die Lippen, um nicht zu lachen. Drachen ertrugen einfach nicht viel Spott.

Ohne ein weiteres Wort stieg Bercelak in die Luft und steuerte auf Kerezik zu … und auf das, was auch immer dort war.


»Und meine Mutter kennst du ja.«

Rhiannon konnte ihr Knurren kaum zurückhalten, als Bercelak sie seiner ganzen Sippe vorstellte. Eine extrem große, gut aussehende Brut, die an diesem Tag wohl alle das Bedürfnis verspürt hatten, Menschengestalt anzunehmen. Sogar Bercelak hatte eine Garnitur Kleidung dabei. Kettenhemd und -hose und einen dunkelblauen Wappenrock mit dem Wappen von Menschen, die die Armee der Königin schon vor langer Zeit vernichtet hatte.

Er stellte sie seiner ganzen Verwandtschaft als die Frau vor, die er in Besitz nehmen wollte.

Der Mistkerl!

Seine Mutter neigte kurz den Kopf, aber sie sah den Hass in den Augen der Frau. »Prinzessin.«

»Gebieterin.«

Goldene Augen wandten sich Bercelak zu. »Kann ich dich einen Augenblick sprechen, mein Sohn?«

»Natürlich.« Er nickte ihr zu. »Ich bin gleich zurück.«

»Wie du willst«, brummelte Rhiannon und wünschte, sie hätte ihm am Abend zuvor die Kehle zerfetzt.

Jemand, sie hatte keine Ahnung wer, drückte ihr einen Becher Wein in die Hand, während sie sich an einen langen Esstisch lehnte, der schon für ein Festmahl gedeckt war.

»Ich bin Maelona.«

»Ich erinnere mich«, seufzte Rhiannon, unfähig, ihren Verdruss über ihre momentane Lage zu verbergen.

»Bercelaks jüngste Schwester.«

Rhiannon bekämpfte den Drang zu sagen: »Na und?«

»Ich bin auch eine Hexe.«

Jetzt sah Rhiannon die Frau überrascht an. Sie war ein zierlicher grüner Drache mit Bercelaks schwarzen Augen und als Mensch besonders hübsch mit ihrem dunkelgrünen Haar. Vermutlich glitzerte sie wie Smaragde, wenn sie ein Drache war. Sie lehnte sich neben Rhiannon an den Tisch.

»Eine Hexe? Ich? Meine Fähigkeiten sind …« Rhiannon zuckte die Achseln. »Schwach.« Peinlicherweise.

»Wirklich?« Noch eine Schwester, Ghleanna oder so ähnlich, lehnte sich auf Rhiannons anderer Seite an den Tisch. »Das überrascht mich. Ein weißer Drache ohne jede Magie? Da stimmt doch was nicht.«

Stimmte im Moment überhaupt irgendetwas?

»Vielleicht.«

»Hast du dich je gefragt warum?«

»Warum was?«

»Warum dir anscheinend die Magie fehlt?«

»Nein. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass ich so geboren wurde.«

Ghleanna, ein schwarzer Drache und einige Jahrzehnte älter als Bercelak, hob eine glänzende schwarze Augenbraue. »Vielleicht.«

»Was soll das heißen?« Rhiannon hatte keine Geduld für Wortspiele mit den niederen Klassen.

Statt die Frage zu beantworten, stellte Ghleanna selbst eine. »Du weißt aber schon, dass deine Mutter etwas mit unserem Vater hatte … lange vor unser aller Geburt natürlich.«

»Ghleanna!«, mahnte ihre jüngere Schwester.

»Was denn? Das ist doch wohl kein Geheimnis!«

»Ist es nicht.« Rhiannon nippte an ihrem Wein. »Wenn ich es richtig verstehe, gibt es in einem gewissen Alter wenige, die nichts mit eurem Vater hatten.«

»Das ist wohl wahr«, lachte Ghleanna. »Mein Vater kann gut mit Frauen. Das liegt ihm im Blut.«

»Und das habt ihr alle geerbt, nehme ich an?«

»Ein paar von unseren Brüdern. Und eine unserer Schwestern.«

»Und Bercelak.«

Beide Schwestern spuckten ihren Wein aus.

Rhiannon blickte mit hochgezogener Augenbraue zwischen den Schwestern hin und her. »Hab ich etwas Falsches gesagt?«

»Bercelak wer?«, wollte Ghleanna wissen, während sie sich das Kinn abwischte.

»Unser Bercelak?«, fragte Maelona überrascht.

»Na ja … schon.«

»Er ist überhaupt nicht wie Vater.«

»Vater ist sehr jovial und fröhlich«, erklärte Maelona. »Wohingegen Bercelak sehr … ähm …«

»… mürrisch und unglaublich launisch ist?«

»Das ist nicht fair, Schwester.« Maelona sah Rhiannon an. »Er war immer nett zu mir.«

»Zu mir war er auch immer nett«, unterbrach Ghleanna sie. »Aber er ist trotzdem nicht unbedingt eine Stimmungskanone. Ich glaube nicht, dass ich ihn je lächeln gesehen habe.«

»Mutter sagt, er hätte früher gelächelt … du weißt schon … bis Vater …«, sie zuckte die Achseln, »na ja … du weißt schon.«

Ghleanna nahm noch einen Schluck Wein. »Vaters Art, uns zu erziehen, unterscheidet sich von den meisten.«

»Man lernt auf jeden Fall, wachsam zu sein. Ich bin im Kampf noch nie gefangen genommen oder verletzt worden.«

»Aye. Das stimmt.«

Neugierig, wie ihre Reaktionen ausfallen würden, gab Rhiannon zu: »Mich lächelt er an.«

Beide Schwestern erstarrten bei Rhiannons Worten. Dann wandten sie sich ihr langsam zu.

»Er hat gelächelt? Dich angelächelt?«, fragte Ghleanna leise.

»Aye. Gestern ein paar Mal. Und einmal vor vielen Jahren.«

Ghleannas Augen wurden schmal. »Bist du sicher, dass es Bercelak war?«

»Das werde ich ja wohl wissen. Ich wurde in letzter Zeit nur von einem schwarzen Drachen gefangen gehalten.«

Maelona schüttelte verwundert den Kopf. »Das ist faszinierend. Ich bin mir nicht sicher, ob einer von uns ihn jemals hat lächeln sehen.«

»Ich dachte, er wäre körperlich nicht in der Lage dazu.«

Bei Ghleannas Worten runzelte Rhiannon die Stirn. »Tja, das ist er aber«, fuhr sie sie an.

Warte. Was tat sie da? Warum hatte sie das Bedürfnis, den Mistkerl zu verteidigen? Götter! Sie war erbärmlich!

Mit einem Knurren entfernte sich Rhiannon von den beiden Frauen und ließ sie miteinander flüsternd stehen.


Bercelak nahm die Hände seiner Mutter. »Bitte. Vertrau mir.«

»Dir vertraue ich, Sohn.« Die goldenen Augen seiner Mutter schweiften zu der Frau seiner Träume. »Sie ist es, der ich nicht traue.«

Sie entzog ihm eine Hand, und ihre kühlen Finger glitten behutsam über den Kiefer ihres Sohnes. Genau dort, wo Rhiannon ihn am Vorabend gekratzt hatte. Es heilte zwar gut, schmerzte aber immer noch ein bisschen. »Was ist das? Hat sie dir das angetan?«

»Ich habe sie geärgert.«

»Soll so dein Leben aussehen? Beten, dass du die Wahnsinnige nicht ärgerst, weil du fürchtest, sie könnte dich im Schlaf umbringen?«

Bercelak sah seine Mutter in gespielter Überraschung an. »Aber Mutter! Ich bin entsetzt über deine Worte!«

»Du klingst wie dein Vater.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um seine Wunde besser sehen zu können. »Ich werde es nicht dulden, dass sie dir wehtut, mein Sohn. Vorher bringe ich diese Schlampe um.«

»Warst du nicht diejenige, die versucht hat, Vater die Kehle durchzuschneiden, bevor er dich in Besitz genommen hat?«

»Er hatte es verdient. Du aber nicht.«

»Woher willst du das wissen?«

»Ich kenne meinen Sohn. Ich kenne alle meine Kleinen.« Und sie beschützte sie alle. Selbst vor ihrem verrückten Vater. »Können wir dir nicht jemand anderen finden? Jemand … Netteren?«

»Ich will keine Nettere, ich will Rhiannon.«

Sie beobachteten beide, wie Rhiannon durch den Raum ging, einen Becher Wein in der Hand. Ein großer Hund rannte zu ihr, und sie kauerte sich neben ihn. Sie fuhr ihm mit einer Hand übers Fell, dann beugte sie sich vor und schnüffelte an ihm.

»Rhiannon?«, rief er sie leise. Sie warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Nein.«

»Nein was?«

»Er ist ein Haustier. Keine Leckerei.«

Sie runzelte die Stirn. »Ein Haustier?« Sie seufzte laut und gereizt auf, stand auf und ging um das Tier herum.

Er lächelte über ihre Verwirrung wegen der menschlichen Lebensweise und hörte seine Mutter nach Luft schnappen.

»Was?«, fragte er und sah auf ihr schönes Gesicht hinab.

»Sie hat dich zum Lächeln gebracht.«

»Aye. Rhiannon bringt mich immer zum Lächeln.«

Shalin ließ ihren Kopf an die Brust ihres Sohnes sinken. »Ihr dunklen Götter, ich habe dich für immer verloren.«

Bercelak verdrehte die Augen. »Ich glaube, Mutter, das ist jetzt ein bisschen extrem.«


Während sie ihren Wein trank, sah sich Rhiannon in dem Saal um, in dem sie stand. Bercelak hatte sie nicht in irgendeine Bergfestung gebracht, um seine Familie kennenzulernen. Ailean hatte eine Burg für seine Familie. Eine prächtige Burg, die sich in ein Tal zwischen den Taaffe-Bergen von Kerezik schmiegte. Doch das schien ihr eine merkwürdige Lebensweise für Drachen. Der einzige Weg, wie man das Gebäude betreten konnte, war, menschliche Gestalt anzunehmen. Niemand passte in Drachenform durch die Türen.

Rhiannon hatte viele Geschichten über Bercelaks Vater, Ailean den Verruchten, gehört. Tatsächlich füllten Einzelheiten über seine vielen, vielen, vielen Lieben und Eroberungen Bände um Bände von Büchern, die ihr eigener Vater sie nie hatte lesen lassen. Sie hatte immer gehört, dass er es vorzog, unter den Menschen zu leben, aber das Ausmaß wurde ihr erst jetzt klar.

Er hatte sogar menschliche Diener, die keine Angst vor den Drachen zu haben schienen, denen sie dienten.

Merkwürdig.

»Sieh an, sieh an!«, dröhnte eine Stimme hinter ihr. »Die Frau meines Sohnes.« Bevor Rhiannon eine Chance hatte, diese Aussage zu bestreiten, gab ihr eine große Hand zur Begrüßung einen Klaps auf den Rücken. Sie taumelte vorwärts und zum Glück direkt in Bercelaks Arme; sonst hätte sie mit dem Gesicht nach unten auf dem Marmorboden geendet.

Bercelak half ihr, sich zu fangen. »Alles in Ordnung?«

»Aye.«

»Zerbrechliches kleines Ding, was?«

Knurrend drehte sich Rhiannon zu der Stimme um, aber sie erstarrte auf der Stelle und starrte ihn an.

Bei den dunklen Göttern des Feuers, er ist umwerfend!

Das musste Ailean sein. Er war sehr ähnlich gebaut wie Bercelak und seine Brüder, aber er hatte blaue, von den weißen Strähnen des Alters durchzogene Haare, die ihm über den Rücken flossen und den Boden streiften. Sein scharfer Blick aus silbernen Augen erwiderte den ihren neugierig, während sündhaft volle Lippen sich zu einem Grinsen verzogen, das ihr die Knie weich werden ließ. Das erklärte, warum seine Nachkömmlinge so schön waren – ihr Vater war es auch, und sogar noch viel mehr.

Kein Wunder, dass ihre Mutter einen Abstecher ins Bett dieses Drachen gemacht hatte. Er musste mindestens in seinem fünf- oder sechshundertsten Winter sein, und dennoch war er stark, mächtig und immer noch tödlich attraktiv.

Als sie nichts sagte und ihn nur anstarrte, stupste Bercelak sie an der Schulter.

»Sag etwas«, fauchte er fast mit zusammengebissenen Zähnen.

Also sagte sie etwas. Zu seinem Vater. »Du bist absolut umwerfend.«

Ailean grinste und sah seinen Sohn an. »Tja, zumindest wissen wir jetzt, dass sie einen verdammt guten Geschmack hat.«

»Entschuldige uns.«

Dann zerrte Bercelak sie aus dem Raum, aber sie starrte weiterhin Ailean an, bis die Tür, die vor ihr zugeknallt wurde, ihr die Sicht versperrte.


Dies war nicht das erste Mal, dass eine Frau, mit der er intim war, seinen Vater mit solch begeistertem Interesse anstarrte. Vorher war ihm das immer egal gewesen. Aber dies war Rhiannon … seine Rhiannon. Und im Moment erstickte er fast an seiner Eifersucht.

Er drehte sie um, damit sie ihn ansah, und hielt sie mit beiden Händen an den Oberarmen fest. »Ging es vielleicht noch offensichtlicher?«

Sie blinzelte verwirrt. »Was offensichtlicher?«

»Deine offenkundige Bewunderung für meinen Vater!«

»Na ja, selbst du wirst zugeben müssen, dass er verdammt gut aussieht!«

Er musste hier überhaupt nichts zugeben.

Sie zuckte zusammen. »Oooh! Also, so habe ich das nicht gemeint. Was ich meine, ist … ich verstehe plötzlich meine Mutter ein bisschen besser.« Sie packte die Arme, die sie festhielten. »Wenn er so als Mensch aussieht, wie, bei den dunklen Göttern, sieht dann seine Drachengestalt aus? Sie muss überwältigend sein!«

Mehr konnte er nicht ertragen. Sie so über seinen Vater reden zu hören, erfüllte ihn mit einem Besitzbedürfnis, das er vorher noch bei keiner Frau gehabt hatte.

Sein Griff um ihre Arme wurde fester, als er sie an die gegenüberliegende Wand drückte. Sie hatte nur Zeit zu keuchen, bevor sein Mund den ihren bedeckte. Sie wehrte sich, versuchte, ihm ihre Arme zu entreißen, aber er weigerte sich, sie loszulassen. Stattdessen neigte er seinen Kopf zur Seite, um einen besseren Angriffswinkel zu haben, und schob seine Zunge zwischen ihre Lippen und in ihren warmen Mund.

Er spürte, wie sie ihr Bein bewegte, und um zu verhindern, dass sie ihm ihr Knie in die Weichteile rammte, schob Bercelak seine Hüften vor und hielt so ihren Unterleib mit dem seinen in Schach.

Sie keuchte wieder, und sein Verstand sagte ihm, er sollte sie loslassen. Doch ihre Hüften kippten ein winziges Stück nach vorn und drückten sich gegen seine schnell wachsende Erektion. Er hielt inne, besorgt, er könne sie falsch verstanden haben, doch dann strich ihre Zunge sanft über seine.

Das war alles, was er brauchte. Er ließ ihre Arme los, damit er seine Hände in ihren Haaren vergraben konnte und ihren Kopf stillhalten für seinen Kuss. Ihre jetzt freien Arme schlangen sich um seinen Hals und zogen ihn näher. Ihre in ihrer Sinnlichkeit fast explosive Reaktion, ließ ihm vor Begierde die Knie zittern. Unkontrolliert drückte Bercelak seine Hüften gegen ihre. Sie stöhnte in seinen Mund, und seine Hüften stießen noch einmal zu, entschlossen, sie beide zum Höhepunkt zu bringen.

Doch ein Hämmern an der Tür hielt ihn auf.

»He! Bruder!« Er konnte seine Brüder auf der anderen Seite der Tür hysterisch lachen hören. »Vater bittet um deine Anwesenheit bei Tisch, o mächtiger Kampfdrache, Verteidiger des Throns der Königin!«

»… und Verteidiger der Tochter der Königin!«, johlte eine seiner Schwestern noch.

Er wollte sich von ihr lösen, doch Rhiannon klammerte sich mit einem Griff, der nahe an der Schmerzgrenze lag, an seinen Hals.

»Nein. Hör nicht auf«, japste sie.

Ihr Götter, er hatte das verwöhnte kleine Gör zum Betteln gebracht. Nun, das verschaffte ihm ein hübsches Stück Hoffnung, das er am Vorabend noch nicht gehabt hatte.

»Tut mir leid, Prinzessin«, keuchte er. Er fragte sich, ob sie eine Ahnung hatte, dass kein weibliches Wesen, ob Drache oder Mensch, ihn je so erregt hatte. »Meine Familie wartet. Und falls du kein Publikum hierfür haben willst, schlage ich vor, dass wir gehen.«

Er löste sich von ihr und nahm seine Hände langsam von ihrem Körper. Was hätte er darum gegeben, ihr dieses Kleid vom Leib reißen zu können und sie zu nehmen, bis die zwei Sonnen aufgingen … in ein paar Wochen. Das hätte er auch getan, wenn er sie nur für eine Nacht oder ein paar Tage gewollt hätte. Doch bei diesem Spiel ging es um den Rest ihres Lebens. Wer hat, dem wird gegeben.

Sein Herz gehörte dieser Drachenlady, ob sie wollte oder nicht.

Und sie wird verdammt gut daran tun, es zu wollen.

5


»Und wie geht es deiner Mutter?«

Der gesamte Tisch erstarrte; alle Blicke waren nicht auf Ailean oder Rhiannon gerichtet, sondern auf Bercelaks Mutter Shalin, die die Frage gestellt hatte.

Rhiannon räusperte sich. »Ihr geht es gut. Wenn ich auch jeden Abend für ihren Tod bete, Gebieterin.«

Das brachte ihr die volle Aufmerksamkeit aller ein.

»Können wir also davon ausgehen, dass du deiner Mutter nicht sehr nahestehst?«, fragte Ghleanna, während sie virtuos mit dem Besteck hantierte, um das versengte Fleisch auf ihrem Teller zu essen. Rhiannon war fast am Verhungern und wünschte, sie könnte das Fleisch auf ihrem Teller einfach mit den Fingern essen, doch der Anstand verlangte, dass sie dem Beispiel derer folgte, in deren Höhle sie sich befand.

»Sie verabscheut den Boden unter meinen Füßen. Aber die Abneigung ist gegenseitig.«

»Sie fürchtet deine Macht«, bemerkte Maelona, die Rhiannon netterweise zeigte, welches Besteck sie benutzen musste, ohne dass es die anderen merkten.

Mit einem dankbaren kleinen Nicken folgte Rhiannon ihrem Beispiel. »Meine Macht ist nichts im Vergleich zu ihrer. Und das weiß sie auch.« Sie zerschnitt das Fleisch auf ihrem Teller; das Wasser lief ihr schon im Mund zusammen.

»Das ist nicht richtig«, sagte Shalin sanft. »Du hast viel Macht. Viel mehr als deine Mutter. Die Magie ist überall um dich herum. Ich kann sie sehen.«

Rhiannon kaute ihr Essen. Sie stellte fest, dass ihr dieses gekochte Fleisch fast genauso gut schmeckte wie das rohe Zeug, das sie normalerweise aß.

Ausgenommen … das Geschrei vermisste sie wirklich dabei. Wenn auch nicht das Schluchzen.

Als sie geschluckt hatte, sagte Rhiannon: »Ich habe gerade mit deinen Töchtern darüber gesprochen. Ich hatte viele Lehrer, Gebieterin. Und sie alle fanden, ich sei eine ziemliche Enttäuschung.«

Ghleanna schwenkte ihren Weinbecher. Ein Knie hatte sie hochgezogen und darauf die Hand mit dem Becher gestützt. »Ich habe ein bisschen darüber nachgedacht, seit wir darüber gesprochen haben, Prinzessin. Und ich glaube, sie haben dich angelogen.«

Rhiannon sah zu der Frau auf, die ihr gegenübersaß. Ghleanna verschwendete keine Zeit mit Kleidern oder sonstigem weiblich-menschlichem Schnickschnack. Sie trug eine schwarze Hose, ein schwarzes Hemd und hohe, schwarze Stiefel. Ihr dickes Haar war kurz geschnitten, was Rhiannon vorher noch nie an einem Drachen gesehen hatte.

»Warum sagst du das?«

»Du bist ein weißer Drache. Die Macht, die du hast, wurde in dir geboren. Wie bei den wilden Kyvwich-Hexen aus dem Norden oder bei den Nolwenn-Hexen aus den Wüstengebieten. Deine Macht fließt durch deine Adern, und deine Mutter kann nichts tun, um dir das für immer wegzunehmen.«

Rhiannon schluckte noch ein Stück Rind. »Und warum fehlt es mir dann so an den nötigen Fähigkeiten? Warum kann ich so wenig tun?«

»Ich habe eine Weile gebraucht, aber ich glaube, ich habe es herausgefunden. Wenn du trainiert hast, warst du immer Drache, oder?«

»Natürlich.«

»Dann haben sie es wegen deiner Schuppen nie gesehen.«

»Was gesehen?«

Ghleanna deutete auf Rhiannons Schulter, die nackt war, wo das Kleid heruntergerutscht war. »Dieses Brandzeichen, das du trägst.«

Mit einem Blick nach unten zuckte Rhiannon die Achseln. »Aye. Alle meine Geschwister haben dieses Mal. Um ehrlich zu sein, hatte ich ganz vergessen, dass es da ist.«

»Nun, es ist dieses Mal, das dich von deiner wahren Stärke fernhält, Prinzessin. Und ich würde meinen Schatz verwetten, dass deine Mutter das wusste, als sie es dir zugefügt hat.«

Stirnrunzelnd sah Rhiannon auf das Mal an ihrer Schulter hinab.


Bercelak hätte dem Gespräch der Frauen mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Stattdessen schickte er seinen beiden jüngsten und ein paar von seinen älteren Brüdern drohende Blicke zu, wenn sie Rhiannon lüstern ansahen.

Dann schnappte seine kleinste Schwester erschrocken nach Luft, und er drehte sich rechtzeitig um, um zu sehen, wie seine Frau ihr Messer an das kleine Brandzeichen an ihrer Schulter hob.

»Rhiannon!« Doch es war zu spät. Sie hatte die Spitze schon in das Fleisch um das Mal gestochen und daruntergegraben und schnippte jetzt ein Stück Haut und Muskel weg.

Seine Sippe schnappte nach Luft und redete durcheinander, während er vom Tisch aufsprang und sofort zu ihr hinüberging.

