Kapitel 15.

Dr. Paul Jelks erzählte uns eine erstaunliche Geschichte. »Ursprünglich war ich nur in der Absicht nach Ägypten gekommen, Gräber zu fotografieren und an der Übersetzung von Hieroglyphen zu arbeiten, in der Hoffnung, gewisse dunkle Stellen aufklären zu können. Da ich nur von meinem privaten Geld lebe, konnte ich mir eine Ausgrabung ohnehin nicht leisten, und beschloß daher, mich mit akademischer Routinearbeit zufriedenzugeben. Ich war jedoch noch nicht lange hier, als eine ziemlich interessante Sache an mich herangetragen wurde.

Wie jeder Fremde, der in diese Gegend kommt, wurde auch ich sofort von den Einheimischen mit unechten Artefakten und Geschichten von verborgenen Gräbern bestürmt - alles natürlich gegen bare Münze. Wir waren noch dabei, das Lager aufzuschlagen, als sie schon begannen, wie die Geier hier einzufallen, einer mit einem phantastischeren Angebot als der andere. Doch da ich als Ägyptologe dergleichen Dinge schon viele Male zuvor erlebt hatte, schenkte ich dem, was an mich herangetragen wurde, keinen Glauben. Bis zu einem bestimmten Abend.

Mark Spencer, mein Fotograf und Mechaniker, und ich wurden von einer alten Frau in einer Partie Karten unterbrochen. Die Frau war ins Camp gekommen und behauptete, sie habe ein Geschenk für uns. Meine ägyptischen Wächter versuchten sie abzuwimmeln, doch als ich auf den Lärm aufmerksam wurde, trat ich heraus. Das >Geschenk<, das sie für mich hatte, war hochinteressant. Eingewickelt in ein Geflecht aus Schilfgras und zusammengehalten mit einer

Schnur, gab sie mir ein Stück von einer Schriftrolle aus Ziegenhaut, auf die Hieroglyphen gemalt worden waren. So etwas war mir bis dahin noch nie vorgekommen, und ich war neugierig, das fachmännische Können der Fälschung zu untersuchen. Eine sorgfältige Prüfung unter einer Lampe ließ eine so ausgezeichnete Arbeit erkennen, daß ich nicht umhin konnte, die alte Frau zu fragen, wer dies angefertigt habe, worauf sie einfach antwortete, die Engel. Da ich vermutete, daß sie mir die Quelle nicht nennen wollte, fragte ich, wieviel Geld sie dafür haben wolle. Und nun kam die Überraschung: Sie wollte die Rolle nicht verkaufen, sondern wollte sie mir schenken. Um es genau zu sagen, bestand sie hartnäckig darauf, daß ich sie nehmen sollte, weigerte sich aber strikt, auch nur einen Piaster dafür zu kassieren. Da ich sah, daß sie aus irgendeinem Grund verängstigt war, fragte ich sie so lange aus, bis sie schließlich mit der Sprache herausrückte und mir erzählte, daß die Rolle mit einem Fluch behaftet sei und daß dieser Fluch auf ihrer Familie laste, solange die Rolle nicht dorthin zurückgebracht werde, woher sie stamme. Nun, da ich ja nichts zu verlieren hatte, sondern höchstens eine interessante Fälschung hinzugewinnen konnte - und natürlich auch, um dem abergläubischen Geschöpf seinen Seelenfrieden zurückzugeben - , nahm ich die verfluchte Rolle von ihr an, und sie verschwand in die Nacht.« Paul Jelks spülte geräuschvoll den letzten Rest seines Tees hinunter. »Das erinnert einen doch sehr an die Tafeln von Tell-el-Amarna, meinen Sie nicht?«

»Bitte, fahren Sie fort«, drängte Achmed.

»Nun ja, wie ich schon sagte, war ich mit einer kleinen Mannschaft hier und hatte eigentlich nur die Absicht, Bestattungstexte aus den Gräbern zu kopieren. So verschwendete ich ein paar Tage lang keinen Gedanken an die Schriftrolle. Dann, eines Nachts, als Mark und alle anderen schon schliefen, holte ich das verdammte Ding hervor und nahm es gründlich unter die Lupe. Zu meinem aufrichtigen Schrecken stellte sich dabei heraus, daß es sich nicht etwa um eine Fälschung, sondern um das echte Schriftstück aus uralter Zeit handelte. Bis spät in die Nacht hinein blieb ich auf, um es immer wieder eingehend zu untersuchen und zu studieren. Dann schickte ich eine Probe davon an ein Labor nach London, um mittels der Radiokarbonmethode das Alter bestimmen zu lassen. Als das Ergebnis eintraf, stand fest: Haut und Tinte waren dreitausend Jahre alt.« Er legte eine Pause ein und wischte sich über die Stirn. Es wurde allmählich heiß unter dem Zelt. »Sie können sich vorstellen, wie erschüttert ich war. Sie wissen ja selbst, Mr. Raschid, wie selten solche Rollen sind, und diese hier wurde mir quasi vor die Haustür gelegt. Gänzlich erhalten und ziemlich gut leserlich, enthielt der Text die Aufzeichnungen eines Architekten zum Bau eines königlichen Grabes.«

»Haben Sie die Rolle noch?«

»Ja, ich werde sie Ihnen zeigen.«

»Erzählen Sie weiter.«

»So fiel es mir ziemlich leicht, das Geschriebene zu übersetzen, und Sie können sich meine Aufregung vorstellen, als mir klar wurde, was ich da las. Nicht nur der Grundriß des Grabes wurde darin in allen Einzelheiten beschrieben, vielmehr wurde auch ein genauer Lageplan gegeben. Die Tatsache, daß das Schriftstück echt war und daß es bezüglich der Lage des Grabes einen Ort gab, an dem bislang noch keins gefunden worden war, genügte mir, um mich auf ein gewagtes Unternehmen einzulassen. Ich nahm Mark und einen Araber mit und folgte den Anweisungen auf der Rolle. Und während der Nacht, so daß wir nicht bemerkt würden, gruben wir mit Schaufeln an der bezeichneten Stelle.«

Wir alle hingen an seinen Lippen. »Und?«

»Und als der Morgen graute, hatten wir eine steinerne Stufe freigelegt. Mr. Raschid, Sie allein sind in der Lage, die Bedeutung dieser Tat richtig einzuschätzen! Die Wahrscheinlichkeit, auf eine solche Rolle zu stoßen, ist eins zu zehn Millionen, und doch ist es mir passiert! Wer weiß, woher die Familie der alten Frau sie hatte? Und wen interessiert es auch? Offensichtlich hatten sie die Rolle generationen-, wenn nicht gar jahrhundertelang aufbewahrt, sie irgendwo unter einer Lehmziegelhütte oder dergleichen weggeschlossen, weil sie glaubten, sie sei wertvoll oder mit magischen Kräften versehen. Und dann werden sie plötzlich von Krankheit heimgesucht. Sie machen die rätselhafte Ziegenhaut dafür verantwortlich, die den Engeln gehört. Sie wissen, zu wem sie sie bringen können - bring sie zu einem Fremden, der Gräber ausraubt und schon wissen wird, woher sie stammt und wohin sie zurückgelegt werden muß. Bring sie zu einem Fremden, bei dem es nicht darauf ankommt, ob er hinterher bis in alle Ewigkeit verflucht ist!«

Er schenkte sich noch eine Tasse Tee ein und stürzte sie auf einmal hinunter. »Dann bat ich Wilbur, herzukommen. Ich brauchte sowohl seine Hilfe als auch sein Geld. Und wir heuerten mehr Leute an. Sie sind vertrauenswürdig, besonders wenn es um Geld geht. Eine riesige Menge Geld.«