Sie starrte auf die Wunde hinab, aus der Blut strömte. »Ich fühle nichts.«

Bercelak kauerte sich neben sie, nahm eine Serviette vom Tisch und drückte sie auf die Wunde. »Nichts? Du spürst keinen Schmerz?«

»Oh, Schmerzen schon. Große Schmerzen. Aber sonst nichts.«

Er mühte sich ab, ihre Worte zu verstehen, scheiterte aber kläglich. »Wovon redest du?«

Sie nahm ihm das Tuch ab und stand auf. Sie drückte es gegen ihren Arm und ging vom Tisch weg. Seine ganze Familie beobachtete sie.

»Es hat sich nichts verändert.« Sie drehte sich zu ihnen um. »Seid ihr sicher, was dieses Zeichen angeht?«

»Es war eine Vermutung«, antwortete Ghleanna mit schreckgeweiteten Augen.

»Eine Vermutung? Es wäre nett gewesen, das zu wissen, bevor ich es mir aus dem Arm geschnitten habe!«

»Du verrückte Kuh! Woher hätten wir wissen sollen, dass du das tun würdest?«

»Was hattet ihr denn erwartet? Ihr sagt mir …« Rhiannon hörte abrupt auf zu reden.

Bercelak stand auf, als ihre blauen Augen seine suchten. »Götter, Bercelak. Es tut weh. Es tut weh«, flüsterte sie. Dann wurden ihre Arme hochgerissen, und ihr Körper hob sich vom Boden.

»Rhiannon!« Er wollte zu ihr, doch zwei seiner Schwestern hielten ihn fest.

»Lasst mich los!«

»Nein, Bruder. Lass sie«, befahl Ghleanna dicht an seinem Ohr. »Du kannst ihr nicht helfen.«

Bercelak sah, wie die Magie seiner Gattung durch Rhiannons Körper spülte, sich um ihre Gliedmaßen wand, ihr durch Brust und Bauch schnitt und wie Regenwasser aus ihr floss.

»Tut etwas!«, brüllte er, nicht bereit, mit anzusehen, wie sie sich vor Schmerzen wand. »Wir können sie doch nicht so leiden lassen!«

»Wir können nichts tun, nur warten, bis die Götter mit ihr fertig sind«, flüsterte Maelona.

Sobald Maelona die Worte gesagt hatte, stieg Rhiannons Körper langsam zur Decke auf. In fasziniertem Schweigen sahen er und seine Familie zu, wie sie immer höher stieg.

Dann … fiel sie. Als hätte einer der Götter mit seinen mächtigen Klauen zugeschlagen. Doch die Kraft dahinter war so groß, dass Rhiannons Körper durch den Boden des großen Saals schlug und aus ihrer Sicht verschwand.

»Götter!«

»Der Kerker! Sie ist im Kerker!«

»Wir haben einen Kerker?«

Bercelaks Vater führte sie in die selten benutzten unteren Stockwerke der Burg. Spinnweben hingen überall, und sie hörten die Geräusche von kleinen, verängstigten Tieren, die durch die feuchtkalten Gänge huschten. Sie fanden sie genau dort, wo sie sie vermutet hatten.

Bercelak rannte zu ihr. »Rhiannon?« Ghleanna und Maelona knieten sich neben sie.

Über Rhiannons Körper gebeugt, stieß Maelona ein tiefes Seufzen aus. »Sie atmet.«

Wütend, und weil er seine Wut an sonst niemandem auslassen konnte, stieß Bercelak Ghleanna an der Schulter. »Warum musstest du ihr das sagen?«

Knurrend stieß Ghleanna ihn zurück. »Woher sollte ich wissen, dass sie so etwas verflucht Blödes tut?«

»Hört auf!«

Sie sahen beide nach unten und stellten fest, dass Rhiannon die Augen geöffnet hatte und sie ansah. »Hört auf zu streiten.«

»Rhiannon, geht es dir gut?«

Sie blinzelte. »Mein Kopf tut ein bisschen weh.« Sie leckte sich die Lippen, und Bercelak hasste sich dafür, dass er sie schon wieder küssen wollte, statt sich um sie zu kümmern. »Und jeder einzelne Teil meines Körpers steht in Flammen.«

»Das ist nicht verwunderlich«, sagte Ghleanna. »Wenn so viel Magie durch dich strömt, Prinzessin, kannst du davon ausgehen, dass es wehtut.«

Rhiannon richtete ihre blauen Augen auf Bercelaks Schwester. »Auch das wäre wirklich gut zu wissen gewesen, bevor ich das getan habe!«, beendete sie ihren Satz mit einem Brüllen.

Kopfschüttelnd schob Bercelak vorsichtig seine Arme unter Rhiannons Hals und Knie und hob sie hoch, während er aufstand. »Jetzt bringen wir dich mal wieder nach oben, Prinzessin.«

»Ich habe immer noch Hunger, Nichtswürdiger«, murmelte sie.

Doch bevor er ihr etwas zu essen versprechen konnte, schnarchte sie schon.


Rhiannon gähnte und streckte sich. Sie fühlte sich unglaublich gut. Voller Macht und Leben. Sie konnte Dinge hören … Dinge sehen, die sie vorher nicht gekannt hatte. Sie konnte tatsächlich sehen, wie Ranken aus Magie um sie herumwirbelten.

Sie sah zu, wie eine kleine, rosafarbene sich drehte und drehte und drehte. Rhiannon wandte sich um und folgte ihr mit den Blicken, bis ihr bewusst wurde, dass Bercelak neben ihr im Bett lag. Er war wach, hatte den Kopf auf einen Arm gestützt und beobachtete sie mit einer Wärme, die sie in höchste Alarmbereitschaft versetzte.

Dann merkte sie, dass sie beide, bis auf die dünne Tierhaut, die sie bedeckte, völlig nackt waren. Als Drache hätte das nichts zu bedeuten gehabt. Aber in menschlicher Gestalt …

»Au!«, schrie er auf, als ihre Faust seine harte Brust traf.

»Warum sind wir zusammen im Bett? Was hast du getan?« Sie wollte ihn noch einmal schlagen, aber er packte ihre Handgelenke und drückte sie zurück aufs Bett.

»Hör auf mich zu schlagen!«

»Geh runter von mir!«

»Nicht, solange du dich nicht beruhigt hast!«

Es war allerdings ziemlich schwierig, sich zu beruhigen, wenn Bercelaks warmer, schwerer Körper direkt auf ihrem lag. Ein Teil von ihr wollte nichts weiter als ihre Beine für ihn zu öffnen. All diese Magie, die durch sie hindurchströmte, hatte nichts weiter bewirkt, als ihren überwältigenden Wunsch zu verstärken, sich von diesem Drachen vögeln zu lassen … heftig, lang und absolut gnadenlos.

Aye. Genau das wollte sie.

Götter! Was habe ich mir da angetan?

»Beruhige dich, Rhiannon, dann lasse ich dich los.«

Er sprach ruhig, besänftigend. Als versuche er, eine leckere Stute zu sich zu locken, bevor er sie zu seinem Imbiss machte.

Rhiannon konnte nicht anders als sich zu fügen. Als Mensch war sie immer noch so schwach im Vergleich zu ihm.

Tief durchatmend, zwang sie sich durch schiere Willenskraft, sich zu entspannen. Es funktionierte, doch statt sie loszulassen, sah Bercelak ihr ins Gesicht. Vor allem auf den Mund.

»Bercelak?«

»Hmmm?«

»Lass mich los.«

»Bist du sicher?« Und er sah sie mit solch verzweifelter Sehnsucht an, dass sie lächelte.

»Aye. Ich bin sicher.«

Mit einem gestöhnten resignierten Seufzen ließ er ihre Handgelenke los und rollte sich auf den Rücken. Sie musste sich immer noch auf die Lippen beißen, um beim Anblick seiner Erektion, die mit dem Bettzeug ein hübsches Zelt bildete, nicht zu lachen.

»Du bist zu grausam zu mir«, ächzte er.

»Warum? Weil ich dir nicht deinen abscheulichen Willen lasse?«

»Ja. Genau deshalb.«

Er klang so verletzt, dass Rhiannons Lächeln zu einem brutalen Grinsen wurde. »Armes Ding. Was musst du leiden!«

»Mach dich nicht lustig über mich, Weib!« Sein Arm glitt um ihre Hüfte und zog sie zu sich, sodass sie an seiner Brust ruhte. »Du genießt es anscheinend, mich zu necken, dabei habe ich mir solche Sorgen um dich gemacht.«

Er hatte sich Sorgen um sie gemacht? »Ehrlich?«

»Aye, Rhiannon. Ich hatte Angst, ich hätte dich verloren. Vor allem, als du durch den Boden gekracht bist … es ist Marmor, weißt du? Dicker, unnachgiebiger Marmor.«

Sie blinzelte. »Oh. Ich … ich nehme an, die Götter haben mich beschützt.«

»Anscheinend.« Er schwieg einen Augenblick, dann sprach er weiter: »Kannst du dich jetzt zurückverwandeln?«

Sie forschte in ihrem Inneren, doch ein paar Sekunden später wusste sie es. »Nein, kann ich nicht.«

»Aber vielleicht bald.«

»Vielleicht.« Oder vielleicht steckte sie auch für immer in diesem schwachen Körper fest, bis ihre Vorfahren sie zu sich riefen. Doch ein Blick auf ihren menschlichen Körper, und sie würden sie höchstwahrscheinlich sofort wieder angewidert fortschicken.

»Mach dir keine Sorgen, Rhiannon. Ich verspreche, dass wir das in Ordnung bringen. Du wirst bald lernen, die Magie zu beherrschen, die durch dich fließt, und dann kann dich nichts mehr aufhalten.«

»Du scheinst dir so sicher zu sein.«

»Weil ich es weiß. Und jetzt«, er küsste ihre Stirn, dann ihre Wange und bewegte sich weiter ihren Körper hinab, »lass uns nicht länger reden.«

Sie stemmte sich gegen seine Brust, doch selbst sie musste zugeben, dass es ein sehr halbherziger Versuch war. Doch was konnte sie tun? Vor allem, wenn er unter ihrem Kinn knabberte und seine Hände über ihren Körper streiften.

»Bercelak«, keuchte sie, »Stopp.«

Er lachte, bevor sich sein Mund über einem harten Nippel schloss und sog. Plötzlich fielen ihr seine »Regeln« wieder ein, und ihr wurde klar, dass er nicht aufhören würde. Wenn sie wollte, dass er aufhörte, würde sie »Nein« sagen müssen.

Sie sagte: »Tu das nicht.«

Ein tiefes Stöhnen hallte aus seinem Mund durch ihre Brust, während eine seiner großen Hände an der Rückseite ihres Beins nach oben glitt und sich zwischen ihre Schenkel legte. Einer von Bercelaks langen Fingern glitt in sie, und Rhiannon hörte sich selbst wimmern. Götter, diese Bestie ließ sie winseln wie einen schwachen Menschen!

Dennoch, es fühlte sich so verdammt gut an. Seine Finger machten ihren Körper rasend. Seine Zunge und Lippen spielten mit ihren Nippeln.

Rhiannon wollte die Erlösung. Am liebsten sofort. Doch sie würde niemals darum bitten. Also sagte sie stattdessen: »Bercelak … das dürfen wir nicht!«

So lag sie flach auf dem Rücken, während Bercelaks harter Körper schwer auf ihr lag und sie in die Matratze drückte.

Oh, sie genoss seine Regeln. Sie war zwar zugegebenermaßen liederlich, aber sie musste sich nicht so verhalten. Stattdessen konnte sie so tun, als läge das alles außerhalb ihrer Kontrolle, während er ihr in Wahrheit die Macht überließ. Woher wusste er, dass all das sie in einen Feuerball verwandeln würde? Woher kannte er sie so gut? Sie hatte nie Zeit mit ihm verbracht. Hatte kaum mit ihm gesprochen, außer wenn ihre Mutter in der Nähe war und sie nicht wollte, dass diese sie eine Zicke nannte.

Oder lag es daran, dass sie einfach nur gut zusammenpassten? Drachen glaubten, dass ihr wahrer Gefährte irgendwo »da draußen« auf sie wartete. Derjenige, der für sie bestimmt war, bis ihre Vorfahren sie nach Hause riefen.

Konnte ihr wahrer Gefährte wirklich dieser herrische, launische, arrogante Mistkerl sein?

Er bewegte sich an ihrem Körper entlang nach unten, folgte seiner Zunge, bis seine breiten Schultern ihre Schenkel auseinanderschoben und er sein Gesicht zwischen sie schob.

Für den Moment beantwortete sie ihre eigene Frage laut. Um genau zu sein, schrie sie ihre Antwort. »Ja! Ihr Götter, ja!«


Sie vor Lust laut aufschreien zu hören, brachte Bercelak beinahe um den Verstand. Er griff ihre Schenkel fester und vergrub sich tiefer in ihr. Sie stöhnte und bäumte sich unter ihm auf, ihre Hände gruben sich in seine Haare.

Ihr Götter, sie schmeckte gut. Und sie roch sogar noch besser.

Dies war die Rhiannon, von der er immer gewusst hatte, dass sie existierte. Die, von der er wusste, dass sie für immer die Seine sein würde. Er hatte warten wollen, bis sie zurück in seiner Höhle waren, bevor er sie nahm, denn er hatte keine Zweifel daran, dass er niemals bis zu ihrer Inbesitznahme würde warten können. Was aufgrund ihrer königlichen Abstammung bei Vollmond geschehen musste … und dieser war noch vier sehr lange Tage entfernt.

Dennoch hatte er nie vorgehabt, es hier zu tun, im Haus seines Vaters. Aber er konnte nicht anders. Vor allem, da sie ihn anstachelte. Dieses »Das dürfen wir nicht« brachte ihn fast um. Sie wusste genau, wie sie ihn locken musste. Sie verstand ihn besser als irgendwer sonst; sie hatte es nur noch nicht bemerkt. Doch das würde sie. Bald würde sie alles verstehen.

Sie würde erkennen, dass sie einzeln stark waren – aber zusammen waren sie nicht zu stoppen.

Eine von ihren Händen ließ seine Haare los und klammerte sich ans Kopfteil des Bettes. Sie wand sich unter ihm, konnte ihre Hüften nicht bewegen, weil er ihren Unterleib aufs Bett drückte, während seine Zunge sie auf den Höhepunkt zu peinigte.

»Bercelak.« Sie flüsterte seinen Namen, und sein ganzer Körper verkrampfte sich. »Götter, Bercelak …« Ihr war vermutlich nicht einmal bewusst, dass sie es laut gesagt hatte, doch mehr musste er nicht hören.

Er schloss seinen Mund über ihrem Kitzler und saugte. Rhiannons ganzer Körper bäumte sich auf, und sie stieß ein durchdringendes Stöhnen aus. Er spürte, wie ihre Zehen sich einrollten und wieder entspannten, wo sie auf seinen Schultern auflagen, und er fürchtete, sie würde das Kopfteil zerbrechen, so wie sie sich daran festklammerte.

Schließlich kam sie zur Ruhe, und Bercelak bewegte sich ihren Körper entlang wieder nach oben, bis er über ihr lag. Er griff nach ihren beiden Händen – nachdem er eine von ihnen vom Kopfende gelöst hatte und die andere aus seinen Haaren – und hielt sie über ihrem Kopf fest.

Dann wartete er.

Nach ein paar Sekunden öffneten sich Rhiannons Augen langsam, und er lächelte in ihr Gesicht hinab.

»Fühlst du dich besser?«

Mit einem verruchten Lächeln, von dem er hoffte, er würde es die meiste Zeit, die sie zusammen waren, auf ihrem Gesicht halten können, nickte sie. »Aye.«

»Gut.« Sein Griff um ihre Handgelenke wurde fester und drückte sie auf die Matratze. Fragend hob sie eine Augenbraue.

»Jetzt bin ich dran«, antwortete er, stieß tief und hart in sie und ließ sich von ihrem herrlichen überraschten Aufschrei überspülen.

6


Irgendwann lichtete sich der Nebel in ihrem Verstand, und sie konnte wieder klarsehen. Doch bis dahin war es zu spät.

Sie spürte, wie sein Glied ohne Vorwarnung, ohne lange Vorrede in sie stieß – und es fühlte sich wundervoll an. Das bedeutete auch, dass sie wenige Gründe hatte, um sich gegen sein Recht zu wehren, sie in Besitz zu nehmen. Wenn er seine Absichten nicht von Anfang an deutlich gemacht hätte, hätte sie ihn benutzen können, bis die zwei Sonnen verkohlten und die Ozeane austrockneten, und er hätte sie trotzdem nicht ohne ihre Zustimmung haben können. Doch sie kannte seine Absichten, er hatte sie ohne jegliche Gewalt genommen … und sie hatte es zugelassen.

Die Drachenältesten würden auf diese Weise wenig Geduld aufbringen, wenn sie seine Inbesitznahme verweigern wollte.

Zur Hölle mit ihm!

»Rhiannon«, flüsterte er an ihrem Ohr, und ihr ganzer Körper schmolz dahin. »Ich werde dich vögeln, Rhiannon. Ich werde dafür sorgen, dass du noch mal kommst.« Darauf verdrehte sie die Augen und spürte sein Lächeln an ihrer Wange. »So wird es immer mit uns sein, weißt du? Immer.«

Das bezweifelte sie, doch dann begann er, sich zu bewegen, und sie dachte an nicht mehr viel außer daran, wie gut er sich in ihr anfühlte.

Bercelak hielt ihre Arme fest, doch ihre Beine waren frei. Sie schlang sie um seine Taille, ihre Fersen gruben sich in seinen Hintern. Er knurrte und küsste sie, während seine Hüften sich immer wieder an sie drängten und er immer und immer wieder in sie stieß.

Ihre Zunge traf auf seine, und sie schrie vor Lust auf. Erstaunlich, dass sie nach dem, was sie eben erlebt hatte, mehr wollte. So viel mehr.

Während er ihre Wange küsste, ihr Kinn und ihre Kehle leckte, trieb Bercelak sie auf einen weiteren wahnsinnigen Höhepunkt zu. Sie versuchte, ihm ihre Hände zu entziehen, aber er packte sie fester und drückte sie tiefer in die Matratze.

Er wird mich nicht loslassen, dachte sie bei sich, und in diesem Moment legte sich wieder sein Mund auf ihre Brust und saugte fest an ihrem Nippel.

Ihr Höhepunkt kam mit brutaler Schnelligkeit und schoss durch Rhiannons ganzen Körper, wie die Magie es getan hatte, nur diesmal ohne Schmerz. Reines Vergnügen. Grandioses Vergnügen.

Sie keuchte und versuchte, sich zu konzentrieren, und ihr wurde bewusst, dass Bercelak in ihr gekommen war und jetzt erschöpft auf ihr lag.

Das war der Augenblick, in dem sie zugeben musste – zumindest vor sich selbst –, dass es sich gar nicht so schlecht anfühlte, ihn dort zu haben.


»Rhiannon?« Es fühlte sich wie Ewigkeiten an, bis er genug Energie aufbringen konnte, um das zu sagen. Doch als sie ihm nicht antwortete, begann Bercelak, sich ernsthafte Gedanken zu machen. In Sorge, dass er sie versehentlich verletzt haben könnte, stützte er sich auf einen Ellbogen und sah auf sie hinab.

»Rhiannon?«, sagte er noch einmal, diesmal lauter.

»Hmmmmmm?«

Sie klang satt.

Bercelak musste lächeln. Es fühlte sich schön an zu lächeln. »Geht’s dir gut?«

Langsam öffneten sich ihre Augen und sie sah ihn verwundert an. Dann, genauso schnell, zogen sich ihre Augenbrauen zu einem finsteren Blick zusammen. »Das ändert gar nichts, Nichtswürdiger!«

Bercelak lachte laut auf, und das fühlte sich sogar noch besser an als zu lächeln. »Tut mir leid, Prinzessin. Das ändert alles. Und das wissen wir beide.«

Knurrend versuchte sie, sich von ihm loszumachen, doch er hielt sie an der Taille fest.

»Du gehst nirgendwohin.«

»Lass mich los!«

»Nein. Ich will zuerst reden.«

»Reden?« Diese Vorstellung schien sie zu entsetzen.

»Aye. Reden. Sichergehen, dass wir ein paar Dinge geklärt haben.«

Sie lehnte sich zurück, sah ihn aber weiterhin misstrauisch an. »Was geklärt haben?«

»Der nächste Vollmond ist in vier Tagen. Dann werde ich dich in Besitz nehmen.«

»Warte …«

»Nein. Ich werde nicht warten, Rhiannon. Du gehörst mir, wie ich dir gehöre. Nichts wird daran etwas ändern.«

Wütend machte sie sich von ihm los und krabbelte übers Bett. »Das ist nicht fair! Es war die Magie … sie verändert …«

Er schüttelte den Kopf. »Versuch’s mit etwas anderem, Prinzessin. Ich nehme dir nicht ab, dass die Magie dich als Einzigen von allen Drachen Dinge tun lässt, die du nicht tun willst.«

»Aber …«

Frustriert bellte er: »Nein! Keine Ausflüchte mehr! Keine Widerrede!« Er zog sich hoch und kam auf allen Vieren auf sie zu.

Mit aufgerissenen Augen wich Rhiannon vor ihm zurück. Das Bett war groß, aber nicht so groß.

Ihr hinteres Bein glitt vom Bett, sodass sie fast auf den Boden gefallen wäre. Doch Bercelak hielt sie am Handgelenk fest.

»Warte …«

Er ignorierte ihre Bitte und riss sie zu sich aufs Bett.

Als er sich auf sie legte, fauchte sie: »Ich werde dich nie lieben, Nichtswürdiger! Niemals!«

Sein Herz setzte aus. Er wollte ihre Liebe. Er brauchte sie sogar. Es ging nicht darum, ein Mitglied des Königshauses zur Gefährtin zu nehmen. Es ging um Rhiannon, und nur um Rhiannon. Er liebte sie, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, und – das hatte er sich schon vor Jahren eingestanden – er würde sie immer lieben. Keine Frau würde ihr jemals gleichkommen. Und jetzt, wo er tatsächlich in ihr gewesen war, tatsächlich ihre Lustschreie gehört und ihre Leidenschaft gespürt hatte, wollte er keine andere Frau in seinen Armen haben. Nur Rhiannon. Immer Rhiannon.

Doch nach dem zu urteilen, was er von seiner Rhiannon wusste, würde kein »vernünftiger« Mann je in ihrem Bett leben … ihr Bett besitzen. Also schob er die Seite an sich beiseite, die sich um sie kümmern wollte – die sie zum Lachen bringen und sie lächeln sehen wollte. Er würde diese Seite verdrängen, bis er Rhiannon in Besitz genommen hatte. Und selbst wenn er den nächsten Vollmond dadurch verpasste, würde er sie erst in Besitz nehmen, wenn sie ihn liebte. Nichts war schlimmer als mit jemandem zusammen zu sein, der einen nicht liebte und es auch niemals tun würde. Drachen lebten viele Jahre, und das war zu lange, um ohne einen wahren Gefährten zu leben, dem man wichtig war.

Also verdrängte er die Seite an sich, die sich sorgte, und brachte den Krieger zum Vorschein. Den gnadenlosen Kampfdrachen, der mehr Drachenkönigreiche zerstört hatte als er zählen konnte.

Er vergrub seine Hand in ihren Haaren und riss ihren Kopf zurück. Eine ihrer Hände griff nach seiner Schulter und versuchte, ihn wegzuschieben.

»Vielleicht sollten wir einander richtig verstehen, Prinzessin. Ich werde dich haben. Ich werde dich zu der Meinen machen bis ans Ende der Zeiten. Fordere mich heraus, wenn du willst, aber diesen Kampf wirst du verlieren. Ich verspreche dir, dass du verlieren wirst.«

Klare, blaue Augen starrten ihn wütend an, doch er sah auch die Hitze darin. Mit ihrem Hass kam ihre Lust. Genau wie er es erwartet hatte.

Er zog ihren Kopf noch ein wenig weiter zurück, und die Hand an seiner Schulter grub sich in seine Haut.

»Ich denke, es ist an der Zeit, dass du verstehst, wie die Dinge zwischen uns laufen werden, Prinzessin. Ich denke, es ist Zeit, dass ich es dir zeige


Bercelak hämmerte noch einmal an die Tür seines älteren Bruders. Endlich zog Addolgar die schwere Eichentür auf.

»Was denn?«

»Ich brauche deine Ketten, Bruder.«

Addolgar starrte ihn lange an. »Will ich wissen, wozu?«, fragte er schließlich.

»Nein.«

»Nur die Handfesseln, oder auch das Halsband?«

»Alles.«

Mit einem Achselzucken ging Addolgar zurück in sein Zimmer. Er hörte seinen Bruder mit seiner Gefährtin sprechen. Bercelak schüttelte den Kopf, als er sie bellen hörte: »Wo willst du mit unseren Ketten hin?«

»Es ist für einen guten Zweck«, sagte Addolgar über seine Schulter hinweg, während er seinem Bruder die Ketten übergab. »Sie haben mir Glück gebracht, Bruder. Vielleicht funktioniert das bei dir auch.«


Er hat mich in den Schlaf gevögelt, dachte sie, als sie sich zwang, wach zu werden. Die Sonnen schienen hell durch die schmalen Fenster, und sie wusste, dass es spät am Vormittag war.

Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, wie er sie gebadet hatte, und zwar gegen ihre gemurmelten Proteste.

Rhiannon schüttelte den Kopf, um ihren erschöpften Kopf freizubekommen, doch der Klang von schweren Ketten ließ sie erstarren. Sie wollte ihre Kehle berühren, doch ihre Hände ließen sich kaum bewegen. Sie drehte den Kopf und sah die metallenen Handfesseln, die ihre Handgelenke festhielten; die Kette festgezogen, damit ihre Arme sich nicht zu weit vom Kopfende des Bettes weg verirren konnten. Sie konnte das Halsband, das sie trug, weder sehen noch berühren, aber sie spürte es nur zu gut. Schweres Metall, das ihr auf die Schultern drückte. Selbst ihre Füße waren gefesselt und die Ketten sicher am Fußende des Bettes befestigt.

»Mistkerl!«

»Oh, gut! Du bist wach.«

»Mach mich los! Sofort!«

Er lächelte, was sie wenig tröstete. »Ich glaube nicht. Ich hab dich gern zu meiner Verfügung. Willig, feucht und bereit, sobald ich will.«

Sie hätte ihn angespuckt, wenn er näher gewesen wäre. Vor allem, als sie spürte, dass ihr Körper so augenblicklich reagierte. Ihre Nippel standen vor, und Feuchtigkeit breitete sich zwischen ihren Schenkeln aus. Er sah es ebenfalls, und sein Grinsen wurde noch breiter.

Sie kämpfte wieder gegen die Ketten an. »Ich schreie um Hilfe!«

»Ich würde mir keine Mühe geben. Denk daran, wessen Familie dies ist. Die von Ailean dem Verruchten. Irgendwie hat er es geschafft, meine Mutter zu umwerben, die, wie man mir erzählt hat, vor ihrer Inbesitznahme mehr als einmal versucht hat, ihn umzubringen. Also habe ich ernsthafte Zweifel, ob er das hier für eine besonders extreme Form der Brautwerbung halten wird.«

»Ich bin eine Prinzessin«, wandte sie ein, »du kannst mich nicht behandeln …«

»Du bist eine Prinzessin«, unterbrach er sie. »Eine schöne Prinzessin, die mir gehört.«

Er kam schließlich doch zu ihr herüber, und sie starrte den menschlichen Körper vor sich angestrengt an. Götter, warum musste er so schön sein?

»Sag mir, dass du mir gehörst, Rhiannon, dann lasse ich dich frei.«

Wütend und erregt gleichzeitig, wandte Rhiannon ihr Gesicht ab.

»Sag es mir, Rhiannon.« Seine Finger glitten an ihrer Wade hinauf, neckten ihre Haut allein mit den Fingerspitzen. »Sag es mir« – Finger glitten zwischen ihre Schenkel, sanfte Küsse folgten –, »oder ich werde dich dazu zwingen müssen … irgendwie.«

Sie erbebte, und zu ihrer Schande musste sie sich eingestehen, dass es nicht vor Angst oder Wut war. Es war Lust. Ihre Schwäche machte sie krank. Wie konnte sie je hoffen, Königin zu werden, wenn sie nicht einmal zu diesem Mistkerl Nein sagen konnte?

Seine Lippen wurden von seiner Zunge ersetzt, die über ihren Schoß wanderte und dann über ihren Bauch.

»So einfache Worte, Rhiannon. ›Ich gehöre dir, Bercelak.‹ Sag es, dann haben wir es hinter uns.«

Als sie den Kopf drehte, kniff ihr das Halsband ein wenig ins Fleisch. Sie schloss entsetzt die Augen, als ihr bewusst wurde, wie sehr es ihr gefiel.

»Das werde ich nicht«, presste sie heraus, während seine Zunge mit der äußersten Spitze ihres Nippels spielte. »Ich werde es nicht sagen!«

»Na schön. Dann werden wir es wohl auf die harte Tour machen müssen.« Er zog sich von ihr zurück, und sie fragte sich kurz, was die »harte Tour« war. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Bercelak ihr wehtun würde. Zumindest nicht ohne ein bisschen anständiges Betteln. Er streckte sich neben ihr aus, den Kopf in ihrem Schoß. Sie sah mit zusammengekniffenen Augen zu, wie er sie küsste und seine Zunge vorschob und damit fast unmerklich über ihren Kitzler strich.

Sie stöhnte, schloss die Augen, und ihr ganzer Körper spannte sich. Dann hörte er auf, zog sich zurück und pustete sie an. Ganz sanft.

Ihre Augen sprangen auf, und er schenkte ihr dieses umwerfende Lächeln. Für jemanden, der selten lächelte, tat er das plötzlich ziemlich oft. Ihretwegen?

»Gib mir, was ich will, Rhiannon, und ich gebe dir, was du willst.«

Sie weigerte sich zu sprechen und schüttelte den Kopf. Das Halsband, warm von der Hitze ihres Körpers, fühlte sich wunderbar auf ihrer Haut an.

»Wie du willst.« Er beugte sich nach unten und begann wieder, sie zu erregen. Knurrend wandte sie den Kopf ab, nur um seine geschwollene Männlichkeit direkt vor ihren Augen auf und ab tanzen zu sehen. Bercelak hielt ihn fest in der Hand und streichelte ihn langsam.

Sie konnte ein Knurren des Begehrens nicht unterdrücken, und Bercelaks Mund hörte auf, sich zu bewegen. Er hob den Kopf und sah sie an. Lange sahen sie sich in die Augen, dann leckte sich Rhiannon die Lippen.

Bercelak stöhnte und knurrte gleichzeitig, während er sich auf die Knie hochschob. Er kam auf sie zu. Jetzt sah sie nicht mehr ihn an, sondern sein Glied.

Bercelak kniete sich rittlings über ihre Brust, schob die Hand in ihren Nacken und hob sanft ihren Kopf an. Sie öffnete ihren Mund, und er schob sich in sie. Sie schlossen beide mit einem Aufseufzen die Augen, während Rhiannon ihn lutschte. Sie liebte es, wie sein ganzer Körper bebte, als sie Besitz von ihm ergriff.

»Ihr Götter, Rhiannon«, flüsterte er. »Ihr Götter, fühlt sich das gut an.«

Sie dachte daran, ihn zu quälen, wie er sie gequält hatte, aber sie wollte nicht. Sie hatte ihn gern im Mund. Sie mochte es, ihn auf sich zu spüren. Sie verspürte keine Angst, keine Scheu, und sie fragte sich, wann er beweisen würde, was für ein Mistkerl er war. Also saugte sie und leckte.

Sein Griff in ihrem Haar wurde fester; er hielt ihren Kopf still, und sein Glied bewegte sich in ihrem Mund, während er sich dem Höhepunkt näherte. Schließlich stieß er ein letztes Mal in sie. Sie würgte fast, als sein Samen ihren Mund füllte und bis ans hintere Ende ihrer Kehle explodierte. Doch sie schluckte ihn und saugte weiter, bis er sich von ihr zurückzog und aufs Bett fallen ließ. Selbstzufrieden leckte sie sich noch einmal die Lippen und sah ihm zu, wie er keuchend und mit einem leichten Schweißfilm bedeckt neben ihr lag.

Jetzt würde er ihr nicht mehr widerstehen können. Jetzt würde er ihr diese Ketten vom Leib reißen und sie vögeln, bis sie beide ohnmächtig wurden.

Darauf wartete sie. Und wartete.

Endlich stieß Bercelak einen tiefen, befriedigten Seufzer aus, dann lehnte er sich im Bett zurück, die Hände hinter dem Kopf, die Beine an den Knöcheln verschränkt. Seine Beine ruhten jetzt neben ihrem Kopf.

Er sah zur Decke hinauf. »Also, was hättest du lieber, Rhiannon? Zuerst ein männliches Junges? Oder ein weibliches?«

Sie riss verärgert die Augen auf. »Wa-was?«

»Als dein erstes. Männlich oder weiblich? Mir gefällt der Gedanke an ein Mädchen. Ich habe mir immer eine Tochter gewünscht.« Er lächelte sie an, und es war das wärmste Lächeln, das sie je gesehen hatte. »Und ich will, dass sie aussieht wie du.« Dann kehrte sein Blick an die Decke zurück, als könne er ihre ganze Zukunft sehen – ihre ganze gemeinsame Zukunft–, die sich vor seinem inneren Auge abspielte. »Aber ein männlicher Nachkomme wäre auch nett, meinst du nicht? Er könnte sich um seine jüngeren Geschwister kümmern. Ich glaube nicht, dass wir so viele haben müssen wie meine Eltern. Fünfzehn ist übertrieben, aber … definitiv mehr als zwei oder drei, was meinst du?«

Unfähig, ihn weiter anzusehen, ohne zu schreien, starrte Rhiannon aus dem Fenster und erörterte, was es nützen würde, sich von dem Felsvorsprung zu stürzen – natürlich nachdem er sie losgebunden hatte.

Mit einem mitleidigen Augenrollen seufzte Rhiannon, doch es klang eher wie ein Schluchzen.

7


Am Ende band er ihre Arme und Beine los und gestand ihr genug Kette zu, dass sie den Nachttopf und die Badewanne erreichen konnte. Ansonsten ließ er sie den ganzen restlichen Tag und bis weit in die Nacht hinein am Bett angekettet.

Rhiannon wünschte sich ehrlich, sie könnte sagen, dass sie ihn hasste. Ihn zu hassen hätte alles so einfach gemacht. Sie hätte ihm versprochen, was immer er verlangte, gewartet, bis er sie losband, und dann hätte sie ihm seine momentan menschliche Kehle mit einem gezackten Stück Glas durchgeschnitten – oder sie ganz einfach mit ihren Zähnen zerfetzt. Je nachdem, was sich ergeben hätte.

Doch sie hasste ihn nicht. Und sie hasste sich selbst dafür, dass sie ihn nicht hasste.

Erbärmliches Weibsstück.

Sie riss noch einmal an ihrer Kette. Als Bercelak beschlossen hatte, sie eine Weile allein zu lassen, war ihm schnell klar geworden, dass das Kopfende des Bettes ihrer Kraft und Wut keine zwei Sekunden standhalten würde. Deshalb hatte er die Kette um eine Säule gewickelt und sie abgeschlossen. Mit einem nervtötend glücklichen Lächeln hatte er sie mit dem Versprechen, bald wiederzukommen, auf die Wange geküsst und war gegangen.

Das war jetzt fast eine Stunde her, und er war immer noch nicht zurück. Ein leises Klopfen an der Tür veranlasste sie, ein Tierfell vom Boden aufzuheben und es sich um den Körper zu wickeln, denn diese menschlichen Diener reagierten immer so dramatisch auf jede Art von Nacktheit. Warum sie gegenüber jedem, den sie nicht begehrten, auf diese Art reagierten – sie hatte keine Ahnung.

»Komm rein.« Es war ohnehin egal, denn sie selbst würde sowieso in nächster Zeit nicht kommen.

Die Tür ging auf, und Ghleanna und Shalin traten ein. Ghleanna hatte ein Tablett mit Essen dabei, dessen Duft Rhiannons Magen knurren ließ, und ihre Mutter folgte mit einem Becher und einer Karaffe.

Rhiannon betete, es möge Wein sein, den sie da trug, denn sie brauchte etwas, um ihr Gehirn zu betäuben, bevor sie noch anfing, aus Spaß Dinge um sich herum zu zerstören.

»Wir dachten, du könntest vielleicht hungrig sein.«

»Noch lieber wäre mir der Schlüssel.«

Die beiden Frauen sahen sich an, doch es überraschte nicht, dass es Ghleanna war, die sprach: »Du hast den Verstand verloren, Prinzessin, wenn du glaubst, dass wir uns in dieser Sache zwischen dich und meinen Bruder stellen.«

»Na schön!«

Sie drehte sich um, wobei die Kette sich um ihren Hals wickelte, und stolzierte durch den Raum zurück.

»Na, na«, beschwichtigte Bercelaks Mutter. »Kein Grund, wütend zu werden. Alles wird gut. Das verspreche ich.«

»Dein Sohn ist unzumutbar.«

»Mein Sohn ist verliebt.«

Auf Shalins Worte hin wirbelte Rhiannon herum, doch die Kette, die sich eng um ihre Kehle gewickelt hatte, riss ihr den Kopf zurück.

»Ack!«


Bercelak beobachtete, wie einer seiner jüngeren Brüder ohnmächtig wurde und auf den Boden fiel. Der ganze Wein … er hätte es besser wissen müssen. Der Wein seines Vaters konnte einen Elefanten töten.

Die Hand seines Vaters klatschte auf seinen Rücken. Jeder andere, selbst ein Drache, wäre hingefallen. Doch alle Kinder von Ailean hatten gelernt, sich einen stabilen Rücken und eine gute Balance zuzulegen.

»Keine Sorge, Sohn. Du wirst sie schon noch brechen.«

Bercelak verdrehte die Augen. »Ich will sie nicht brechen. Wenn ich das wollte, hätte ich eine von diesen faden Hofdamen gewählt.«

»Aber du hast sie doch gar nicht gewählt«, fühlte sich sein Bruder Caerwyn bemüßigt zu sagen.

»Ihre Mutter hat sie mir vielleicht vorgeworfen, aber ich hatte Rhiannon schon viel länger erwählt. Alles, was ich getan habe, jede Schlacht, die ich gewonnen habe, jeder Rang, den ich mir verdient habe, war für sie. Um ihrer würdig zu sein.«

»Du bist ihrer würdig.« Sein Vater setzte sich auf einen Stuhl und legte die Beine auf den Tisch. »Du bist mein Sohn.«

»Oh, ja. Das ist natürlich hilfreich.«

Seine Brüder und zwei seiner trinkfesten Schwestern lachten zustimmend, doch sein Vater sah seine Brut verwirrt an.

»Was soll das heißen?«

»Komm schon. Du kannst mir nicht erzählen, dass du das nicht weißt. Dein Name klebt an uns wie der Gestank an einem räudigen Hund!«

»Alle Welt kennt dich, Vater«, schaltete sich eine seiner Schwestern ein. »Und was sie von dir wissen, ist nichts Gutes.«

Sein Vater, sonst immer jovial und lächelnd, sah plötzlich wütend aus. »Du willst also sagen …«

»Dass du peinlich bist? Ja.« Bercelak wollte nicht grausam sein, aber er fragte sich, ob seine Zeit mit Rhiannon nicht ein klein wenig leichter gewesen wäre, wenn sein Vater nicht in den ganzen Dunklen Ebenen als Ailean der Verruchte bekannt gewesen wäre.

»Ich bin immer noch dein Vater, Junge! Also pass auf, wie du mit mir redest! Es ist nicht meine Schuld, wenn du das kleine Miststück nicht unter Kontrolle bekommst. Wenn du mehr wie ich wärst, wäre das vielleicht kein Problem.«

Hätten seine Geschwister ihn nicht festgehalten – Bercelak hätte den alten Drachen in der Luft zerrissen.


»Oh, ich habe zweimal versucht, ihn umzubringen. Einmal hätte ich es auch fast geschafft.« Rhiannon sah zu, wie Bercelaks zierliche Mutter sich mit dem Daumen quer über die Kehle fuhr. »Hab ihm von hier bis hier die Kehle aufgeschlitzt. Aber er hat sich in einen Drachen verwandelt, bevor ich ihm den Rest geben konnte. Seine Schuppen haben ihn davor bewahrt zu verbluten.«

Rhiannon sah zu Ghleanna hinüber, die gelangweilt und unbeeindruckt aussah. »Das ist aber eine hübsche Geschichte, Herrin.«

»Nein, ist es nicht. Aber ich will damit sagen, dass die Männer in dieser Familie sich keine schüchternen und zurückhaltenden Gefährtinnen suchen. Je mehr du gegen meinen Sohn ankämpfst, desto mehr will er dich. Nachdem ich Ailean die Kehle aufgeschlitzt hatte, hat er mich einen Monat später in Besitz genommen.«

»Habt Ihr …« Rhiannon wandte den Kopf unter Shalins festem Blick.

»Habe ich was?«

»Na ja … habt Ihr es je bereut, mit ihm zusammen zu sein?«

Shalin lehnte sich in ihrem Sessel zurück, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. »Nein. Ich habe es nie bereut, mit ihm zusammen zu sein, und ich kann mir nicht einmal ein Leben ohne ihn vorstellen. Allerdings bereue ich, wie schwer sein Ruf unsere Kinder trifft.«

Ghleanna schnaubte und sah dabei zum Fenster hinaus. »Das ist ein wenig untertrieben.« Sie sah Rhiannon an. »Meinen Brüdern hat der Ruf unseres Vaters genützt, den weiblichen Nachkommen aber nicht. Ich habe mehr Drachen halb totgeschlagen als mir lieb ist, weil sie dachten, ich sei eine Art Hure, die sie behandeln können, wie es ihnen gefällt.«

»Und jetzt geht sie gar nicht mehr aus.«

»Ich lasse mich nicht wie Dreck behandeln, Mutter. Ich liebe meinen Vater, von ganzem Herzen sogar, aber es vergeht kein Tag, an dem ich vergessen könnte, dass ich die Tochter von Ailean dem Verruchten bin.«

»Dein Vater hat immer nur das Beste für seine Kinder getan, Ghleanna. Dich eingeschlossen. Unter uns: Du bist eines seiner Lieblingskinder. Es würde ihn schmerzen, wenn er wüsste, dass du so von ihm denkst.«

»Und es schmerzt mich, allein zu sein. Dennoch müssen wir damit leben.«

Wäre sie nicht an Ort und Stelle festgekettet gewesen, hätte Rhiannon Mutter und Tochter allein gelassen, damit sie diese Diskussion unter sich zu Ende führen konnten. Und sei es aus dem einzigen Grund, dass sie ein bisschen eifersüchtig war. Ein großes bisschen eifersüchtig. Ihre Auseinandersetzungen mit ihrer Mutter waren ganz anders. Wenn ihr Vater sie nicht beschützt hätte, hätte Addiena sie vermutlich schon vor langer Zeit getötet. Deshalb schickte sie zu jedem Neumond ein Gebet an die Götter zu Ehren ihres Vaters. Denn er hatte sie mehr als alle anderen geliebt.

Und jetzt wollte Shalin sie glauben machen, dass Bercelak sie liebte. Konnte er das? Konnte das irgendjemand? Es war nicht gerade leicht, mit ihr auszukommen.

Bercelaks Mutter streckte die Hand aus und nahm die Hand ihrer Tochter. »Wir sind für dich da, Liebling. Wenn du mich lässt, kann ich dir helfen«, sagte sie zu Ghleanna.

Ghleanna schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster, doch ihr Griff um die Hand ihrer Mutter wurde fester. Sie wurden aus ihrem stillen Moment gerissen, als die Zimmertür aufflog und Bercelak eintrat.

Rhiannon stand auf, als sie sein Gesicht sah. »Ihr Götter, was ist mit dir passiert?«

»Nichts«, grummelte er, während er durch den Raum stapfte. »Nur eine kleine Diskussion mit meinem Vater.«

»Du hast mir versprochen, dass du dich nicht mehr mit ihm schlägst!«, sagte seine Mutter anklagend und stand auf, damit sie ihren sehr groß gewachsenen Sohn besser ansehen konnte.

»Hab ich auch nicht. Ich habe mit jemand anderem gestritten und er hat beschlossen, es zu beenden.«

Rhiannon hob die Hand und berührte den schwarzblauen Fleck um Bercelaks Auge. Er zuckte zusammen und wandte sich so schnell zu ihr um, dass sie ihre Hand zurückriss und sich von ihm entfernte.

»Ähm … wir gehen dann besser«, sagte Shalin und zog sich hastig zurück. »Komm, Ghleanna.«

Rhiannon hörte Mutter und Tochter gehen, und es kostete sie ihre ganze Überwindung, sie nicht zurückzurufen.

»Rhiannon?«

»Sie ist sehr lieb, deine Mutter.«

»Ich weiß.«

»Sie hat mir Essen und Wein gebracht. Hat dafür gesorgt, dass das Halsband nicht zu eng sitzt.« Ihr Götter, sie faselte.

»Rhiannon …«

»Ghleanna kann richtig mit ihrer Mutter reden. Das muss schön sein.«

»Rhiannon.« Er drehte sie um, damit sie ihn ansah. »Hör auf.«

»Hör auf womit?«

»Mir auszuweichen.«

»Das tue ich gar nicht.« Und doch sah sie ihm nicht in die Augen. Also ehrlich … wie sollte sie bloß ein Königreich regieren?