»Und ist das, was Sie in dem Grab gefunden haben, wertvoll, Dr. Jelks?«

Er beugte sich vor und flüsterte: »Wertvoller als der Schatz von Tutenchamun!«

Achmed Raschid schloß die Augen. »Allah sei gelobt!«

»Dann machte ich in Luxor die Bekanntschaft von Adele. Sie war mit einer Reisegruppe da. Gott, ich habe mich sofort in sie verliebt. Ich brachte sie mit ins Lager, und sie entschloß sich zu bleiben. Über kurz oder lang mußte ich ihr von dem Grab erzählen, und sie war hellauf begeistert.«

»Das ist ganz Adele.«

»Es tut mir leid, daß sie nicht hier ist, Lydia. Sie haben einen langen Weg hinter sich.«

Darauf erzählte ich ihm, was ich alles durchgemacht hatte, um sie zu finden - zuerst Rom, dann Kairo - , aber die Namen John Treadwell und Arnold Rossiter ließ ich aus. Ich wußte ja nicht, wieviel ich preisgeben durfte, um Achmeds Pläne nicht zu durchkreuzen. »Donnerwetter, da haben Sie ja ganz schön was erlebt! Es tut mir leid, daß sie nicht in Rom war, um Sie zu empfangen, besonders nachdem sie Ihnen den Schakal geschickt und Sie angerufen hatte.«

»War sie denn im Palazzo Residenziale, Dr. Jelks?«

»Nennen Sie mich bitte Paul, wo wir doch eines Tages verwandtschaftlich verbunden sein werden. Ja, sie wohnte im Hotel Palazzo Residenziale, doch auf mein Anraten trug sie sich dort unter einem anderen Namen ein, nur für den Fall, daß ihr jemand folgte.«

»Ach, deshalb stand sie nicht im Gästeverzeichnis! Und im Shepheard’s Hotel war es wohl genauso! Das erklärt alles.« Und ich konnte mir jetzt auch vorstellen, daß Rossiter irgendwie mein Telegramm nach Rom abgefangen hatte und einen seiner Männer meinen Anruf hatte entgegennehmen lassen. Als nächster ergriff Achmed das Wort. »Jetzt erzählen Sie mir bitte, Dr. Jelks, wie Sie mit Arnold Rossiter in Kontakt kamen.«

»Das haben wir wohl einem ziemlich unglücklichen Zufall zu verdanken. Wilbur und ich wollten nur einige Stücke aus dem Grab verkaufen, um unsere Ausgaben zu decken. Danach hatten wir vor, eine Grabungserlaubnis zu beantragen, um die Entdeckung echt erscheinen zu lassen. Wie Sie schon sagten, Mr. Raschid, wir haben unsere ethischen Grundsätze. Als Ägyptologen sind wir nicht am Geldwert der Schätze interessiert, sondern allein an den wertvollen historischen

Erkenntnissen, die ein solches Grab uns vermitteln kann. Als ich Adele berichtete, was wir vorhatten, bestand sie darauf, daß sie es übernehmen wolle, für uns einen Käufer zu finden. Adele trägt an alledem keine Schuld, Mr. Raschid, das müssen Sie mir glauben! Wenn ich gewußt hätte. Nun ja, es schien ihr solchen Spaß zu machen und so durch und durch harmlos zu sein. Ich sagte, sie solle nach Kairo fahren und sich dort vorsichtig nach einem Käufer für eine kleine Auswahl an Stücken umsehen - wobei sie nichts von einem Grab erwähnen sollte. Doch Adele blieb nicht immer mit beiden Beinen auf dem Boden, und ihre Denkweise ist nicht gerade allzu nüchtern und sachlich. Wie es scheint, hat ihr irgend jemand im Khan-el-Khalili-Basar vorgeschlagen, sie solle sich doch mit John Treadwell in Rom treffen, und ihr gesagt, er werde einen guten Preis zahlen. Sehr mit sich selbst zufrieden und im Glauben, ein gutes Geschäft für mich zu tätigen, ging sie Arnold Rossiter direkt ins Netz. John Treadwell war zuerst freundlich, doch als Adele sich weigerte, ihm weitere Auskünfte zu erteilen, wurde er unverschämt. Ihr war etwas von >einem Grab< herausgerutscht, und damit begannen alle Schwierigkeiten. Rossiter ließ sie nachts aus Rom entführen und in eine Villa außerhalb von Neapel bringen, wo er beabsichtigte, sie über die Lage des Grabes auszufragen oder, wenn ihm dies nicht gelänge, sie festzuhalten und als Lösegeld den Inhalt des Grabes zu verlangen - den ich ihm auch gegeben hätte. Doch Adele war nicht so dumm, wie sie glaubten. Es gelang ihr, nach Rom zurückzufliehen, wo Mark Spencer - den ich ihr nachgeschickt hatte - sie fand und nach Kairo zurückbrachte. Sie hatte vorgehabt, dort auf Sie zu warten. Doch dann sah sie zufällig Rossiter im Hilton und bekam es mit der Angst. Adele hatte es irgendwie im Gefühl, daß Sie sie auch hier unten finden würden.« »Unglücklicherweise ist dasselbe auch Rossiter gelungen«, bemerkte Achmed.