Bercelaks große Hand fasste sie unters Kinn und hob ihr Gesicht an.

»Was ist los?«

»Nichts.«

»Warum siehst du mich dann so an?«

Schließlich hielt sie es nicht länger aus. Ihre Hand hob sich, und sie fuhr sanft mit den Fingern über sein verletztes Auge. Er starrte sie in argwöhnischer Betroffenheit an, doch sie konnte nicht anders.

»Bist du sicher, dass es dir gut geht?«

Ihr Götter!

Was hatte der Mistkerl mit ihr gemacht?


Das musste irgendein Trick sein. Irgendein grandioser Trick, den sie meinte, aus Spaß mit ihm machen zu können. Doch ihr Blick sah so ehrlich aus, und ihre Finger an seinem Gesicht waren sanft und so behutsam.

Ihr Götter, war sie wirklich um sein Wohl besorgt? Um seine Gesundheit? Das musste ein Fortschritt sein. Andererseits sah sie über sich selbst entsetzt aus, weil sie überhaupt gefragt hatte.

»Das wird schon wieder. Ich habe schon Schlimmeres eingesteckt. Wenn man in dieser Familie aufwächst, lernt man, mit Überraschungsangriffen fertig zu werden.«

Sie zog ihre Hand weg. »Gut. Ja, sehr gut.«

Rhiannon versuchte, sich abzuwenden, aber er zog sie wieder zu sich herum. »Wolltest du mich nicht begrüßen?«

»Dich begrüßen?«

Er nickte und beugte sich herab, bis seine Lippen über ihren schwebten. »Jedes Mal, wenn ich von der Verteidigung deines Throns zurückkomme, solltest du mich auf diese Art begrüßen, damit der ganze Hof weiß, dass dir etwas an mir liegt.«

»Mir liegt nichts …« Doch er unterbrach ihre Lüge mit einem Kuss.

Ihr Götter, für jemanden, der nicht viel Zeit als Mensch verbrachte, wusste Rhiannon wirklich, wie man wie einer küsste. Ihre warme Zunge streichelte seine, ihr kehliges Stöhnen ließ seine Selbstkontrolle langsam bröckeln.

Irgendwie riss er sich von ihr los, und Rhiannon sah in unendlicher Frustration zu ihm auf. »Was ist denn jetzt wieder?«

Bercelak zog die dünne Silberkette, die er um den Hals trug, unter seinem Hemd hervor. Der Schlüssel zu Rhiannons Fesseln hing daran. Er schloss das Halsband auf, während sie ihn mit zusammengekniffenen Augen ansah.

»Was soll das? Was hast du vor?«

Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich aufs Bett. »Einer meiner Brüder hat mir gesagt, er habe Nachricht von einem seiner Freunde bei Hof erhalten …« Ihr Götter, wie sollte er ihr das sagen? Er sah in Rhiannons hellblaue Augen. Sie sahen ihn abwartend an. Nein. Es würde keine feinfühligen Worte für seine Frau geben. Sie verdiente nichts als die absolute Wahrheit.

»Bei Hof gehen Gerüchte um, Rhiannon.«

»Gerüchte? Was für Gerüchte?«

»Einige behaupten, deine Mutter will dich töten.«

Sie zuckte die Achseln. »Das wusste ich schon.«

Rhiannon sagte das so lässig. Während seine Sippe nicht in einer Million Leben glauben würde, dass Shalin sie je in irgendeiner Form verletzen könnte, war es für Rhiannon normal, dass ihre Mutter das durchaus tun würde.

»Du gehst viel besser damit um, als ich das getan habe.« Eigentlich war das der Grund für sein blaues Auge gewesen. Sein Bruder hatte ihm die Nachricht überbracht. Er hatte ihn einen Lügner genannt. Sie hatten sich geschubst und gestoßen, sie hatten geschrien, und dann hatte die Schlägerei begonnen. So lange, bis ihr Vater, der keine Kämpfe unter seinen Sprösslingen duldete, eingegriffen hatte. Mit einem Schlag hatte Ailean Bercelaks Raserei beendet und mit einer deftigen Ohrfeige seinen jüngeren Sohn gebändigt.

»Was gibt es damit umzugehen? So ist mein Leben. Immer schon. Mein Vater hat mich vor langer Zeit gewarnt, dass das kommen würde. Deshalb hat er dafür gesorgt, dass ich gut ausgebildet bin.«

»Ausgebildet?«

»Aye. Ob als Mensch oder Drache: Ich kann mit Schwert, Keule, Dolch, Bogen und Peitsche umgehen. Außerdem kenne ich viele Formen des Nahkampfs.« Sie lächelte, und er sah, wie Stolz in ihren Augen aufleuchtete. »Und mit Flammen kann ich Dinge tun, die sogar dich in Staunen versetzen würden.«

Er fragte sich, ob ihr überhaupt bewusst war, dass er immer noch ihre Hände hielt, während sie sprachen. »Sogar mich in Staunen versetzen, was?«

»Na ja … als Kampfdrache musst du viele erstaunliche Dinge gesehen haben.«

Indem er mit dem Daumen über ihre Knöchel streichelte, sagte er: »Nichts, was so erstaunlich wäre wie du, Rhiannon.«

Erschrocken räusperte sie sich und wandte den Blick ab. »Und was soll das ändern?«

»Maelona kennt eine Hexe, die dir vielleicht helfen kann, jetzt, wo du deine vollen Kräfte hast. Morgen werden wir gemeinsam zu ihr gehen.«

»Ich brauche keinen Babysitter, Bercelak. Ich glaube, ich kann auch allein mit einer Hexe reden.«

»Sie ist ein sehr alter Drache, Rhiannon, der sich nicht mehr in einen Menschen verwandelt. Und ich werde dich keiner Gefahr aussetzen.« Alte Drachen konnten ein wenig labil sein. Wenn man sie am falschen Tag erwischte, rissen sie einem ohne Weiteres die Schuppen vom Leib. Und was sie Menschen antaten …

Seufzend nickte sie. »Na gut.«

»Wir brechen morgen früh auf.« Bercelak ließ endlich ihre Hände los, damit er das Fell von ihren Schultern schieben konnte. »Für heute Abend habe ich andere Pläne.«

Sie versuchte, ihr Lächeln zu verbergen, doch es gelang ihr nicht sehr gut. »Und ich frage mich, was das wohl für Pläne sein können.«

8


»Und auch noch ein weißer Drache. Habe schon eine ganze Weile keinen mehr von deiner Sorte gesehen.«

Rhiannon seufzte schwer, hauptsächlich aus Langeweile, während Bercelak vor ihr stand und versuchte, die alte Ziege davon zu überzeugen, ihnen zu helfen.

Donnfhlaidh, ein alter brauner Drache – Ich wusste nicht einmal, dass es die überhaupt noch gibt –, ließ sie nun schon fast eine halbe Stunde warten.

»Herrin«, versuchte es Bercelak noch einmal mit einer Geduld, die Rhiannon inzwischen wohlvertraut war, »wir brauchen wirklich deine Hilfe.«

»Sie kann sich also nicht mehr in einen Drachen zurückverwandeln?«

»Nein.«

»Tja, da kann ich ihr nicht weiterhelfen.«

»Na schön!« Rhiannon war mit ihrer Geduld am Ende. Sie stürmte um Bercelak herum. »Wenn du mir nicht hilfst, finde ich eben jemand anderen, der es tut!«, schrie sie zu ihr hinauf.

Der alte Drache gackerte hysterisch. »Ihr Götter, Bercelak! Weißt du überhaupt, was du dir mit der da antust?«

Rhiannon, der gleichgültig war, dass sie keine schützenden Schuppen hatte, knurrte und stürmte vorwärts. Doch etwas hielt sie hinten am Kleid fest, und als sie sich umdrehte, sah sie, dass es Bercelaks Schwanzspitze war, die sich in den dicken Stoff eingehakt hatte. Sie sah wütend zu ihm auf und er zwinkerte.

Sie sollte ihn wirklich hassen; nur sah er so majestätisch aus in der vollen Kampfrüstung, die er trug, um die alte Drachenhexe zu beeindrucken. Der metallene Brustharnisch, der dazu diente, nicht nur die Brust des Drachen, sondern auch seinen verwundbaren Bauch während des Kampfes zu schützen, leuchtete im Schein der Feuerstelle. Der von Bercelak trug ein aufwendiges Motiv von vergangenen Schlachten. Die Details der Arbeit zeigten seinen Rang. Und dann waren da noch die Narben, die einen Großteil seines Körpers bedeckten …

Ihr Götter! Was hatte er mit ihr gemacht? Wann war sie zu einem dieser liebeskranken Weibchen geworden? Wie konnte sie das zulassen?

»Herrin, ich bitte dich noch einmal … wirst du uns helfen?«

»Ich kann den Zauber ihrer Mutter nicht ändern, Bercelak. Entweder muss die Königin sterben, oder deine Geliebte wird ihn selbst umkehren müssen.«

»Und wie kann ich das?« Rhiannon seufzte dramatisch.

»Versuch’s damit.« Die alte Hexe warf ihr ein Buch zu. Da es von Drachen geschrieben war, war es riesig, und da Bercelaks Schwanz sie immer noch festhielt, konnte sie sich nur ducken, als es auf ihren Kopf zuflog. Doch eine schwarze Klaue streckte sich aus und fing das Buch in der Luft ab.

»Ah, ich danke dir, Herrin.«

»Behaltet es. Bald werde ich nichts von alledem mehr brauchen.« Die Drachenhexe drehte sich langsam um und ging tiefer in ihre Höhle hinein, doch über die Schulter warf sie ihnen noch zu: »Ihr wisst schon, dass ihr gut zusammenpasst, oder? Du, Prinzessin, gibst ihm die Möglichkeit, nett zu sein und nicht nur ein Mörder. Und Bercelak erlaubt dir, eine echte Zicke zu sein, wann immer du willst.«

»Aye«, fuhr sie fort, und ihre Stimme wurde von den Höhlenwänden zurückgeworfen, als sie in der Dunkelheit verschwand. »Ihr zwei passt perfekt zusammen. Und eines Tages … eines Tages werden eure Kinder alles verändern.«


Bercelak sah seiner Schwester und seiner Mutter dabei zu, wie sie sich gemeinsam mit Rhiannon bemühten, den Zauber zu finden, der den Einfluss der Königin brechen würde.

Sie saßen schon seit Stunden daran, und er konnte erkennen, dass die Geduld seiner Frau zu schwinden begann.

Als sie vor Frust buchstäblich aufbrüllte und den Tisch erzittern ließ, an dem sie alle arbeiteten, wusste er, dass sie dringend eine Pause brauchte.

»Es ist sinnlos!«

»Komm, Rhiannon.« Er nahm sie am Handgelenk und zog sie zum Ausgang. »Mutter? Kommst du zurecht?«

»Geht nur.« Seine Mutter sah nicht einmal auf, als sie sie wegscheuchte. Abgesehen von einem anderen Bruder war seine Mutter die einzige Gelehrte des Clans. Alte Texte zu entziffern war etwas, das sie gerne machte. »Ich komme zurecht.«

Bercelak nutzte die Antwort zu seinen Gunsten und zerrte Rhiannon aus dem Schloss und in Richtung Wald.

»Wo gehen wir hin?«

»Du bist gefährlich angespannt, mein Liebling. Ich fürchte um die Sicherheit meiner Familie.«

Sie grub ihre Hacken in den weichen Boden, und er drehte sich zu ihr um. »Was?«

»Sag das nicht noch mal.«

»Ich weiß, dass du meiner Familie nie etwas tun würdest, Rhiannon.«

»Nicht das. Nenn mich nie wieder ›Liebling‹. Nichts dergleichen.«

»Du bist unglaublich, Prinzessin.« Er ging weiter und riss sie dabei mit. »Du diskutierst über die verrücktesten Sachen.«

»Ich denke nicht. Ich brauche keine geschmacklosen Kosenamen von dir.«

»Oh, hättest du sie lieber von einem anderen?«

»Es gibt keinen anderen.«

Abermals blieb er stehen und sah sie an. »Und das wird auch so bleiben, Prinzessin. Es wird nur mich geben. Es wird nur dich geben.«

Kopfschüttelnd antwortete sie: »Ich verstehe dich nicht, Bercelak. Um ehrlich zu sein, könntest du jede haben, ob von niederer Geburt oder königlich. Willst du wirklich so unbedingt der Gemahl einer Königin sein?«

»Ich will nicht ›jede‹, Rhiannon. Ich will nur dich. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, wollte ich nur dich. Das hat sich nie geändert. Das wird sich auch nie ändern. Ob du die Thronfolge deiner Mutter antrittst oder sie einem deiner Geschwister überlässt – es wird meine Gefühle für dich nicht ändern … und ich denke, das weißt du. Ich denke, davor hast du Angst.«

Sie entzog ihm ihren Arm und machte einige Schritte von ihm weg. »Ich werde vielleicht nie wieder Drache sein. Vielleicht bleibe ich für immer in diesem schwachen Menschenkörper gefangen. Vielleicht werde ich auch niemals Königin. Vielleicht werde ich nie regieren. Und eines Tages musst du vielleicht zwischen meiner Mutter und mir wählen. Eines Tages wird sie dich zwingen zu wählen.«

»Es gibt keine Wahl. Es wirst immer du sein, Rhiannon. Du wirst immer meine erste und einzige Wahl sein. Dein Wohlergehen ist alles, was mir wichtig ist. Mensch oder Drache, Königin oder von niederer Geburt: Ich werde es zu meiner Lebensaufgabe machen, dich und die Kinder, die wir haben werden, zu schützen. Ich werde nicht zulassen, dass etwas unserer Familie schadet. Und ich werde definitiv nicht zulassen, dass dir etwas schadet.«

Er nahm wieder ihre Hand und hob sie an seinen Mund, um ihre Fingerknöchel zu küssen.

»Mein Herz gehört dir, Rhiannon. Es wird immer dir gehören.«

Mit einem finsteren Blick wandte sie den Kopf ab, dann sah sie zu Boden.

Er wusste, dass sie ihn wieder zurückweisen würde. Diese Angst vor ihren Gefühlen würde sie davonlaufen lassen, doch er war bereit, auf sie zu warten. Er hatte keine Wahl. Keine andere Frau würde ihm je genügen.

Dann, zu seinem Schrecken, streckte sie langsam ihre freie Hand nach ihm aus, den Blick immer noch zu Boden gerichtet. Er nahm sie und zog leicht dran. Sie bebte kurz, dann schmiegte sie sich an ihn. Ihre Arme schlangen sich um seine Hüften, ihr Kopf ruhte an seiner Brust.

Er schloss die Augen und schickte ein stilles Gebet zu den Drachengöttern, die ihn im Kampf und im Leben beschützten.


Große Hände strichen ihr über den Rücken. Er sprach nicht. Er triumphierte nicht. Er hielt sie lediglich fest und ließ sie ein Teil von sich sein.

Sie ließ seine Kraft durch sich fließen. Er schenkte sie ihr gerne, ohne Reue und ohne etwas dafür zu verlangen.

Als die Stille zu viel für sie wurde, fragte sie: »Wohin wolltest du mich mitnehmen?«

»Komm. Ich zeige es dir.«

Sanft löste er ihre Arme von seinem Körper, nahm sie besitzergreifend an der Hand und führte sie weiter vom Schloss weg. Nach einigen Minuten hörte sie das Geräusch von rauschendem Wasser, und ihr Herz schlug schneller. Bald kamen sie zu einem Fluss, dessen Wasser für einen Menschen nicht zu wild war, um darin zu baden.

»Wasser«, seufzte sie. »Es ist Ewigkeiten her, seit ich in etwas anderem als einer Wanne gebadet habe.«

»Ich weiß. Ich wollte schon gestern mit dir herkommen, aber die Kette hat mich abgelenkt.«

Sie lächelte, während Bercelak hinter sie trat. Es überraschte sie nicht, als seine Hände um sie herumgriffen und begannen, ihr Mieder aufzuschnüren. »Weißt du, Bercelak, meine Hände funktionieren ganz gut.«

»Da bin ich sicher. Aber eines wird Kriegern aller Rassen beigebracht: wie man Knoten bindet und löst.«

Er machte kurzen Prozess mit dem Band, das ihr Mieder zusammenhielt, und bald glitten seine Hände über ihre entblößten Brüste.

Rhiannon seufzte wieder und lehnte sich rückwärts an Bercelaks harten Körper.

»Weißt du, Prinzessin, ich glaube, dass du so angespannt bist, macht es so schwer, den Zauber deiner Mutter zu vertreiben.«

»Ach ja? Und wo kommt diese Angespanntheit her? Vielleicht daher, dass mich ein Irrer stundenlang in einem Schlafzimmer angekettet hat?«

»Nein. Das ist nicht der Grund.«

Sie grinste. Er war wirklich irre. Und offensichtlich gehörte er ganz ihr.

»Ich denke, daran sollten wir heute arbeiten. Dich zu entspannen.«

Das Kleid glitt von ihrem Körper und bis auf ihre Füße hinab.

»Ach ja?«

»Aye. Ich will dich entspannt und ruhig. Wahrscheinlich wird die Magie dann einfach so aus dir herausfließen.«

Sie musste seine Fähigkeit, aus Zentaurenmist Gold zu spinnen, einfach bewundern.

Weiche Lippen küssten ihren Hals. Starke Zähne knabberten an der Haut unter ihrem Ohr. Große, schwielige Hände kneteten ihre Brüste, bevor sie an ihrem Körper hinabglitten und in sanften Kreisen über ihre Haut strichen.

»Eines Tages, Rhiannon, wirst du wieder Drache sein. Ich werde nicht ruhen, bis wir dich wieder ganz gemacht haben.«

Sie befreite sich aus seinen Armen und lächelte in sein hübsches Gesicht. »Darüber machen wir uns später Gedanken. Hier wartet ein Fluss auf uns.« Diesmal nahm sie seine Hand und zog ihn ans Ufer. Sie streifte ihm sein Hemd ab und öffnete seine Hose. Er schleuderte seine Stiefel von den Füßen, während sie seine Hose herunterzog. Sie neckte seine fast schmerzhafte Erektion mit der Nasenspitze und er stöhnte.

»Du bist wirklich böse.«

Sie lachte. Bercelak war das einzige lebende Wesen, das ihr einfiel, das sie dazu brachte, mit ihm zu lachen statt über ihn.

Mit den Händen fuhr sie über seine kräftigen Schenkel und stand auf. Dann beugte sie sich vor und küsste seine nackte Brust. Bercelak seufzte und murmelte ihren Namen. Seine Arme umschlangen sie wieder und zogen sie an sich. Sie musste zugeben: Das Gefühl seiner nackten menschlichen Haut auf ihrer gefiel ihr wirklich.

Rhiannon strich ihm mit den Händen über den unteren Rücken und den Hintern. Ihre Finger gruben sich fest in seine Pobacken. Leise lachend drückte er sie an den Schultern von sich weg.

»Du spielst nicht fair, Prinzessin.«

»Ich wusste nicht, dass ich das soll.«

»Das ist ein Argument.« Er hob sie mühelos hoch und warf sie sich über die Schulter. »Ich hoffe ehrlich, dass du mit diesem menschlichen Körper schwimmen kannst.«

»Ich kann es lernen.«


Sie schwammen eine ganze Weile. Rhiannon erregte ihn weiter, quälte ihn. Sie schien es zu genießen. Sie lächelte sogar. Er liebte es, sie lächeln zu sehen.

Als sie in dem kalten, klaren Wasser von hinten herankam und ihn fest mit den Händen umschloss, hatte er genug. Er zerrte sie aus dem Wasser und zwischen die Bäume. Dort legte er sie auf den Boden und streckte sich neben ihr aus.

»Es wird Zeit, dass ich dir beibringe, wer hier das Sagen hat.«

»Das wäre dann wohl ich.«

»Bist du dir da so sicher?«

Sie streckte eine Hand aus und umschloss fest sein Glied. Bercelak stöhnte, sein Kopf fiel nach vorn und rieb sich an ihr.

»Ja«, murmelte sie selbstzufrieden. »Ich bin mir sicher.«

Doch dieses Spiel konnten zwei spielen.

Während sie ihn langsam streichelte, ließ er seine Hand zu ihrem Geschlecht gleiten. Er steckte einen einzelnen Finger in sie, und sie bäumte sich unter seiner Hand auf.

Grinsend sah er zu, wie sie sich auf die Lippe biss und ihre Hüften gegen seine Hand stemmte.

»Willst du mehr?«

Sie nickte, und ein leises Wimmern entwich ihrer Kehle.

Er schob noch einen Finger in sie, und sie schrie auf. Er vögelte sie weiter mit der Hand, während sein Mund sich um ihre Brust schloss und seine Zunge mit ihrem Nippel spielte.

Rhiannons Griff um sein steinhartes Glied wurde etwas unbeständiger, war nicht annähernd so anmutig wie vorher, doch sie ließ ihn nicht los. Sie streichelte ihn mit einer Hand und grub die andere in seine Haare, umklammerte seinen Hinterkopf und zog ihn näher zu sich.

Sie berührten und streichelten sich weiter und trieben sich gegenseitig zum Höhepunkt. Als ihre Beine zu zittern begannen, stieß Bercelak fester zu und streichelte ihren Kitzler mit dem Daumen. Ihr Griff wurde fester, er berührte sie weiter, bis sie zusammen kamen, sich windend und aneinander reibend.

Als sie sich schließlich losließen, sah er ihr in die Augen, und gleichzeitig sagten sie: »Du bist absolut verrückt nach mir!«

Sie brach in befreiendes Gelächter aus, doch er hielt ihr den Mund zu; sein Körper spannte sich beim Geruch nach Menschenfleisch in der Nähe.

Rhiannons blaue Augen sahen ihn an, doch sie sagte nichts und wehrte sich nicht.

Sie warteten, und er war nicht überrascht, als menschliche Soldaten in ihr Blickfeld traten. Zum Glück waren sie so tief zwischen den Bäumen verborgen, dass keiner der Männer sie sehen konnte.

Es waren ziemlich viele – mindestens ein Bataillon –, und sie hatten zwei große Katapulte dabei, die mit langen, dicken Spießen ausgestattet waren. Perfekt, um einen Drachen zu töten. Es war nicht das erste Mal, dass Menschen zum Haus seiner Eltern kamen und hofften, zum Spaß einen seiner Art zu fangen oder zu töten. Es würde auch nicht das letzte Mal sein.

Sich zu Rhiannon vorbeugend, flüsterte er ihr ins Ohr: »Sie sind gekommen, um uns zu jagen. Du musst zurück zum Schloss. Hol meinen Vater. Und meine Brüder und Schwestern.«

Auch diesmal widersprach sie nicht. Nickte nur mit dem Kopf und strich ihm mit der Hand über die Wange.

»Warte, bis ich sie ablenke – dann lauf los. Verstanden?«

Sie nickte wieder.

Er küsste sie auf die Stirn und stand auf. Als er etwas von ihr entfernt war, verwandelte er sich, warf Bäume dabei um und erschreckte die Soldaten.

Sie griffen sofort an, aber er nahm sich dennoch einen Augenblick Zeit, um sicherzugehen, dass sie seinem Befehl folgte. Das tat sie. Er sah ihre lange, schmale Gestalt zwischen den Bäumen hindurchhuschen. In dem Wissen, dass seine Familie sie beschützen würde, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den vorrückenden Soldaten zu.


Rhiannon hatte den Wald gerade verlassen, als sich dicke Arme um sie legten und sie rückwärts an einen großen, gepanzerten Körper zogen.

»Hab dich!«

Sie waren zu viert, und sie war nackt und konnte sich nicht verwandeln. Nein. Nicht gut.

»Du bist bereit, mit einem Drachen herumzuhuren. Dann nehme ich an, dass du auch uns nehmen wirst, was?«

Derjenige, der sie festhielt, warf sie zu Boden. Sie trat um sich und traf einen in die Weichteile. Als er sich krümmte, rammte sie ihm die Faust an den Kiefer. Sie fühlte Knochen unter ihren Knöcheln splittern. Ihr Vater wäre stolz auf sie gewesen.

Der Soldat stolperte weg von ihr und starrte sie an, als Rhiannon sich aufrappelte.

»Götter, sie hat ihm den Kiefer gebrochen!«, sagte einer von ihnen voller Ehrfurcht.

Sie verabscheute sie ehrlich. Menschen. Widerliche, scheußliche Kreaturen, die fürchterlich stanken und eine allgemeine Abneigung gegen das Baden zu haben schienen.

Die drei noch unverletzten Männer standen jetzt um sie herum. Umzingelten sie. Doch bevor sie sich rühren konnten, zog ein Brüllen vom Flussufer ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich.

Rhiannon drehte sich in dem Moment um, als ein Mensch ein Breitschwert in Bercelaks Rücken drehte. Andere hatten ihm Seile um Schnauze und Hals geworfen.

»Nein.« Sie wusste nicht, dass sie es laut aussprach, bis sie schrie: »Nein!«

Doch bevor sie zum Schloss zurücklaufen und Hilfe holen konnte, griffen die Männer, die sie umzingelt hatten, an. Einer rammte ihr die Faust in den Magen, ein weiterer hielt sie an den Haaren fest. Doch derjenige, der ihr ins Gesicht schlug, machte sie am zornigsten. Wut durchströmte sie, und sie brüllte.

Menschen. Menschen behandelten sie so!

»Sieh sie dir an!«, schrie einer von diesen dummen kleinen Menschen, und Rhiannon wandte sich ihnen zu. Sie brauchte einen Moment, um sich bewusst zu werden, dass sie jetzt auf sie hinabsah. Und mit einem schnellen Blick auf sich selbst erkannte sie, dass sie wieder ein Drache war.

Grinsend beobachtete sie die Männer, die eben noch so bereit gewesen waren, sie zu schlagen und zu vergewaltigen, und die jetzt um ihr Leben rannten. Einen davon schnappte sie sich und biss ihn in der Mitte durch. Einen zweiten schleuderte sie mit einem Rückhandschlag in die Bäume und freute sich an dem Geräusch seines brechenden Rückgrats, als er gegen einen kräftigen Baumstamm krachte. Doch den, der sie geschlagen hatte … ihn nahm sie mit ihrer Klaue hoch und genoss seine Schreie, als sie ihn zu Brei zerquetschte.

Als sie fertig war, machte sie sich auf den Weg zu Bercelak, um ihm zu helfen, jetzt, wo sie es tatsächlich konnte. Doch sobald sie aus den Bäumen brach, schrien sie Warnungen, und plötzlich wickelten sich Seile um ihren Hals.

»Ein Paar«, schrie einer von ihnen. »Ein Brutpaar! Bringt sie lebend zurück!«

9


Bringt sie lebend zurück? Tja, das war inakzeptabel. Niemand brachte sie oder Bercelak irgendwohin.

Doch die Seile um ihren Hals schnitten ihr so in die Kehle, dass sie kein Feuer spucken konnte. Wer immer sie geschickt hatte, wusste, wie man Drachen jagte.

Doch Rhiannon hatte andere Talente.

Die Macht, die nun schon so lange in ihr vergraben gelegen hatte, stieg in ihrem Körper empor, und sie nutzte sie voll aus.

Sie schnalzte mit den Krallen ihrer rechten Klaue, und die Reihe von Männern neben ihr flog rückwärts. Mit einem Schnippen ihrer Klaue setzte sie eine weitere Reihe von Soldaten in Brand, ohne überhaupt ihr Maul öffnen oder einen Zauber laut aussprechen zu müssen.

Die Männer verwirrte ihre Fähigkeit, ihnen Schaden zuzufügen, ohne viel mehr zu tun als in ihre Richtung zu denken, und das verschaffte ihr die Gelegenheit, an den Seilen zu ziehen, die sie festhielten. Dabei zerrte sie die Soldaten zu sich heran, und als sie nah genug waren, trat sie auf sie und genoss die kleinen matschigen Geräusche, die sie dabei machten.

Während sie denen, die sie ins Visier genommen hatten, den Rest gab, vernichtete Bercelak die anderen. Das Breitschwert steckte immer noch in seinem Rücken, aber er schien es nicht mehr zu bemerken oder sich darum zu kümmern.

Nachdem sie sich das Seil von der Kehle gerissen hatte, erledigte sie die wenigen Soldaten, die vor ihr davonliefen, mit ihrer Flamme. Um vor Bercelak anzugeben, ließ sie sie um die Bäume peitschen. Die Flamme machte einen Bogen um die Männer, bis sie vor ihnen war und sie in Feuer einhüllte.

Sie sah zu Bercelak hinüber und lächelte. »Nicht schlecht, was?«

»Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst zum Schloss zurücklaufen? Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?«

Er war wütend, was sie in die Defensive drängte. »Ich habe getan, was nötig war. Und ich würde es wieder tun. Und ich schulde dir, Nichtswürdiger, keinerlei Erklärung, egal, was ich tue!«

»Ach so?«, bellte er, während er sich abmühte, das Breitschwert zu erreichen, das in seinem Rücken steckte, »dann kann ich mich also nicht darauf verlassen, dass du einfache Anweisungen befolgst? Das willst du mir damit ja wohl sagen!«

»Was ich dir sagen will … oh!« Sie eilte um ihn herum und riss ihm ohne das geringste Mitleid den Stahl aus dem Rücken.

Sein schmerzerfülltes Gebrüll gellte durch das ganze Tal.

Sie schleuderte die Waffe zu Boden. »Was ich dir sagen will, ist: Ich habe getan, was ich für richtig hielt. Ich werde immer tun, was ich für richtig halte. Auch dich beschützen, wenn ich es für notwendig halte!«

»Ich brauche deinen Schutz nicht!«

»Und ich brauche dich nicht!«

Sie ging um ihn herum und wollte das Tal verlassen, doch sein Schwanz hakte sich in ihren ein und riss sie zurück.

»Rhiannon, warte.«

»Nein!« Doch solange ihre Schwänze ineinander verkeilt waren, konnte sie nicht gehen. Und Bercelak ließ sie nicht los. »Lass mich los, Nichtswürdiger!«

»Hör auf, mich so zu nennen!«

»Dann hör auf, dich so zu benehmen!«

Beide hatten sich jetzt geduckt, die Schwänze ineinander verhakt, und umkreisten einander. Beide waren in Sekunden bereit zum Angriff.

»Du machst alles so kompliziert, Prinzessin!«

»Nein, tu ich nicht! Du musst mich nicht wie ein kleines Kind behandeln, Bercelak. Ich muss nicht ständig beschützt werden! Ich kann nicht Königin sein, wenn du dauernd eingreifst und mir sagst, was ich tun soll.«

Er blieb stehen. »Ich habe nur versucht, dich zu beschützen. Es ist meine Aufgabe, für deine Sicherheit zu sorgen.«

»Nein, ist es nicht! Wenn ich je Königin bin, werde ich dafür Wachen haben. Sie werden mich vor Feinden schützen. Aber ich werde nicht mit ihnen ins Bett gehen.«

Seine schwarzen Augen richteten sich auf ihr Gesicht. »Das will ich dir auch nicht geraten haben.«

Endlich kicherte sie. »Das hatte ich auch nicht vor.«

»Gut«, grummelte er, während er einige Schritte auf sie zu machte. »Ich würde all diese Wachen wirklich ungern ohne Grund umbringen müssen.«

Rhiannon grinste und bewegte sich um ihn herum, während sich ihre Körper einander immer mehr näherten. »Ich werde immer auf deinen Rat hören, Bercelak. Aber du musst mir zutrauen, dass ich die Entscheidungen treffe, die ich für nötig halte.«

Er sah ihren Körper an, antwortete aber nicht.

»Bercelak?«

»Was?«

»Ich hätte eigentlich gern eine Antwort.«

Er richtete den Blick wieder auf ihr Gesicht. »Eine Antwort worauf?«

»Deine Aufmerksamkeit scheint mir nachzulassen.«

»Eigentlich nicht.« Sein Blick wanderte wieder über ihre Drachengestalt. »Du bist ein Drache, Rhiannon.«

»Aye, Bercelak. Das bin ich.«

»Dann komm zu mir. Ich habe vor, dich als Drache zu nehmen.«

Sie wusste, wie dieses Spiel gespielt wurde, auch wenn sie bisher niemanden für würdig gehalten hatte. Bis jetzt.

Mit einem Kopfschütteln, bei dem ihr weißes Haar um sie fiel, entgegnete sie: »Du wirst mich erst fangen müssen, Nichtswürdiger.«

Dann stieg sie in die Abenddämmerung auf, ihren Liebhaber dicht auf den Fersen.


Es war ihr Schrei, der ihn am nächsten Morgen weckte. Bercelak rappelte sich auf und sah sich in der Umgebung nach weiteren Soldaten um. Doch alles, was er sah, war eine kreischende Rhiannon.

Eine kreischende menschliche Rhiannon.

»Sieh mich an! Was ist passiert?«

Er hatte keine Ahnung. Als sie schließlich ausgelaugt gewesen waren, nachdem sie eine Menge anderer Verwendungsmöglichkeiten für ihre Schwänze gefunden hatten, hatte die Erschöpfung des Tages und der Nacht sie schließlich eingeholt und es war fast schon eine Ohnmacht, die sie umfangen hatte, und kein Schlaf.

Doch während sie schliefen, hatte Rhiannon der Drache eingerollt an seine Seite geschmiegt gelegen, und ihr leises Knurren im Schlaf hatte ihn zufriedener gemacht als er es je zuvor gewesen war.

Dennoch stand sie jetzt im grellen Licht der zwei Sonnen vor ihm. Als Mensch. Es war ihm nicht wichtig, ob Rhiannon Mensch oder Drache war. Solange sie ihm gehörte. Doch er wusste, dass es sie störte und das bedeutete, dass er es in Ordnung bringen musste.

»Rhiannon …«

»Sieh dir diese spindeldürren Dinger an!« Ihre Arme wedelten wild über ihrem Kopf. »Und all diese weiche, nutzlose Haut!«

Wenn sie versuchen wollte, ihn heiß zu machen, dann schaffte sie das ganz gut.

Sie drehte sich um und deutete auf ihren Hintern. »Und ich mag mich irren, aber ich glaube, dieses Ding ist noch größer als es für einen Menschen meiner Größe normal wäre. Wie kann das angehen?«

Rasch verwandelte sich Bercelak. »Rhiannon, beruhige …«

»Sag mir nicht, ich soll mich beruhigen! Das hat mir diese Schlampe angetan, und sie wird dafür bezahlen!«

Sie stürmte davon, und Bercelak hatte alle Mühe, mit ihr Schritt zu halten. Jede andere, davon war er überzeugt, hätte nur große Reden darüber gehalten, die Königin herauszufordern. Doch Rhiannon traute er alles zu, vor allem, wenn sie so wütend war. Doch konnte er sie jetzt nicht vor ihre Mutter treten lassen. Ganz zu schweigen von den Wachen, die der Königin nie von der Seite wichen. Rhiannon war immer noch ein Mensch – und würde das auch offenbar bleiben, solange der Zauber ungebrochen war –, und ihre Kräfte waren nicht annähernd so stark wie als Drache. Und da er in all den Jahrzehnten, die er sich an ihrem Hof aufgehalten hatte, nie erlebt hatte, dass die Königin menschliche Gestalt annahm, bezweifelte er, dass sie es jetzt tun würde, wenn ihre Tochter sie herausforderte. In Wahrheit war er sich relativ sicher, dass nichts die Königin dazu bringen konnte, sich in einen Menschen zu verwandeln, solange Rhiannon noch atmete.

»Ich wünschte, du würdest mal für eine Sekunde Ruhe geben, damit wir reden können.«

»Reden? Worüber?«

»Darüber, was wir als Nächstes tun müssen.«

»Abgesehen davon, meine Mutter umzubringen? Ich habe keine Ahnung!«

Bercelak nahm ihren Arm, zog sie heran und drehte sie zu sich um. »Das geht uns beide an, Rhiannon. Dich und mich. Was dich verletzt, betrifft mich auf dieselbe Art.«

»Du verstehst das nicht.«

Er umschloss auch ihren anderen Arm sanft und zog sie an sich. »Dann erkläre es mir.«

Rhiannon holte tief Luft und sah zu Boden. »Sie wusste, wie sehr mich das verletzen würde. Wie sehr kein Drache zu sein an mir … an mir zehren würde, bis nichts mehr von mir übrig ist.« Sie sah zu ihm auf. »Ich weiß, dass du es nicht siehst. Ich weiß, dass du die wahren Absichten meiner Mutter nicht siehst. Du hattest schon immer Scheuklappen an, wenn es um sie ging. Aber sie wird nicht eher zufrieden sein, als bis sie mich vernichtet hat, Bercelak. Bis rein gar nichts mehr von mir übrig ist. Deine Familie … sie lieben einander. Deine Mutter beschützt euch alle, und dein Vater … er würde eher sterben, bevor er zulässt, dass irgendeinem von euch etwas passiert. So etwas gibt es bei meiner Mutter und meinen Geschwistern aber nicht. So etwas hatte ich nie und werde es auch nie haben.«

Sie holte tief Luft und entzog sich seinem Griff. »Sie wird dich vor die Wahl stellen, Bercelak. Ich weiß, dass du es dir nicht vorstellen kannst. Aber glaube es mir.«

Mit einem langen traurigen Blick auf ihn, der ihm das Herz zerriss, wandte sie sich ab und ging. Zurück ins Schloss und in die Sicherheit seiner Sippe.


Rhiannon saß auf dem schrägen Fenstersims vor ihrem Zimmer und starrte hinaus über die Festungsmauern von Aileans Schloss und Ländereien, während die zwei Sonnen verblassten, um der Nacht zu weichen. Das Einzige, was sie von einem Sturz abhielt, war ihr fester Halt mit den Füßen.

Sie überlegte, was sie als Nächstes tun sollte. Fragte sich, wo dieser spezielle Weg sie hinführen würde. Sie wusste jetzt, dass sie Bercelak liebte. Sie wusste es, weil sie ihr Leben für ihn riskiert hatte und weil sein verletzter Blick ihr das Herz in ihrer schwachen menschlichen Brust zerrissen hatte. Sie liebte ihn, aber sie konnte ihm nur Schmerz verursachen. Ihre Mutter würde schon dafür sorgen.

Götter, wie sie diese Frau hasste. Ihre eigene Mutter. Egal, was die Menschen dachten: Drachen waren nicht die gottlosen Kreaturen, für die sie ihre Art hielten. Sie liebten, sie verzweifelten. Sie fühlten Freude und Schmerz. Sie empfanden all die Dinge, von denen Menschen dachten, nur ihre Art könne sie spüren.

Mehr als achtzig Jahre lang hatte Rhiannon ihr Herz ausgeschaltet. Sie erlaubte sich selbst kaum Gefühle, und dennoch hatte ihre Mutter einen Weg gefunden, sie zu verletzen. Wenn das auch eigentlich nicht überraschend war, denn nur eine Mutter wusste, wie sie ihre Kinder verletzen oder stärken konnte. Wo Bercelaks Mutter immer ein freundliches Wort oder eine sanfte Berührung für ihre gesetzlose Brut hatte, hatte Addiena nur Spott und Klagen für ihre.

Rhiannon war nicht bewusst gewesen, wie sehr ihr die Liebe ihrer Mutter gefehlt hatte, bis sie hierhergekommen war. Bis sie sah, wie Bercelaks Familie miteinander umging.

Ein Teil von ihr wollte sie hassen. Hassen dafür, dass sie die Hoffnung in ihr weckten, sich eines Tages so sicher fühlen zu können wie sie alle. Dass sie eines Tages eine Familie haben würde, die stritt und schrie und sich auch sonst gegenseitig fast zu Tode nervte, die sich aber trotzdem liebte und gegenseitig beschützte, als sei es ihr Recht.

Aber nein … das würde sie niemals haben. Dieses Leben würde sie niemals haben.

Sie seufzte und dachte gerade darüber nach, wieder hineinzugehen, als Maelona schrie: »Spring nicht!« Rhiannon erschreckte und spürte, wie ihr Körper auf dem glatten Untergrund rutschte, als sie das Gleichgewicht verlor. Sie glitt ab, ihre Hände tasteten nach etwas, woran sie sich festhalten konnte. Ihr menschlicher Körper würde diesen Sturz niemals überleben, und sie hatte keine Ahnung, wie sie ohne Flügel abbremsen sollte.

Ihre Beine rutschten über die Kante, und sie glitt ins Leere.


Bercelak lehnte sich im Lieblingssessel seines Vaters zurück und nahm den Kelch Wein, den seine Mutter ihm anbot. Er warf ihr einen Blick zu und sie lächelte.

»Keine Sorge. Der ist nicht von deinem Vater. Er ist von mir.«

Nickend nahm er einen großen Schluck.

Ihre Hand strich über sein Gesicht und legte sich unter sein Kinn. Das tat sie oft und gerne.

»Mutter?«

»Hmmm?«

»Hast du es je bereut, mit meinem Vater zusammen zu sein?«

»Warum fragen mich das ständig alle?«

»Wie bitte?«

»Nichts.« Sie setzte sich an den Tisch ihm gegenüber und fuhr sich mit den Händen durch ihr goldenes Haar. »Das ist nicht leicht zu beantworten, mein Sohn. Zumindest dir nicht.«

»Warum?«

»Weil du nicht so leicht abzuspeisen bist wie deine restliche Sippe.« Sie zuckte leicht die Achseln. »Weißt du, es gibt Opfer, die alle Gefährten füreinander bringen müssen. Und man tut es gern, weil man sie liebt.«

»Du magst es nicht, so viel Zeit als Mensch zu verbringen, oder?«

Sie schwieg lange, dann sagte sie: »Ich vermisse meine Höhle. Ich vermisse meine Ungestörtheit. Ich habe gelernt, diesen Körper zu ertragen, weil …« Sie lächelte sanft, und ihr Sohn hob die Hände.

»Ich verstehe.« Wenn es eines gab, was er und der Rest des Universums über seinen Vater wussten, dann, dass der Mistkerl einer Frau Freude bereiten konnte. Doch Ailean hatte besonderen Spaß daran, den Körper einer menschlichen Frau zu erkunden. »Dann hast du also viel aufgegeben.«

»Nein. Ich habe meine Höhle noch. Ich gehe dorthin, wenn dein Vater im Krieg oder auf Reisen ist. Wenn ich allein bin, bin ich immer Drache, und ich genieße es. Aber nichts, absolut nichts macht mir so viel Freude wie dein Vater.«

»Er ist laut und unausstehlich.«

»Er ist urkomisch und leidenschaftlich und dein Vater.«

»Leider.«

Die Hand seiner Mutter, die hart auf den Eichentisch niederfuhr, ließ Bercelak zusammenzucken, obwohl er sonst niemals zusammenzuckte.

»Dein Vater liebt dich, du Rotzlöffel. Er würde sterben, um dich zu schützen und will nur, dass du glücklich bist. Ich habe nie einen Drachen so stolz gesehen wie deinen Vater an dem Tag, als du ihn zum ersten Mal mit deinem finsteren Blick angesehen hast. Schon damals wusste er, dass du etwas Besonderes bist. Anders. Also glaub bloß keine Sekunde, dass du ihn nicht ernst nehmen musst, und glaub auf gar keinen Fall, du könntest ihn vor mir schlecht machen. Das werde ich nicht dulden!«

Bercelak neigte den Kopf. »Es tut mir leid.«

Er hörte seine Mutter tief einatmen. Dann noch einmal. Schließlich sagte sie: »Schon gut. Ich weiß, dass du frustriert bist und nicht weißt, was du tun sollst. Aber ich weiß, du wirst das Richtige tun.«

»Ich hoffe, du hast recht.«

Die Tür zum Studierzimmer ging auf und sein Vater kam herein, hielt aber inne, sobald er die beiden so ernst dreinblicken sah.

»Oh, Entschuldigung. Ich … ähm … unterbreche doch nichts, was mir unangenehm sein könnte, oder?«

Shalin lachte. »Nein, du alter Bär. Tust du nicht. Ich unterhalte mich nur mit unserem Jungen.«

Ailean nickte. »Gut. Gut.« Er ging zu seiner Gefährtin hinüber, sprach aber zu seinem Sohn. »Übrigens gute Arbeit mit den Soldaten da draußen.«

»Danke, Vater.«

»Deine Frau hat ihre Sache auch gut gemacht. Ich bin beeindruckt, dass sie keine fade Prinzessin ist.«

»Sie hat mich beschützt.«

»Gut. Gut.« Sein Vater hob seine Mutter hoch, setzte sich in den Sessel und zog sie auf seinen Schoß, wo er sie fest umschlang, wie er das immer tat. »Ich mag sie, wenn dir das etwas bedeutet. Sie ist ein bisschen ungehobelt, aber ich denke, das liegt daran, dass sie keine Wahl hatte mit dieser Hexe von einer Mutter, mit der sie geschlagen ist.«

»Da bin ich deiner Meinung«, antwortete Bercelak ernst. »Ich weiß nur nicht, wie ich sie glücklich machen soll.«

»Das wirst du noch rechtzeitig lernen. Vielleicht willst du ja nachsehen, ob sie auf dem Boden aufgeschlagen ist oder nicht. Ich habe sie gerade vom Sims unter ihrem Fenster rutschen sehen.«

Bercelaks Kopf ruckte hoch. »Was?«


Eine starke Hand schnappte sie am Handgelenk. »Hab dich!«

Rhiannon sah zu Ghleanna auf, die zu ihr herablächelte. »Fast hätten wir dich verloren.«

»Deine Schwester hat mich zu Tode erschreckt!«

Ghleanna hievte Rhiannon mit Leichtigkeit zurück durch ihr Zimmerfenster. »Die ist schreckhaft wie ein Reh. Sie dachte, du würdest dich zu Tode stürzen.«

»So menschlich bin ich nun doch noch nicht geworden.«

»Freut mich sehr, das zu hören.«

Maelona zuckte die Achseln. »Tut mir leid. Ich hatte eine Panikattacke.«

»Davon hat sie viele«, scherzte ihre Schwester.