»Nun ja, ich hatte nicht erwartet, daß die ganze Sache eine so schlimme Wendung nehmen würde. Es ließ sich alles so harmlos an, wirklich.«

»Es ist jetzt eine gefährliche Situation, Dr. Jelks. Ein Mensch ist dabei ermordet worden.«

»Was?«

»John Treadwell, vor ein paar Tagen.«

»Aber aus welchem Grund denn?«

»Wer weiß? Vielleicht ein Streit, eine Unstimmigkeit. Möglicherweise hatte Mr. Treadwell aber auch eigene Pläne. Das werden wir wohl niemals erfahren. Aber jetzt droht auch uns Gefahr.« Ich beobachtete Achmed Raschid. Als er zufällig den Kopf drehte und mich ansah, fragte ich ruhig: »Woher weißt du, daß Rossiter hier ist?«

Seine Miene verdüsterte sich. »Miss Harris.«

»Oh, was spielt das schon für eine Rolle?« rief Paul. »Wenn dieser Mistkerl hier ist, dann sollten wir besser machen, daß wir zum Grab kommen. Gott steh mir bei, daß ich nicht die größte Entdeckung in der Geschichte der Archäologie verpatzt habe!«

Er stand abrupt auf und Arnes mit ihm. »Offen gesagt, ich bin froh, daß es vorüber ist. Für diese Art Dinge bin ich nicht geschaffen. Mr. Raschid, würden Sie jetzt gerne zum Grab fahren?«

»Sehr gerne, danke.«

Ich erhob mich und bewegte mich wie im Traum. Die Luft war stickig, das Licht trübe. Als Achmed meinen Arm berührte, wich ich zurück.

Es gab da etwas an der ganzen Sache, das mir mißfiel. Irgend etwas war hier nicht in Ordnung.

»Wissen Sie, das Tal der Könige ist vielleicht der sagenumwobenste Ort auf Erden.« Paul Jelks sorgte für einen fortlaufenden Kommentar, während wir im Landrover über die holprigen Pisten rumpelten. Mark Spencer saß am Steuer, Paul Jelks daneben. Ich saß mit einem Mund voller Staub auf dem Rücksitz zwischen Dr. Arnes und Achmed Raschid. »Jahrhundertelang war das Tal ein beliebter Ort für volkstümliche Märchen. Griechen und Römer hinterließen hier ihre originellen Felsinschriften, und mittelalterliche Mönche machten verlassene Gräber zu ihrer Heimstätte. Das Zeitalter der Aufklärung brachte zahlreiche Philosophen hierher, und viktorianische Archäologen verglichen es mit einem Disneyland. Doch die größten Entdeckungen wurden erst in unserem Jahrhundert gemacht, und weitere werden noch folgen.«

Ich schloß die Augen und hustete. Wir schwitzten allesamt fürchterlich und rochen danach. Obwohl ich es vorgezogen hätte, im Camp zu bleiben und auf Adele zu warten, hatte Achmed aus irgendeinem Grund ein besseres Gefühl, mich dabeizuhaben. Ich war darüber nicht allzu erfreut.