»Nein, das stimmt nicht! Ich hab sie nur da draußen sitzen sehen und mir Sorgen gemacht.«

Die Tür wurde aufgetreten und krachte gegen die Wand, als Bercelak mit großen Schritten hereinkam. »Warum hast du über dem Abgrund gehangen?«

Mit einem Seitenblick auf Ghleanna sagte Rhiannon mit falschem Ernst: »Ich konnte nicht mehr. Ich habe beschlossen, alledem ein Ende zu machen.«

Er runzelte verwirrt die Stirn. »Was?«

Ghleanna packte Maelona und zog sie aus dem Raum. »Wir lassen euch einfach allein damit, in Ordnung?«

Die Tür schloss sich und Rhiannon sah Bercelak an. »Glaubst du wirklich, ich würde etwas Dummes tun? Hast du so eine geringe Meinung von mir?«

»Mein Vater sagte nur, er hätte dich vom Gebäude herunterfallen sehen.«

»Wenn er mich gesehen hat, warum hat er dann nicht geholfen?«

Bercelak schnaubte. »Mein Vater? Hast du eine Ahnung, wie oft der alte Mistkerl mich schon vom Dach geworfen hat, als ich ein Mensch war? Für ihn ist das eine Mut- und Geschwindigkeitsprobe.«

»Dein Vater ist …«

»Furcht einflößend? Schrecklich? Gestört?«

»Interessant.«

Bercelak verdrehte die Augen und schüttelte kurz den Kopf. »Vergiss ihn.« Seine Stimme wurde unglaublich tief, während seine schwarzen Augen sie unverwandt ansahen. »Komm zu mir, Rhiannon.«

Während sie ums Bett herumging, sodass es zwischen ihnen stand, murmelte sie: »Warum sollte ich?«

»Weil ich es dir befehle.«

Rhiannon lachte laut auf. »Als wenn das etwas zu sagen hätte!«

Er nahm das Halsband hoch, das immer noch am Kopfende festgekettet war, und hielt es ihr hin. »Ich sehe schon, heute Abend wird es wieder die harte Tour.«

»Dann musst du mir das Ding erst mal anlegen, Nichtswürdiger. Und ich glaube nicht, dass du das schaffst.«

Er grinste, offensichtlich nur zu gern bereit, die Herausforderung anzunehmen, doch stattdessen ließ ihn ein weiteres Klopfen an der Tür fluchen.

»Was denn?«

Einer von Bercelaks Brüdern drückte die Tür auf und sah herein. »Wir brauchen dich unten, Bruder.«

»Was ist denn los?«

»Die Wachen der Königin sind hier und wollen mit dir reden.«

Rhiannon blieb ruhig, sie war nicht bereit, auf diese Nachricht zu reagieren, doch sie sah, wie die Farbe aus Bercelaks Gesicht wich. Es war nicht Angst um sich selbst, sondern um sie, die diese Reaktion hervorrief.

»Sag ihnen, dass ich sofort unten bin.«

Sein Bruder nickte und ging.

Bercelak wandte sich Rhiannon zu. »Komm zu mir, Rhiannon.«

Diesmal tat sie es ohne zu fragen, und er legte seine Arme um sie und drückte sie an sich. »Bleib hier, bis jemand von meiner Familie dich holen kommt.«

Sie nickte und spürte, wie seine Lippen über ihre Stirn strichen.

Dann ließ er sie los und war fort.

10


Der Vollmond war gekommen und wieder gegangen, und immer noch war Bercelak nicht zu ihr zurückgekehrt.

Sie wusste, dass er vorgehabt hatte, sie in der Nacht des Vollmonds in Besitz zu nehmen, wie es Sitte war, aber sie hatte die Nacht allein in ihrem Zimmer verbracht, auf die Festungsmauern hinausgestarrt und zu den Drachengöttern für die Sicherheit ihres Geliebten gebetet.

Seine Familie hatte getan, was sie konnte, um sie bei Laune zu halten, doch selbst sie konnte sehen, wie sie begannen, sich Sorgen zu machen, als die Tage vergingen. Selbst sein Vater sah langsam ernst aus.

Jetzt saß sie in ihrem Speisesaal und hatte ein Buch im Schoß, ohne zu lesen, während sie mit leerem Blick durch den Raum sah. Bercelaks Familie beschäftigte sich damit, Waffen zu schärfen, zu lesen, zu reden oder mit kleinen Flammenstößen Dinge in Brand zu setzen. Dennoch blieben sie immer in ihrer Nähe und beschützten sie, wie sie es zweifellos Bercelak versprochen hatten, bevor er ging.

Shalin saß nicht weit von ihr und studierte das Buch, das die alte Drachenhexe ihnen gegeben hatte, doch soweit Rhiannon wusste, hatte sie immer noch keinen Weg gefunden, den Zauber der Königin rückgängig zu machen. Obwohl Shalin der Meinung war, sie hätte den Zauber gefunden, den Rhiannons Mutter gewirkt hatte. Im Moment sah es aus, als würde Rhiannon Addiena womöglich töten müssen, um den Zauber zu brechen … als hätte sie auch nur die Spur einer Chance dazu. Nicht, solange sie Mensch und ihre Mutter von ihren verdammten Wachen umgeben war.

Ein Teil von ihr hatte die Hoffnung aufgegeben, dass sie je wieder fähig sein würde, sich in einen Drachen zu verwandeln. Doch diese Sorge verblasste gegen ihre Angst davor, was Bercelak passiert sein konnte.

»Lord Bercelak ist zurück!«, schrie einer der menschlichen Diener aus dem Hof herauf.

Rhiannon stand so schnell auf, dass sie ihren Stuhl umwarf und ihr das Buch vom Schoß fiel, das sie vollkommen vergessen hatte. Sie schob sich an Bercelaks Familie vorbei, die geschlossen auf die Tür des Speisesaals zusteuerte. In seiner Drachengestalt befreite sich Bercelak von seiner Kampfrüstung, die laut scheppernd zu Boden fiel. Er stieg darüber hinweg und verwandelte sich beim Gehen in seine menschliche Gestalt.

Ihre Knie wurden weich, als sie sah, dass er lebte und anscheinend unverletzt war. Doch sie sah seinen Blick. Etwas stimmte nicht, und sie konnte nur raten, was es war.

Der nackte Bercelak nahm auf der Treppe, die zum Saal hinaufführte, zwei Stufen auf einmal. Mit nur einem kurzen Nicken in Richtung seiner Mutter nahm er Rhiannon fest an der Hand und zerrte sie zur Treppe. Sie warf einen Blick zurück auf seine verwirrte Familie und folgte ihm, ohne eine andere Wahl zu haben. Er führte sie die Treppe hinauf und zurück in ihr Zimmer. Dort angekommen, schloss er die Tür hinter ihnen.

Im Zimmer ließ er sie los und schritt zum Fenster. Er stellte sich dorthin, wo sie Nacht um Nacht gestanden und auf seine Rückkehr gewartet hatte. Sie hatte sogar auf einem Stuhl geschlafen, weil sie es nicht über sich brachte, ohne ihn ins Bett zurückzukehren.

Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, die Beine breit gespreizt.

Mehrere Minuten sagte Bercelak nichts, und sie wartete und starrte seinen menschlichen Körper an. Nie zuvor hatte sie seine Muskeln so fest und angespannt gesehen, nicht einmal, wenn er sie vögelte.

Schließlich sagte er: »Du hattest recht. Was deine Mutter angeht. Und anscheinend auch, was meinen Ruf unter den meisten an ihrem Hof angeht.«

Sie sagte immer noch nichts und ließ es ihn auf seine eigene Art sagen.

»Sie will, dass ich dich breche, und dann … da bin ich mir sicher … wird sie mir befehlen, dich zu töten. Um meine Treue zu beweisen. Und«, brachte er mühsam heraus, »sie scheint zu denken, dass ich das tun werde.«

Bercelak räusperte sich, dann sprach er weiter. »Das Erste, was sie mich gefragt hat, war, ob ich dich schon in Besitz genommen habe, und als ich Nein sagte, schien sie erleichtert. Sie weiß, es wäre für jeden Drachen schwer, seine Gefährtin zu töten. Deshalb brachte sie immer neue Entschuldigungen vor, um mich dortzubehalten, damit der Vollmond vorübergeht. Soweit ich den Hofklatsch mitbekommen habe, dachte sie, der Sturz würde dich töten.« Er sah sie über seine Schulter an, und Rhiannon sah die Liebe und den Schmerz in diesen schönen schwarzen Augen. Mit einem sanften Lächeln sagte er: »Sie hat deinen Überlebenswillen unterschätzt, denke ich.«

Er drehte sich um und sah wieder aus dem Fenster. »Sie will, dass ich dich innerhalb von drei Tagen zurück an den Hof bringe. Gebrochen und in Ketten. Ich denke, dann wird sie von mir erwarten, dass ich dich töte.«

Rhiannon ging zu Bercelak hinüber. Sie strich mit den Händen über seine starken Schultern und seinen Rücken und genoss das Gefühl seiner Haut und Muskeln. Sich vorbeugend, küsste sie ihn zwischen den Schulterblättern. Seufzend schlang sie ihm dann die Arme um die Hüften und lehnte sich an ihn.

»Ich werde morgen zurückgehen. Einer deiner Brüder kann …«

Bercelak drehte sich so schnell um, dass sie fast auf den Hintern fiel.

»Du wirst nichts dergleichen tun!« Er packte sie an den Oberarmen und zog sie fest an sich. »Du wirst hier bei meiner Familie bleiben und sonst gar nichts! Ich kümmere mich um deine Mutter.«

»Nein! Sie wird deine Familie vernichten, nur um an mich heranzukommen, und das werde ich nicht zulassen.«

Bercelak hob sie hoch, sodass sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste und neigte sich zu ihr vor. »Wer hat gesagt, dass ich dir die Wahl lasse, Prinzessin?«

»Wer sagt, dass du das musst, Nichtswürdiger?«, knurrte sie zurück. »Das ist mein Problem, um das ich mich selbst kümmern muss. Nicht deines. Und definitiv nicht das deiner Familie!«

»Es sei denn, wir beschließen, dass es unser Problem ist.«

Verblüfft durch die plötzliche Anwesenheit eines Dritten, wich das Paar auseinander und sah Ailean an. Der stand in der offenen Tür und lehnte sich lässig in den Rahmen, die Arme vor der massigen Brust verschränkt.

»Keiner von euch beiden wird sich dieser alten Hexe allein stellen.«


»Das ist nicht dein Problem, Vater.«

Bercelak brauchte all seine Selbstbeherrschung, um seine Wut zu zügeln. Sie war von Tag zu Tag gewachsen, vor allem, während er für dieses Miststück von Königin den ahnungslosen Trottel gespielt hatte. Alles, was ihn antrieb, war der Gedanke, zurück zu seiner Rhiannon zu kommen und dafür zu sorgen, dass sie sicher war.

Als sein Vater ihn jetzt ansah und sich benahm, als sei das alles irgendein sinnloser Zeitvertreib, wusste er nicht, wie lange er noch durchhalten würde, bevor er ausrastete.

»Du bist mein Sohn«, sagte er ruhig. »Das macht es zu meinem Problem.«

»Um genau zu sein«, unterbrach Rhiannon, »ist sie das Problem von keinem von euch beiden. Sie ist mein Problem. Und ich werde mich um sie kümmern.«

»Den Teufel wirst du!«

»Schrei mich nicht an!«

»Du tust, was ich dir sage!«

»Den Teufel werde ich!«

Die Flammenzunge kam so schnell, dass sie fast nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Doch Bercelak sprang zurück, die Arme um Rhiannon geschlungen, und die Flamme krachte in die Wand hinter ihnen.

»Was zum Teufel tust du da?«, schrie Bercelak, dessen Selbstbeherrschung jetzt dahin war, seinen Vater an.

»Ich habe langsam die Nase voll von euch, und zwar von euch beiden!«, schrie Ailean zurück, was Bercelak verblüfft schweigen ließ. Sein Vater schrie nie. Das musste er gar nicht. Er fand es viel wirkungsvoller, Leute zu verhöhnen als zu schreien. Nur ein Wesen brachte ihn sonst zum Schreien – Bercelaks Mutter.

»Ich sage es euch wirklich ungern, aber das hier hat sehr wenig mit einem von euch beiden zu tun. Natürlich«, er deutete auf Rhiannon, »will sie dich tatsächlich tot sehen. Aber das hätte sie jederzeit erledigen können. Und so sehr, wie ihr Hofstaat sie fürchtet, würde niemand es hinterfragen. Und dich«, jetzt deutete er auf Bercelak, »benutzt sie nicht, um an ihre Tochter heranzukommen. Sie benutzt dich, um an mich heranzukommen. Und idiotisch wie du bist, bist du voll darauf hereingefallen. Ich sage dir schon seit Jahren, dass du mit dieser Schlampe vorsichtig sein sollst, und du weigerst dich, auf mich zu hören. Jetzt hat sie einen Weg gefunden. Und sie weiß, wenn sie dir etwas tut, wenn sie dich vernichtet, vernichtet sie mich. Denn so sehr es mich schmerzt, das zugeben zu müssen, aber du bist mein Sohn.«

Ailean holte tief Luft und schloss kurz die Augen. Er ließ sie wieder herausströmen, und sein silberner Blick konzentrierte sich wieder auf Bercelaks Gesicht.

»Sie hat recht. Ob du zu ihr gehst oder ob Rhiannon geht, ob du sie tötest oder nicht, sie werden herkommen und den Rest von uns umbringen. Und ich habe nicht vor, einen meiner Sprösslinge an diese miese Schlampe oder an sonst jemanden zu verlieren. Habe ich mich klar ausgedrückt?«

Rhiannon öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Bercelak hielt ihn ihr mit einer Hand zu, während er sie mit der anderen festhielt. Er nickte seinem Vater zu. »Aye. Das hast du.«

»Gut. Also, ihr habt noch diese Nacht. Vögelt, bis ihr beide wund seid, aber wenn die zwei Sonnen aufgehen, entscheiden wir, wie wir mit der ganzen Sache umgehen. Gemeinsam. Als Familie. Du hast ein paar der gemeinsten, beängstigendsten, kampfbereitesten Köpfe zu deiner Verfügung, Junge. Nutze sie.« Er wandte sich um und ging zur Tür. »Ich lasse etwas zu essen heraufbringen. Wir sehen uns morgen früh.«

Die Tür schloss sich krachend hinter ihm.

Rhiannon zog Bercelaks Hand von ihrem Mund. »Also, das war jetzt … interessant.«

Bercelaks Augen wurden schmal, als er von oben auf Rhiannons Kopf sah.


Rhiannon starrte Bercelak wütend an. »Warum hast du mir das wieder angelegt?«

Bercelak befühlte das Halsband um ihre Kehle, und sie schlug seine Hand weg. Wie konnte er es wagen!

»Ich will nicht, dass du etwas Dummes tust. Ich will nicht morgen früh aufwachen und feststellen, dass du weg bist. Losgezogen, um dich dieser Schlampe zu opfern.«

Sie zog an der Kette, doch sie war so stark wie die Säule, um die Bercelak sie geschlungen hatte. »Das ist doch lächerlich! Mach mich los!«

»Du hast den Befehl meines Vaters gehört. Wir sollen vögeln.« Er schnappte sie um die Taille und warf sie aufs Bett. »Wir sollten ihm besser gehorchen. Du hast gesehen, wie wütend er war.«

»Du Sohn einer …«

»Ah, ah, ah! Pass auf, was du sagst!« Er nahm sie an den Hüften und drehte sie auf den Bauch. Sie hörte, wie er scharf einatmete, spürte, wie seine Finger sich um ihren Körper schlossen. »Ich denke schon seit Tagen an diesen Hintern.«

Seine flache Hand klatschte auf ihr Hinterteil, und sie erstarrte. Gute Götter! Ein gewöhnlicher Drache hatte ihr soeben auf den Hintern gehauen.

Und es hatte ihr gefallen!

Wie zum Beweis ging Bercelaks breite Handfläche auf ihrer anderen Backe nieder.

Sie trat aus, versuchte, dem Mistkerl ins Gemächt zu treten, doch er hielt ihre Beine mit seinen eigenen auf der Matratze fest.

»Ich kann nicht fassen, dass du versucht hast, mich zu treten! Deinen Herrn und Gebieter!«

»Meinen … oh, du geistesgestörter Mistkerl!«

Ein weiterer Schlag traf ihren Hintern, und sie kreischte. Sie kreischte wie irgendein schwacher Mensch!

»Sei nett zu mir, Prinzessin!«

»Geh runter von mir!«

»Interessant. Ich höre immer noch nicht das richtige Wort. Ich frage mich, warum?« Seine Hand glitt unter ihren Körper, und sein Zeigefinger schob sich in sie. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht zu stöhnen, doch Bercelak lachte trotzdem.

»Na sowas, Prinzessin! Du bist tropfnass!« Zähne knabberten an ihrer Hinterseite. »Dann nehme ich an, du magst es, wenn ich dir auf den Hintern haue.«

»Das tue ich nicht!«

Ein weiterer Schlag prallte von ihren Backen ab, und unwillkürlich stöhnte sie.

»O ja, Rhiannon«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich liebe es, wenn du so stöhnst.«

»Lass mich los!«

»Noch nicht, Prinzessin. Ich glaube nicht, dass du schon annähernd nass genug bist.« Seine Hand kehrte zwischen ihre Schenkel zurück, und Rhiannon wand sich, als seine Finger mit ihrem Kitzler spielten.

Seine Finger kreisten und kreisten und kreisten. Noch eine Berührung, und sie würde kommen – doch in diesem Moment zog er seine Hand zurück.

»Nein!«

»Oh. Du willst, dass ich aufhöre?«

»Nein!« Sie holte tief Luft. »Ich meine … hör nicht auf.«

»Also gut.« Er schlug ihr wieder auf den Hintern.

»Au! Das habe ich nicht gemeint!«

»Das hast nicht du zu entscheiden, Prinzessin. Dein Spaß, genauso wie deine Sicherheit, ist meine Sache. Wenn wir dich erst einmal zur Königin gemacht haben, wirst du größere Sorgen haben. Wie zum Beispiel sicherzustellen, dass das Drachenreich vor Feinden sicher ist. Und du musst die Ältesten unter Kontrolle halten. Du wirst mit den Königen anderer Rassen verhandeln und die vernichten, die es wagen, deine Herrschaft infrage zu stellen.« Er beugte sich zu ihr vor und seine Zunge schnippte an ihr Ohr, während sein Finger sich wieder daranmachte, ihren Kitzler zu liebkosen. »Aber wenn du zu unserem Schlafplatz kommst, wenn du nachts neben mir liegst – dann wirst du mir gehören. Die Sorgen deines Tages werden vor der Tür bleiben, denn du wirst dich mir überlassen, und ich werde dich vor Vergnügen schreien lassen, bis der ganze Berg Devenallt glaubt, ich bringe dich um.

Verstehst du mich, Prinzessin?«

Sie nickte, nicht in der Lage zu sprechen, während sie verzweifelt nach dem Höhepunkt gierte, den er ihr ganz knapp verweigerte.

»Das ist keine klare Antwort, Prinzessin.«

Noch ein Schlag auf ihren Hintern ließ sie ins Kissen schreien: »Ja! Ich verstehe, verdammt! Ja!«

Er sagte nichts weiter, während er sie auf den Rücken drehte und sein Gesicht zwischen ihren Schenkeln vergrub. Sobald seine Zunge ihren Kitzler berührte, schrie Rhiannon auf. Ihr ganzer Körper bebte unter der Wucht ihres Orgasmus. Doch Bercelak hörte nicht auf. Er brachte sie wieder und wieder so weit, bis sie sicher war, sie würde vor Vergnügen sterben. Dann war er über ihr, sein hartes, pochendes Glied schob sich in sie.

Er stieß in sie und sorgte dafür – sie wusste, dass es Absicht war –, dass ihr wunder Hintern über die Tierhäute rieb, die ihr Bett bedeckten. Er vögelte sie mit mächtigen, kräftigen Stößen, bis sie vor Lust schluchzte. Dann brüllte Bercelak, als er tief in ihr kam.


»Sohn?«

Bercelak öffnete mühsam die Augen. Seine Mutter stand am Fuß des Bettes und sah viel zu süß aus, um je eine Nacht – ganz zu schweigen von Hunderten von Jahren – im Bett seines Vaters verbracht zu haben.

»Aye?«

»Wir warten unten auf euch beide.« Sie lächelte, als Rhiannon sich neben ihm regte. »Ich glaube, wir haben einen Plan.«

11


Bercelak, in seiner besten Drachenrüstung, führte eine immer noch menschliche Rhiannon vor ihre Mutter, während Königin Addiena sie in selbstgefälligem Schweigen beobachtete. Wie immer waren ihre Drachenwächter in der Nähe und beobachteten das Paar aufmerksam.

Ein Halsband und Fesseln um ihre Handgelenke und Fußknöchel, die durch eine Silberkette verbunden waren, die er fest in seiner Klaue hielt, machten sie fast bewegungsunfähig.

Bercelak verneigte sich tief vor der Königin und widerstand dem Drang, Rhiannon anzusehen. Die Familie hatte entschieden, dass jeglicher Augenkontakt zwischen dem Liebespaar eine schlechte Idee wäre. Sie sagten, die Gefühle des Paares füreinander seien zu deutlich zu sehen, um sie vor Addiena zu verbergen.

»Meine Königin. Ich präsentiere dir Prinzessin Rhiannon.«

»Aaaaah«, seufzte die Königin und sah ihre eigene Tochter kalt an. »Ich wusste, du würdest der Richtige für sie sein, Bercelak. Sieh an, sie hat endlich gelernt, wo ihr Platz ist.«

»Keine Frau kommt in mein Bett, Eure Majestät, ohne zu lernen, dass ich der Herr bin.«

Rhiannons Kopf sank noch tiefer, und er wusste, dass sie ihr Bestes tat, um nicht zu lachen. Verrücktes Weib, dachte er mit einem verborgenen Lächeln.

»Gut. Gut.« Sie kam dichter an das Paar heran. »Ich wusste, du würdest mich nie enttäuschen, Feldherr.«

Die Königin schlängelte näher – und es war ein »Schlängeln«, wie Bercelak bemerkte –, was dazu führte, dass Rhiannons Körper sich anspannte.

»Wir haben viel zu besprechen, du und ich, Bercelak.«

»Natürlich, meine Königin. Doch zuerst – wie es die Tradition will – habe ich meinen Vater mitgebracht, damit er die … Familie meiner zukünftigen Gefährtin kennenlernt.« Ihr Götter, er hätte fast »Opfer« gesagt.

Bei diesen Worten riss Addiena den Kopf hoch, und ihr Blick fand Ailean augenblicklich. In Menschengestalt trug der ältere Drache einen üppigen blauen Umhang, der ihn von Kopf bis Fuß bedeckte und zu seiner Haarfarbe passte.

Als die alte Hexe ihn erst einmal gesehen hatte, konnte sie den Blick nicht mehr abwenden. Sie war gebannt von ihm, und jetzt ging Bercelak auf, dass sein Vater recht gehabt hatte: All dies hatte wenig mit ihm und Rhiannon zu tun: Es ging nur um die Liebe, die ein Drache für einen anderen empfand.

Er verstand dieses Gefühl. Er empfand es für Rhiannon. Der einzige Unterschied: Rhiannon erwiderte diese Liebe. Ailean liebte nur Bercelaks Mutter, was der Grund dafür war, dass Addiena sie alle hasste.


Rhiannon spähte unter ihren Haaren hervor und sah, wie ihre Mutter um sie herumging und Ailean gegenübertrat.

»Ailean.«

Mit einem leichten Neigen des Kopfes erwiderte er: »Meine Königin.«

»Na, na, Ailean. Ist dieser Titel notwendig zwischen alten Freunden? Ich werde immer Addiena für dich sein, ja?«

Rhiannon konnte nicht anders: Sie verdrehte die Augen, und Bercelak riss kurz an ihrer Kette, um sie daran zu erinnern, dass sie im Moment ganz Zerknirschung und Unterwerfung war. Es war allerdings nicht leicht. Vor allem, weil sie nichts weiter wollte, als ihrer Mutter ins Gesicht zu schlagen.

»Weißt du, Addiena, ich musste diese Gelegenheit ergreifen, um dich wiederzusehen. Es ist so lange her.«

Ihre Mutter schmolz förmlich bei Aileans Worten dahin, und Rhiannon war im Herzen bei ihrem lang verstorbenen Vater. Sie konnte nur hoffen, dass er in der nächsten Welt seine wahre Gefährtin fürs Leben gefunden hatte oder noch finden würde. Denn in dieser Welt hatte er das offensichtlich nicht getan.

»Du hast mir gefehlt, Addiena«, fuhr Ailean fort. Seine Stimme war wie der süßeste Honig. Leise und tief, sodass jeder, der sie hörte, nicht anders konnte, als ans Vögeln zu denken. Ans Vögeln und noch mehr Vögeln. »Ihr Götter, du bist immer noch so schön. Aber …«

»Aber? Aber was?« Und Rhiannon konnte die Verzweiflung in der Stimme ihrer Mutter hören.

»Würdest du dich für mich verwandeln? Würdest du mir noch einmal deine menschliche Gestalt zeigen? Ich habe es immer geliebt, dich als Mensch anzusehen.«

Rhiannon drehte sich nicht um, doch sie spürte die Flammen, die die Verwandlung ihrer Mutter ankündigten. Jetzt war sie genauso menschlich wie Rhiannon, was ihre Tochter erschütterte. Es mochte Jahrhunderte her sein, seit die Schlampe sich das letzte Mal in einen Menschen verwandelt hatte.

Die Wachen, ebenfalls eindeutig besorgt durch diesen plötzlichen Zwischenfall, umringten ihre Königin enger.

»Ich dachte, du würdest mich viel früher besuchen kommen, Ailean.«

»Ich weiß. Aber wenn man fünfzehn Nachkommen großziehen muss, fehlt einem die Zeit. Meine Gefährtin brauchte mich.«

Addiena knurrte, und plötzlich bewegte sich ihre Mutter in Rhiannons Blickfeld. Ihr Götter, die Alte war schön in Menschengestalt! Vielleicht sogar noch schöner als Shalin … Wie ihre Mutter das gewurmt haben musste!

»Ach ja. Deine Gefährtin«, schnaubte sie. »Wie geht es der lieben Shalin?«

»Ihr geht es gut. Sie ist sehr glücklich.«

Addienas Augen verengten sich gefährlich, und Rhiannon wusste, dass sie nicht mehr viel Zeit hatten. »Ach, wirklich?«

»Aye.« Ailean trat vor die Königin. Seine großen Hände liebkosten sanft ihr Gesicht, ihren Hals; und obwohl ihre Mutter sich die größte Mühe gab, ihren wachsenden Zorn am Lodern zu halten, konnte sie offenbar die Gefühle nicht ignorieren, die diese Hände, die sie streichelten, in ihr auslösten.

Rhiannon sah schweigend zu, wie Ailean die Stirn ihrer Mutter küsste, ihre Wangen, ihre Nase, während er langsam vorwärtsging. Verloren in ihren Gefühlen für ihn, achtete Addiena nicht darauf, wohin er sie führte.

»Weißt du, Addiena, Shalin hat es immer bedauert, wie eure Freundschaft zu Ende ging.«

Freundschaft? Was für eine verdammte Freundschaft? Jetzt, wo es gerade interessant wurde!

»Das war ihre Wahl, Ailean. Woher hätte ich wissen sollen, dass sie dich für sich wollte?«

»Das ist nicht mehr wichtig, meine Liebste. Aber sie hat dir ein Geschenk geschickt.«

Während sie ihren Kopf nach hinten beugte, damit Ailean ihren Hals küssen konnte, stöhnte sie: »Geschenk? Was für ein Geschenk?«

Jetzt, wo Ailean die Frau direkt vor sie manövriert hatte, beugte Rhiannon sich vor und flüsterte: »Tja, meine Königin« –, die Kette fest in beiden Händen, schlang Rhiannon das schwere Silber um den Hals ihrer Mutter und riss sie dicht an sich – »dieses Geschenk!«

Die Wachen griffen augenblicklich an, doch Ailean verwandelte sich, und Bercelak und er stellten sich ihnen gemeinsam entgegen.

Flammen stiegen von ihrer Mutter auf, doch sie erloschen sofort wieder.

Mit beinahe demselben Zauber, den Addiena an Rhiannon verwendet hatte, hatte Shalin die Kette getränkt, sodass die Schlampe sich nicht verwandeln konnte.

Ihre Mutter wusste es auch, nach der Heftigkeit und Brutalität zu urteilen, mit der sie sich plötzlich wehrte und nach den Armen und dem Gesicht ihrer Tochter krallte.

Knurrend zog Rhiannon sie von den kämpfenden Drachen fort in eine Ecke. »Komm, Mutter, lass uns das unter vier Augen besprechen.«


Eins musste Bercelak seinem Vater lassen: Der Mann konnte den Drachengöttern ihr Gold abschwatzen, wenn er wollte. Er hatte nicht ernsthaft daran geglaubt, dass sein Vater immer noch dieselbe Wirkung auf die Königin haben würde wie einst. Doch er tat alles, was er versprochen hatte. Er hatte Addiena dazu gebracht, menschliche Gestalt anzunehmen und hatte sie dicht genug an Rhiannon heranmanövriert, dass diese die Kette benutzen konnte, die seine Mutter ihnen erst an diesem Morgen gegeben hatte.

Als seine Mutter sie am Tag zuvor mit der Ankündigung eines Plans geweckt hatte, war Bercelak ein wenig skeptisch gewesen. Wenn man seine Sippe sich selbst überließ – wer wusste schon, mit was für verrücktem Blödsinn sie daherkommen würde. Und als er den Plan hörte, hatte er gedacht: »Siehst du? Eine verrückte Sippe heißt, ein verrückter Plan.« Dennoch hatte es funktioniert. Die Verführungskünste seines Vaters galten immer noch. Den Göttern sei Dank.

Während die Wachen sich auf die drei und die Königin konzentrierten, sahen sie nicht, wie seine Geschwister in den Thronsaal schlüpften und dabei die Schatten zu ihrem Vorteil nutzten. Kampfbereit rückten sie vor, sobald Rhiannon die Kette um den Hals der Königin geschlungen hatte.

Die Wachen der Königin, manche von ihnen seine eigenen Kameraden, dachten wirklich, sie könnten die Familie von niederer Geburt mit ihrer guten Kampfausbildung schlagen. Bercelak schnaubte bei dem Gedanken, als er einem Drachen den Kopf umdrehte, bis dessen Knochen knackten, während sein Schwanz einen weiteren Drachen, der versuchte, sich von hinten anzuschleichen, unter dem Kinn aufspießte. Wenn man mit Ailean dem Verruchten als Vater aufwuchs, war man für jeden Kampf gewappnet. Er hatte sie alle schon beim Schlüpfen gelehrt, alles und jedes zu bekämpfen, das ihnen im Weg stand. Und obwohl seine Schwestern definitiv ein bisschen netter behandelt wurden als die männlichen Nachkommen seiner Sippe, waren sie sehr viel brutaler, und Bercelak zuckte zusammen, als zwei seiner Schwestern einen Drachen zwischen sich in Stücke rissen.

Er wandte sich um und suchte nach Rhiannon. Er vertraute der Magie seiner Mutter, aber er wusste nicht, wie stark oder schwach ihre Fähigkeiten im Vergleich zu denen der Königin waren.

Schnell entdeckte er seine Gefährtin und deren Mutter in einer Ecke. Rhiannon hielt die alte Hexe immer noch mit der Kette an der Kehle fest, was bedeutete, dass sie sich immer noch nicht verwandeln konnte. Doch fünf Wachen der Königin rückten rasch vor, und Rhiannon konnte sie nicht abwehren oder mit ihrer Mutter in den Armen weglaufen. Abgesehen davon kannte er seine Rhiannon – sie würde niemals weglaufen.

Während Bercelak durch die Halle stürmte, schlug er größere Drachen beiseite, als wären sie Spielzeug. Nichts konnte ihn davon abhalten, Rhiannon zu erreichen.

Er schnappte zwei Wachen am Hals, riss sie zurück und warf sie seinen Brüdern zu, die ihm gefolgt waren. Er machte sich an die anderen beiden heran, doch plötzlich griff ihn ein kleiner Trupp Kampfdrachen an und umringte ihn geschlossen.

Verzweifelt kämpfte er und versuchte, zu Rhiannon zu gelangen. Er sah, wie die Wachen der Königin wieder vorrückten und die grimmige Entschlossenheit in ihrem Gesicht. Dann riss sie die Arme nach rechts, und an Bercelaks Ohren drang das Geräusch von brechenden Knochen. Als die Drachen sich ihr näherten, stieß Rhiannon plötzlich einen Seufzer aus. Einen kurzen Augenblick dachte er, einer von ihnen hätte sie mit seiner Schwanzspitze durchbohrt. Doch Flammen, gleißend weiße Flammen wirbelten um sie herum, und dann war Rhiannon Rhiannon die Weiße Drachenhexe. Die mächtigste Drachenhexe im Land. Und jetzt … Königin Rhiannon.

Als sich ihre Macht voll entfaltete und sie ihre Drachenform wiederhatte, hob sie den Kopf und spuckte mit einem mächtigen Brüllen eine Flammensäule, die die felsige Decke über ihr verkohlte.

Alle hörten auf zu kämpfen, und aller Augen ruhten auf ihr.

Sie trat mit ihrer Vorderklaue aus, und der schlaffe Körper ihrer Mutter flog mit gebrochenem Genick über den Saalboden und krachte gegen die gegenüberliegende Wand.

Bercelaks Glied regte sich, als Rhiannons blaue Augen ihren Hofstaat anblickten.


Rhiannon hatte sich nie zuvor so stark, so lebendig gefühlt. Macht – Macht der Götter – floss jetzt durch ihre Adern. Selbst ihre Drachengestalt war größer. All diese Jahre hatte sie gedacht, sie sei einfach winzig, ein Kümmerling. Nein. Ihre Mutter hatte sie eindeutig kleingehalten – doch das war jetzt vorbei.

Sie starrte die Drachen ihres Hofes an. Sie war jetzt Königin. Jetzt war es an ihr zu herrschen.

Doch zuerst …

Mit einem kurzen Zauber entfesselte sie ein Feuerband, getränkt mit mächtiger alter Magie. Wie eine Schlange glitt es durch den Saal, mied Bercelak und seine ganze Familie, bis es jeden Einzelnen der Wachen der alten Königin erreicht hatte. Mit blitzartiger Präzision machte es sich über sie her und ließ nichts zurück als ein Häufchen Asche und ein paar verbrannte Schuppen.

Die anderen, diejenigen, deren Loyalität dem Thron galt und weniger Addiena selbst, sahen schreckerstarrt zu und erwarteten höchstwahrscheinlich, als Nächste dran zu sein. Doch sie hatte nicht vor, die zu töten, die dem Thron treu waren. Sie sollten nur daran denken, wem der Thron jetzt gehörte.

»Meine Mutter ist tot«, wandte sie sich an die Überlebenden. »Ich bin eure Königin. Verneigt euch jetzt vor mir und zeigt mir eure unsterbliche Loyalität oder verlasst den Berg Devenallt und die Dunklen Ebenen für immer und hofft, dass ich euch in diesem Leben nicht mehr wiedersehen werde.«

Sie dachte, es würde ein paar Momente des Abwartens geben, während die Leute sich entschieden. Doch so war es nicht. Alle zusammen verneigten sie sich vor ihr.

Alle bis auf einen.

Bercelak stand hoch aufgerichtet da und starrte sie an, ohne sich die Mühe zu machen, sein Lächeln zu verbergen. Sie bedeutete ihm, sich hinzuknien und versuchte dabei ihr Bestes, angemessen hochmütig dreinzublicken. Er grinste zurück. Also erlaubte sie sich, ihm die Zunge herauszustrecken, während die Köpfe aller Anwesenden demütig gesenkt waren.

Er lachte laut und lange und erschreckte damit alle anderen – sogar seine Familie – fast zu Tode.


Bercelak ging mit seinem Vater, jetzt in Drachengestalt, hinunter zum Zugang des Berges Devenallt. »Bist du sicher, dass du nicht eine Weile bleiben willst?«

»Nein, Junge. Deine Mutter wartet.« Er grinste. »Und ich lasse sie nicht gern warten – zumindest nicht lange.«

Kopfschüttelnd erwiderte Bercelak das Grinsen seines Vaters. »Die Götter mögen verhüten, dass du eine Frau warten lässt!«

»Nur eine Frau. Genau wie du.« Sein Vater warf einen Blick zurück in die Höhle, wie um sich zu versichern, dass sie wirklich allein waren. »Auch wenn ich nicht zu lange warten würde, Junge. Sie ist immer noch nicht in Besitz genommen, und es gab da drin einige, die sie mit gierigen Augen angesehen haben.«

»Sie ist schön, das überrascht mich also nicht. Aber ich werde sie nicht aufgeben.«

»Daran zweifle ich nicht. Man kann dein Verlangen förmlich sehen, wenn sie in der Nähe ist.«

»Das stimmt. Aber trotzdem will es die Tradition, dass ich bis zum nächsten Vollmond warte.«

»Sei nicht dumm, Junge. Sie ist Königin. Ihr beide schafft Traditionen. Also tu, was du willst, ja?«

Bercelak nickte zustimmend, dann holte er tief Luft und sagte: »Danke, Vater. Für all deine Hilfe heute.«

Sein Vater wedelte die Worte mit einer Klauenbewegung beiseite. »Du bist mein Sohn, Bercelak. Dank ist nicht nötig.«

»Na gut, dann sage ich es so: Ich verabscheue dich nicht mehr.«

Lachend hieb sein Vater seinem Sohn eine Klaue auf den Rücken. Jeder andere wäre mit gebrochenem Rückgrat vom Berg gepurzelt, doch Bercelak blieb aufrecht wie immer. Wenn auch nur, weil er nicht das spöttische Gelächter seines Vaters hören wollte, das ihm nach unten folgte. »Na, das ist ja mal eine gute Nachricht! Zumindest deine Mutter wird sehr glücklich sein.«

»Aber du …«

»Das interessiert mich nicht im Geringsten. Ich will nur, dass meine Kinder stark genug sind, um in diesen Zeiten zu überleben.« Der alte Drache grinste, und Bercelak sah Reihen um Reihen von Reißzähnen, die bei seiner Art immer weiterwuchsen, während sie älter wurden. »Und da du jetzt der Gemahl der Königin bist, würde ich sagen, ich habe meine Sache gut gemacht, oder etwa nicht?«

Bercelak nickte. »Aye. Das hast du.«

»Dann, mein starker Sohn … nimmst du dein tödliches Weib am besten in Besitz, oder du verlierst sie für immer.«

Mit diesen Worten stieg Ailean der Verruchte in die Lüfte und machte sich auf den Rückweg zu Bercelaks Mutter, Shalin – der Bändigerin von Ailean dem Verruchten.

Bercelak drehte sich um und ging zurück in den Thronsaal der Königin. Wenn er an anderen Drachen vorbeikam, grüßten sie ihn, doch keiner forderte ihn heraus. Stattdessen hielten sie den Blick abgewandt. Bis auf ein paar Frauen, die ihr Verlangen offen zeigten. Offensichtlich hatte die Tatsache, dass er Rhiannon noch nicht in Besitz genommen hatte, auch ihr Interesse geweckt.

Viele seiner Brüder und Schwestern warteten in der Halle auf ihn. Sie würden bleiben, bis Rhiannons Herrschaft gesichert war.

Die besten Kämpfer seiner Sippe, einschließlich Ghleanna, waren losgegangen, um Rhiannons Geschwistern die Stirn zu bieten. Sie würden nicht warten, bis diese herkamen.

»Alles in Ordnung?«, fragte er seine verbliebenen Geschwister.

Sie nickten alle, doch Addolgar deutete die vielen Stufen hinauf, die zu dem Raum führten, der jetzt Rhiannons Schlafgemach sein würde … sein Schlafgemach.

»Sie ist raufgegangen. Es ist einiges los, viele Diener sind unterwegs, seit sie raufgegangen ist.«

Bercelak nickte und blickte die lange Treppenflucht hinauf. Seltsam, er fühlte sich plötzlich ein bisschen … nun ja: nervös. Ein Feldherr, der dem Tod viele, viele Male begegnet war, ließ sich nervös machen von einem einzelnen weißen Drachen?

Andererseits … was, wenn sie ihre Meinung geändert hatte? Natürlich waren sie bereits ein Paar, aber sie konnte – theoretisch – mit den Ältesten verhandeln. Der Gedanke, dass sie ihre Meinung geändert haben könnte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er durfte sie jetzt nicht verlieren.

Natürlich gab es nur einen Weg, herauszufinden, was sie dachte. Und das war die direkte Konfrontation mit ihr, so, wie es sein Vater ihn bei jeder Herausforderung gelehrt hatte.

»Machst du dir Sorgen, dass sie es sich anders überlegt haben könnte?«, wollte Addolgar wissen.

»Das ist kein unvernünftiger Gedanke.«

»Aye. Vielleicht. Aber das wirst du nie erfahren, bis du …«

»Ich weiß. Bis ich mich ihr stelle.«

»Das Schlimmste, was sie tun kann, Bruder, ist, dich in Asche zu verwandeln.«

Bercelak sah seinen Bruder an, doch der lächelte nur.

»Blödmann.«

Mit diesem letzten Wort machte sich Bercelak auf den Weg die Treppe hinauf zu seiner Zukunft.

12


Bercelak betrat das Schlafgemach der Königin, nur um es leer vorzufinden. Vollkommen leer. Was ihm seltsam vorkam. Er hatte sich vorgestellt, Addiena besäße zumindest einen Schatz, um darauf zu liegen.

Er persönlich fand es eher unbequem, auf Gold und Juwelen zu liegen.

»Ah, Mylord … die Königin hat die Zimmer getauscht.«

Bercelak wandte sich nach dem Sprecher um, doch er sah niemanden.

»Hier unten, Mylord.«

Er senkte den Blick, und seine Augen weiteten sich überrascht. Das war kein Drache in Menschengestalt, sondern ein Mensch … in gewisser Weise. Eigentlich war es ein Zentaur. Ein weiblicher. Ziemlich hübsch – auch wenn sie nach Pferd roch. Was ihn ein klein wenig hungrig machte.

»Und du bist …?«

»Ich bin die Kammerfrau der Königin, Mylord.«

»Ich habe dich nie vorher gesehen.«

»Ich bleibe oft im Hintergrund … wie du dir vorstellen kannst, Mylord.« Sie warf einen Blick auf ihr Hinterteil, das … nun … ein Pferdehinterteil war. »Es ist so sehr viel sicherer für mich.«

Mit einem wissenden Lächeln nickte Bercelak. »Ich verstehe.«

»Bitte, Mylord. Folge mir. Sie wartet auf dich.«

»Ist sie bewaffnet?«

Der Zentaur legte den Kopf schief. »Wie bitte?«

»Ach, nichts.« Er machte ihr ein Zeichen. »Geh voraus. Ich folge dir.«

Sie tat es, und er bewunderte die Schönheit von Rhiannons Dienerin. Ihr Haar und ihr Fell waren von einem dunklen Braun, doch ihre Augen waren verblüffend blau. Ihr langes Haar bedeckte ihre Brust, deshalb trug sie nichts als ihre Haut und ihr Fell. Es war ihm ein Rätsel, wie er sie nie vorher hatte bemerken können. Doch Zentauren besaßen starke Magie, vielleicht konnte sie sich also vor den scharfen Sinnen der Drachen schützen.

Sie blieb vor einem kleineren, aber immer noch riesigen Zimmer stehen. »Sie ist da drin, Mylord.«

»Danke.«

Mit einem kleinen Lächeln sagte der Zentaur: »Ich werde dafür sorgen, dass euch bis mindestens morgen früh niemand stört.«

Bercelak lachte leise und sagte noch einmal mit großer Aufrichtigkeit: »Danke.«

Dann war sie fort. Einfach so. Bercelak sah sich um, doch er konnte sie nirgends entdecken.

Interessant, aber nicht wirklich von Belang. Abgesehen davon hatte er im Moment größere Sorgen.

Mit einem tiefen Atemzug betrat Bercelak das neue Schlafgemach der Königin.

»Rhiannon?«

Er konnte sie nirgends entdecken. Doch was er sah, war das riesige Bett, das sie in einer Ecke hatte aufstellen lassen. Das brachte ihn zum Lächeln. Es schien, als hätte die Prinzessin die Vorteile eines menschlichen Körpers entdeckt.