»Jahrtausendelang bauten die alten Ägypter Gräber mit Grabtempeln, die entweder direkt darüber lagen oder in der Nähe errichtet wurden, damit sie für die Seelen leicht zugänglich sein sollten. Doch der Tempel stellte auch einen Hinweis auf die Lage des Grabes dar. Solange der Tempel in der Nähe des Grabes errichtet werden mußte, wurde das Grab immer wieder gefunden und folglich geplündert. In der achtzehnten Dynastie wurde mit dieser Tradition dann endlich gebrochen. Von da an wurden alle Toten auf dieser Seite des Gebirges bestattet, statt wie zuvor auf der Ostseite, wo man das Grabmal des Hatschepsut und das Ramesseum findet. Die Grabtempel wurden abgeschafft, und fortan waren die Gräber schwerer zu finden.« Ich weiß nicht, für wen er eigentlich sprach, denn Mark Spencer, Wilbur Arnes und Achmed Raschid wußten dies alles ja schon - und ich hörte nicht zu. Trotzdem fuhr er unbeirrt fort.

»Leider funktionierte nicht einmal das, da auch strengste Geheimhaltung, ausgeklügelte Labyrinthe und verborgene Fallen die Grabräuber nicht davon abhalten konnten, die meisten der Gräber auszuräumen. Dies führte dazu, daß nach der zwanzigsten Dynastie keine Pharaonen mehr hier beigesetzt wurden. Es gibt viele Gräber im Tal der Könige, und fast alle waren leer, als sie entdeckt wurden - außer dem von Tutenchamun und meinem.«

Seine Stimme wurde vom Wind weggetragen. Ob er noch sprach oder nicht, konnte ich nicht sagen. Und es war mir auch egal. Wir fuhren durch eine Gegend, in der die Zeit stillzustehen schien, wo, was gestern war, noch heute ist und auch morgen sein wird. Die Luft war angefüllt von laut summenden, fetten, frechen Fliegen. Der Staub machte uns schwer zu schaffen, und die Hitze war unerträglich. Als der Landrover auf Allradantrieb umgeschaltet wurde und sich knirschend einen steil ansteigenden schmalen Eselspfad hinaufquälte, war mir nach Schreien zumute.

»Dies wird natürlich mein erster Besuch bei Tageslicht sein, Mr. Raschid«, erklärte Paul über die Schulter hinweg. »Wir haben immer nur nachts gearbeitet.«

Ich hatte keine Ahnung, wohin wir fuhren, und wünschte nur, daß die Fahrt schnell ein Ende nähme. Als ich zurückschaute, sah ich, daß wir das Tal schon weit unter uns gelassen hatten. Seine kleinen schwarzen Münder, die Eingänge zu den Gräbern darstellten, wurden immer kleiner.

»Dieser Berg in Pyramidenform ist der höchste der thebanischen Hügel, Lydia, und wurde der Gipfel des Westens genannt. Man glaubte, daß die gefürchtete Schlangengöttin Meresger oder >Freundin der Stille< dort hauste. All diese

Berge um uns her galten als heilig.« Mir erschienen sie nur öde und endlos. Nirgendwo zeigte sich auch nur die kleinste Spur pflanzlichen Wachstums, nur unendliche Schotterhalden an steilen, zerklüfteten Felswänden unter sengender Sonne. Als der Landrover über einen schmalen Grat donnerte und bergab zu rasen begann, schrie ich auf.

»Das ist ein rauhes Gelände, Lydia, und wahrscheinlich ist das der Grund, warum König Tetef es für sein Grabmal ausgesucht hat. Es gibt hier keine Wadis oder Gebirgspfade. Um es zu erreichen, muß man ein gekonnter Kletterer sein. Gott allein weiß, wie sie es geschafft haben.«

»Gott allein weiß auch, wie sie es geschafft haben, die Pyramiden zu bauen«, fügte Mark hinzu.