Zum Spaß nahm er seine Menschengestalt an und ging zum Bett hinüber. »Rhiannon? Wo bist du?«

Er erreichte das Bett und sah auf die Tierhäute hinab, die es bedeckten. Er spürte, wie sein Ding hart wurde beim Gedanken daran, was er mit seiner Prinzessin in diesem Bett vorhatte. Was er Hunderte von Jahren mit ihr tun würde, wenn alles lief wie geplant.

»Rhiannon?«, rief er noch einmal.

Plötzlich warf sie sich gegen seinen Rücken, die Arme um seinen Hals geschlungen, die Beine um seine Hüfte. Sie war in Menschengestalt und herrlich nackt.

»Ha!«

Er brauchte einen Moment, dann wurde ihm klar, dass Rhiannon ihn … nun … angriff!

Grunzend hielt sie seinen Hals fest umschlossen und versuchte tatsächlich, ihn auf den Rücken zu werfen.

»Was in drei Teufels Namen tust du da?« Er war nicht wütend. Nur sehr überrascht.

»Was?«, keuchte sie, während sie ihr Bestes tat, ihn zu Boden zu werfen. »Du dachtest, diese Inbesitznahme würde einfach werden? Du wirst schon um mich kämpfen müssen!«

Die Tatsache, dass sie es nicht schaffte, ihn vom Fleck zu bekommen oder ihn auch nur zu verbiegen, schien sie zu ärgern, denn sie knurrte neben seinem Ohr. Doch dieses Geräusch ließ seine Männlichkeit nur noch härter im Takt mit seinem Herz und seiner Lust pulsieren.

Die Arme über der Brust verschränkt und die Beine gespreizt, gab er zurück: »Habe ich nicht eben für dich gekämpft?«

»Nein. Du hast für deine Königin gekämpft, die zufällig ebenfalls ich bin. Aber um Rhiannon die Drachenfrau in Besitz zu nehmen – wirst du gegen mich kämpfen müssen.«

»Ach wirklich?«

»Tja, du hast doch wohl nicht gedacht, ich würde mich einfach so auf den Rücken legen, oder?«

»Eigentlich hatte ich auf irgendwas auf allen Vieren gehofft.«

»Du wirst schon mehr tun müssen als hoffen, Nichtswürdiger.«

»Bist du sicher?«

»Natürlich bin ich sicher!«, sagte sie mit ihrer üblichen Portion Arroganz.

Lächelnd griff Bercelak mit einem Arm nach hinten, streckte den Unterarm über sie hinweg und griff mit seinen Fingern fest unter ihre Achsel. Dann warf er sie über seine Schulter und knallte sie aufs Bett.

»Gewonnen!« jubelte er.


Mistkerl!

Sie hätte viel raffinierter sein müssen. Sie hatte die Geschichten vergessen, die seine Geschwister ihr von Aileans Erziehungsmethoden für seine Sprösslinge erzählt hatten. Als sie sich gegen seinen Rücken warf, rührte sich der große Ochse keinen Zentimeter, obwohl sie wusste, dass er sie nicht kommen hören hatte. Sie hätte genauso gut eine Fee oder ein Staubkorn sein können, denn mehr Wirkung hatte sie nicht auf ihn.

Götter, sie liebte ihn.

Sie sah hinauf in sein lächelndes Gesicht. Ihr war der Atem weggeblieben, so hart hatte er sie aufs Bett geworfen, doch sie konnte nur sich selbst dafür verantwortlich machen.

Er kam näher, doch seine großen Füße stießen an etwas unter dem Bett, und er warf einen Blick darunter, nur um sie mit einem breiten Grinsen wieder anzusehen. Das tat er in letzter Zeit oft, und sie liebte es.

»Ich nehme an, meine Schwestern haben dir geholfen, dein Zimmer einzurichten, was, Rhiannon?«

Er griff unters Bett, und als er sich wieder aufrichtete, hielt er diese verfluchten Ketten in der Hand. »Ich bin begeistert, dass meine Familie so für mich sorgt.«

»Verdammt!« Sie versuchte, von ihm fortzukriechen, doch so stark er war, so unglaublich schnell war er auch. Er fing sie ein und knallte sie wieder aufs Bett.

»O nein, nein, mein Liebling. Du wolltest, dass ich dich in Besitz nehme, wie es sich gehört. Dann will ich dich auch in Besitz nehmen. So, dass jeder es weiß.«

Götter, was hatte das zu bedeuten?

Das Halsband schnappte um ihre Kehle zu, und sie knurrte protestierend.

»Beschwer dich nicht. Du weißt, dass du es liebst.«

Das stimmte, doch das würde sie nicht zugeben.

Als das Halsband und die Kette, die fest in Bercelaks Hand lag, sicher angebracht waren, zog er sie auf dem Bett nach oben, bis ihr Kopf fast das Kopfende berührte. Dann schloss der Mistkerl Handschellen um ihre Handgelenke und kettete ihre Arme an den Bettpfosten.

Und seine Schwestern hatten diese verfluchten Bettpfosten vorgeschlagen! Später muss ich mich bei ihnen dafür bedanken, dachte sie glücklich.

Sie konnte sich zwar inzwischen endlich wieder jederzeit in einen Drachen zurückverwandeln, doch andererseits: er auch. Abgesehen davon, wo blieb der Spaß dabei? Bercelak stand auf und sah sie an, wie sie dort mit gefesselten Armen lag.

Götter, die Hitze in seinem Blick machte sie feucht und gierig. Wie immer. Niemand hatte sie je so angesehen. Natürlich hatte sie auch vorher schon Lust gesehen, doch nie war diese so von Liebe durchdrungen gewesen.

Er sah ihre Beine an. »Hmmm. Ich würde mich wirklich ungern von dir treten lassen«, murmelte er vor sich hin.

»Wage es bloß nicht!«

Was natürlich bedeutete, dass er es sehr wohl wagen würde.

Bercelaks große Finger glitten an ihrem Körper entlang, als er langsam zum Fuß des Bettes ging. Er hielt kurz an, um sanft einen ihrer Nippel zwischen Daumen und Zeigefinger zu nehmen und zuzudrücken. Sie unterdrückte ihr Stöhnen gerade noch rechtzeitig, doch er sah ihre Anstrengung und grinste.

Dann bewegte er sich weiter. Als er das Ende des Bettes erreicht hatte, befestigte er eine Kette an dem hohen Bettpfosten, nahm ihren Fuß und schnallte ihn fest.

Er ging zur anderen Seite und sah sie die ganze Zeit dabei an.

»Götter, Rhiannon, du bist so schön! Ob als Drache oder als Mensch – du bist schön.«

Ähnliche Worte hatte sie in der Vergangenheit auch andere Männer sagen hören, doch nie mit solcher Leidenschaft. Und weil Bercelak nur sie wollte und nicht ihre Krone, bedeuteten diese Worte so viel mehr als alles, was je zu ihr gesagt worden war.

Als auch ihr anderer Fuß am Bettpfosten festgekettet war, lag sie ausgebreitet und offen für sein Vergnügen da. Sie konnte es nicht erwarten.

Statt sie zu nehmen, sah er sie jedoch lange an, und schließlich konnte sie das Schweigen nicht länger ertragen.

»Was? Was starrst du an?«

»Ich überlege, was ich mit dir machen werde. Ich will, dass alle wissen, dass du zu mir gehörst, Rhiannon. Jeder. Sag es mir jetzt, wenn du das nicht auch willst.«

Oooh. Das würde wehtun. Doch es würde ein kurzer Schmerz sein, und sie wollte, dass alle wussten, dass sie ihm gehörte. Sie wollte, dass Drachen von nah und fern wussten, dass sie auch nur anzusehen bedeutete, den Zorn ihres Gefährten zu riskieren.

»Keine Worte mehr, Nichtswürdiger. Verschwende keine Zeit. Tu einfach, was du vorhast, oder lass mich gehen.«

Er nickte einmal kurz, dann war er auf dem Bett, sein Mund über ihrem menschlichen Fuß. Direkt neben diesem merkwürdig geformten großen Zeh. Bercelaks erfahrene Zunge glitt über ihren Zeh und die Oberseite ihres Fußes entlang. Und wo seine Zunge sie berührte, folgte ihr ein brutaler Schmerz, weil er sie dabei verbrannte. Die meisten Drachengefährten markierten eine Schulter oder ein Handgelenk. Manche eine Brust, oder, die mit Sinn für Humor, den Hintern. Doch Bercelak war der Sohn seines Vaters, und wenn er eine Frau nahm, wollte er, dass jeder wusste, dass er sie in Besitz genommen hatte. Familie und Fremde. Freund und Feind. Sie würden es alle wissen.

Sie biss sich auf die Lippen, um die Schmerzensschreie zu unterdrücken, die sie herausbrüllen wollte, als Bercelaks Zunge sich ihren Weg über ihren entblößten Körper suchte. Und wo seine Zunge nicht hinkam, entfesselte er eine magiegetränkte Flamme, die die Aufgabe für ihn übernahm. Doch obwohl der Schmerz schlimmer und schlimmer wurde, stieg mit ihm auch das Gefühl, das stetig ihr Rückgrat entlang und zwischen ihre Schenkel kroch.

Während sie darum kämpfte, die Schmerzensschreie zu unterdrücken, kämpfte sie genauso gegen ihre Lustschreie an. Als seine Zunge über ihren Bauch glitt, wölbte sie sich ihm entgegen und schrie ihren Höhepunkt heraus. Doch er hörte nicht auf. Nicht ihr Bercelak. Er machte weiter; seine Zunge bewegte sich ihren Körper nach oben, über ihre Rippen, um eine Brust herum und über einen Nippel. In diesem Moment überspülte sie ein zweiter Orgasmus. Trotzdem war er nicht fertig. Seine Zunge glitt über ihr Dekolleté und das Schlüsselbein, dann über ihren Hals und hielt schließlich inne, als sie über ihren Kiefer strich.

Einen Augenblick dachte sie, er würde die Zunge über ihr Gesicht ziehen, doch er wollte ihr nicht noch mehr Narben zufügen als sie sowieso schon hatte.

»Tut es weh?«, flüsterte er ihr ins Ohr.

»Aye.«

»Macht es dir etwas aus?«

»Nay.«

»Willst du, dass ich dich jetzt nehme, Prinzessin?«

Es hätte sie beleidigen sollen, dass er sie immer noch bei diesem Titel nannte, doch sie wollte, dass er sie so nannte, bis sie alt und grau waren. Sie wollte für immer seine Prinzessin sein, denn sie hatte Tausende, die sie als ihre Königin sehen würden.

»Mach weiter, Nichtswürdiger!«, befahl sie.

Und sie sah ihren Bercelak lächeln, bevor sein Mund sich heftig auf ihren legte. Er küsste sie brutal, nahm ihr den Atem und die Fähigkeit zu denken. Dann war er auf ihr. Haut an Haut. Sie schrie auf vor Schmerz, als sein Körper über ihre frischen Brandwunden rieb, doch der Laut wurde in seinem Mund erstickt. Dann war er in ihr, und sie kam sofort, bevor er den ersten Stoß beendet hatte.

Er stieß in sie, zwang sein hartes Glied wieder und wieder in ihren Körper, während Worte aus seinem Mund purzelten, und sie brauchte eine Weile, bis sie verstand, was er da immer wieder in ihr Ohr sagte.

»Ich liebe dich, Rhiannon. Ich werde dich immer lieben. Ich werde dich immer lieben.«

Bercelak kam mit einem Aufbrüllen und ergoss sich in ihren heißen, engen Körper, während auch sie noch einmal kam, diesmal seinen Namen schreiend.

Bercelak brach über ihr zusammen, schlang seine Arme um Rhiannon und hielt sie fest. Sie war jetzt die Seine, und jeder Drache würde es wissen.

Sie schnappte neben ihm nach Luft, und ihm wurde bewusst, dass er nicht so auf ihr liegen bleiben konnte. Als Drachen waren sie jetzt fast gleich groß. Doch als Mensch war sie immer noch kleiner als er – wenn auch größer als die meisten Männer.

Sich auf seine Arme stützend, schob er sich von ihr hoch, rollte sich herum und legte sich neben sie, den Kopf in die Beuge ihres immer noch gefesselten Armes gelegt.

»Ich liebe dich, Rhiannon«, flüsterte er, als könnten andere es hören.

Sie flüsterte zurück: »Ich liebe dich, Bercelak.« Er hatte so lange darauf gewartet, das zu hören … und es fühlte sich sogar noch besser an als er es sich vorgestellt hatte.

Er hob die Hand und band sie los. Er sah zu ihren Füßen hinab, als vorübergehende Erschöpfung ihn erfasste. »Meinst du, du kannst dich um die da kümmern?«

»Aye.«

Ihre Hand wedelte müde durch die Luft, und die Schellen öffneten sich und fielen von ihren Füßen ab.

»Weißt du, Liebling, deine neuen Fähigkeiten könnten unserem beiderseitigen Spaß am Fesseln in die Quere kommen.«

Sie lächelte, und ihr weißes Haar klebte ihr an der schweißbedeckten Stirn. »Nur, wenn wir es zulassen.«

Er grinste und drehte sich auf den Bauch. »Also gut, Prinzessin. Du bist dran.«

Sie sah ihn verwirrt an. »Womit bin ich dran?«

»Mich in Besitz zu nehmen. Es wäre allerdings nett, wenn du das Gesicht auslassen würdest. Ich glaube, da habe ich genug Narben, oder was meinst du?«

Sie sah ihn überrascht an. Es war nicht so, dass Frauen ihre Gefährten nicht markierten, doch es geschah selten am Anfang. Die meisten Männer mussten ihre Dominanz zeigen und taten es mit der Inbesitznahme. Jahre später, wenn alles zur Ruhe gekommen war, wurden sie dann von ihren Frauen markiert.

»Bist … bist du sicher?« Sie schien den erschrockenen Ausdruck nicht aus ihrem Gesicht verbannen zu können. Das brachte ihn zum Lächeln. Normalerweise verbarg sie ihre Überraschung sehr gut.

»Ob ich sicher bin, dass ich will, dass alle wissen, dass ich dir gehöre wie du mir gehörst? O ja, Liebling. Ich bin mir sehr sicher. Und jetzt«, er machte es sich bequem und legte den Kopf auf seine verschränkten Arme, »was hast du noch mal zu mir gesagt? Ach ja: Keine Worte mehr, Prinzessin. Verschwende keine Zeit. Tu einfach, was du vorhast, oder lass mich gehen.«

Bevor er noch ein weiteres Wort sagen konnte, setzte sich Rhiannon rittlings auf seinen Hintern, und er wusste einfach, dass es wehtun würde.


»Mylord.«

Bercelak öffnete mühsam die Augen und sah den Zentaur neben sich stehen. Sie beugte sich vor und flüsterte: »Es tut mir leid, dich zu wecken, Mylord. Aber deine Familie möchte dich sprechen.«

Er sah sich um, den Blick immer noch unscharf. »Ist es Morgen?«

Der Zentaur lächelte; wahrscheinlich erinnerte sie sich an ihr Versprechen vom Vorabend. »Ja, Mylord. Später Morgen.«

»Sag ihnen, ich bin gleich da.«

Ohne ein weiteres Wort verneigte sie sich und ging.

Rhiannon, immer noch in Menschengestalt, wie er auch, hatte sich eng an ihn geschmiegt, den Kopf fast in seiner Armbeuge vergraben. Sie schlief tief und fest und sah wunderschön dabei aus.

Er lächelte, als er sich an ihre Inbesitznahme in der Nacht zuvor erinnerte. Bei all dem Schreien und Brüllen und Knurren musste der halbe Hof geglaubt haben, sie würden einander umbringen. Er küsste sie auf die Stirn und erhob sich mühsam aus dem Bett.

Ohne auch nur darüber nachzudenken, ging er als Mensch in den Thronsaal. Er hatte fest vor, schnell wieder ins Bett zu kommen und Rhiannon zu genießen – seine Rhiannon –, und zwar noch vor dem Frühstück. Dann würde er den Rest des Tages und des Abends damit verbringen, sie als Drache zu nehmen.

Mehrere seiner Brüder und Ghleanna, all diejenigen, die gegangen waren, um Rhiannons Sippe aufzustöbern, warteten auf ihn.

Einer seiner jüngeren Brüder pfiff. »Götter, Bercelak. Was hat diese Frau mit dir gemacht?«

»Was ist denn?«, bellte er, breitbeinig und die Arme vor der Brust verschränkt. Er war nicht in der Stimmung für die Mätzchen seiner Geschwister, wenn die Frau seiner Träume in ihrem Schlafgemach auf ihn wartete.

Ghleanna antwortete: »Bis wir dort ankamen, waren ihre drei Brüder und ihre Schlange von Schwester schon lange fort. Man sagt, zwei ihrer Brüder seien in die Nordlande aufgebrochen.«

»Nordlande?«, spottete er. »Die Blitzdrachen werden sie bei lebendigem Leib fressen. Was noch?«

»Die Schwester und der andere Bruder sind ins Wüstenland von Alsandair gegangen. Die Drachen dort werden ihnen vielleicht helfen.«

Addolgar trat vor. »Es ist nicht sicher, dass die Blitzdrachen ihnen nicht auch helfen werden. Sie mögen Barbaren sein, aber sie sind gierig. Sie hätten nur zu gern dieses Gebiet hier.«

»Und sie werden es niemals bekommen.«

Beim Klang von Rhiannons Stimme drehten sich alle außer Bercelak um. Wenn andere anwesend waren, wandte er sich niemals von denen ab, die ihr schaden konnten. Jetzt, wo sie Königin war, war Rhiannon in größerer Gefahr als zuvor, auch wenn ihre Mutter tot war. Also warf er nur einen kurzen Blick über die Schulter. Sie stand als Mensch vor ihnen, vollkommen nackt; die Brandmale ihrer Inbesitznahme zeichneten sich pechschwarz auf ihrer Haut ab, und sie trug immer noch das Halsband und die Kette.

Bercelak hatte sie nie mehr geliebt.

»Götter, Bercelak!«, rief seine Schwester aus. »Was zum Teufel hast du getan?«

Er wusste, was sie meinte. Er hatte einen Drachen über die gesamte Länge von Rhiannons Körper eingebrannt; der Schwanz begann an der äußersten Spitze ihres Fußes und zog sich ein Bein hinauf, über ihren Bauch und den Brustkorb, quer über ihre Brust und das Schlüsselbein bis hinauf zu ihrem Hals und endete an ihrem rechten Kieferknochen.

Doch obwohl er wusste, was seine Schwester meinte, antwortete er ihr nicht. Ihre Inbesitznahme war ihre Inbesitznahme, und niemand, auch nicht seine neugierige Sippe, hatte irgendetwas dazu zu sagen.

Er sprach mit Rhiannon, ohne sich umzudrehen: »Was sollen wir tun? Folgen wir ihnen?«

»Nein. Ich schicke keine Truppen aus, um vier Drachen zurückzuholen«, stellte sie selbstbewusst fest. »Aber das heißt nicht, dass wir nicht auf sie vorbereitet sein werden. Wenn sie hierher zurückkommen, mit oder ohne Drachen aus anderen Regionen, werden wir ihnen die Schuppen vom Leib und sie selbst in Stücke reißen.«

Bercelak unterdrückte ein Lächeln, als der ganze Saal bei Rhiannons beiläufig fallen gelassenen Worten still wurde. Er wusste, dass sie es ernst meinte, doch es war die Kälte in ihrer Stimme, die die anderen erschreckte. Ihn erschreckte sie allerdings nicht. Er wusste, sie würde eine wunderbare Königin abgeben. Da hatte er keinerlei Zweifel.

»Wir haben zuerst hier ein paar Dinge zu regeln«, fuhr sie fort. »Meine Geschwister können warten, bis sie etwas Dummes tun.«

Sie schwieg, und er spürte, wie sich ihr Blick in seinen Rücken bohrte und ihr eigenes Brandmal musterte. Ein Drache war in seine menschliche Haut gebrannt und bedeckte seinen gesamten Rücken und zu seiner Belustigung auch seinen Hintern. Sein Körper spannte sich, während sein Ding hart wurde beim Gedanken, dass seine Frau ihn genauso sehr wollte wie er sie. Und er machte sich nicht die Mühe, seine Reaktion zu verbergen. Sollten sie es doch sehen. Sollten sie es doch alle sehen.

»Mein Bett wird kalt, Gefährte«, murmelte sie hinter ihm. »Lass mich nicht warten.«

Damit drehte sie sich um und ging zurück in ihr Schlafgemach. Ihre Kette zog sie hinter sich her.

Bercelak konzentrierte sich auf seine Familie. »Wir lassen sie für den Moment in Ruhe, wie sie sagte, aber wir werden vorbereitet sein, falls sie zurückkehren.«

Seine Brüder nickten, genauso seine Schwester. Sie waren jetzt alle Teil von Rhiannons Hofstaat. Nicht länger die Familie von niedriger Herkunft, sondern Mitglieder des Königshauses.

Mit einem Nicken drehte er sich um und ging wieder die Treppe hinauf. Er hörte einen der anderen Drachen, keinen von seinen Geschwistern, einem Kameraden neben sich zumurmeln, die Stimme voller Missbilligung: »Sie hat ihn schon gebrandmarkt. Sieh dir seinen Rücken an.« Der Drache schnaubte. »Tja, wir werden sehen, wer in dieser Familie die Hosen anhat.«

Bercelak ging weiter, auch als er spürte, wie seine Geschwister lautlos von dem zurücktraten, der gesprochen hatte. Als er einen der Waffenständer am Rand des Saals erreichte, schnappte er sich einen langen Spieß, drehte sich um und schleuderte ihn zielsicher.

Der Spieß fuhr durch den Hals des Drachen, riss ihn zurück und spießte ihn an der Marmorwand hinter ihm auf.

Bercelak wandte sich dem Rest des Hofstaats zu, der ihn angsterfüllt ansah. Alle bis auf seine Familie. Sie sahen auf ihre Füße hinab oder an die Decke. Denn sie wussten, wenn sie einander ansahen, würden sie in Lachen ausbrechen. Was definitiv ihre furchterregende Wirkung zerstört hätte, um die sie im Moment alle rangen.

Er lächelte, was den Hofstaat sogar noch mehr zu erschrecken schien. »Ich habe ihn nicht verstanden. Was hat er gesagt?«

Keiner antwortete. Keiner wagte es.

»Das dachte ich mir.«

Damit grinste er jene an, die zu schwach waren, ihn herauszufordern, ging zurück in sein Schlafgemach und brachte seine Gefährtin den Rest des Morgens und bis weit in den Nachmittag hinein dazu, seinen Namen zu schreien …

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