»Richtig. Diese Ägypter waren sehr einfallsreiche Leute. Wenn es um das Leben nach dem Tod ging, scheuten sie keine Mühen. Und die Geheimhaltung der Grabstätte stand an erster Stelle. Selbst Tutenchamuns Grab, das so hervorragend unter dem Grab eines anderen Königs verborgen worden war, mußte früher oder später durch Zufall entdeckt werden. Aber auf mein Grab, auf Tetefs Grab, wäre man in tausend Jahren noch nicht gestoßen. Und deshalb ist er einer der wenigen Glücklichen, die jahrhundertelang vor Grabräubern bewahrt blieben. Er und seine Schätze sind unversehrt.« Wir fuhren durch eine enge Schlucht, nicht breiter als der Wagen selbst, und hielten dann plötzlich an. »Sie meinen, der Pharao ist noch im Grab?« fragte ich. »Ja. Wir brauchten Wochen, um die letzte Tür zu öffnen, aber dann endlich fanden wir vor ein paar Tagen seinen Leichnam.«

Eingezwängt in einer V-förmigen Schlucht zwischen zwei schroffen Bergen und mit einer schräg ansteigenden Sandbarriere im Angesicht, konnte ich mir nicht vorstellen, daß hier irgend jemand den Eingang zu einem Grab zu finden vermochte.

»Wir haben ihn aber trotzdem gefunden«, meinte Paul, der offenbar in meinen Gedanken las. »Indem wir die Anweisungen der Schriftrolle wortwörtlich befolgten, begannen wir am richtigen Punkt zu graben.«

»Wo ist es also?« fragte ich, gegen das gleißende Sonnenlicht blinzelnd.

»Kommen Sie da entlang.«

Wir mußten im Gänsemarsch hinter Paul Jelks her marschieren, wobei der Sand uns bis zu den Knöcheln reichte und in unsere Schuhe eindrang. Dort, wo die Sanddünen den engen Grund der Schlucht berührten, kniete Paul nieder und fing an, wie ein junger Hund im Sand zu buddeln. In Sekundenschnelle hatte er einen breiten Holzdeckel freigelegt, der vollkommen unter Sand verborgen gewesen war und den man auch aus nächster Nähe nicht hätte ausmachen können. Dann hob er diese aus Holzlatten behelfsmäßig zusammengezimmerte »Tür« und machte den Blick frei auf einen unterirdischen Treppengang, der tief in den Berg hineinführte.

»Passen Sie auf, wohin Sie treten, Lydia. Diese Stufen sind äußerst uneben. Ich habe meine Taschenlampe dabei.«

Zu dritt machten wir uns an den Abstieg, während Mark und Dr. Arnes am Eingang zurückblieben. Als wir immer weiter in die Erde eindrangen, überkam mich plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. »Schauen Sie sich nur alles genau an, Mr. Raschid, denn hier sehen Sie, was seit dreitausend Jahren kein menschliches Auge mehr gesehen hat. Und anders als Tutenchamuns Grab, das deutliche Spuren von Plünderungsversuchen aufwies, war dieses Grab hier unberührt und sah noch genauso aus wie am Tage, als die Priester es versiegelten.«

»Ich hätte nie gedacht.«, begann Achmed, aber er sprach seinen Satz nicht zu Ende. Ein fauliger Geruch schlug uns entgegen, als wir unten in einem leeren Vorzimmer ankamen. Paul leuchtete die Wände ab und richtete den Lichtkegel auf Gemälde mit phantastischen Geschöpfen und geheimnisvollen Schriftzeichen. Seine Stimme hallte: »Natürlich ist es nicht sauber. Wir konnten nicht die ordnungsgemäße Sorgfalt walten lassen, mit der wir bei einer genehmigten Grabung vorgegangen wären. Wir haben den ganzen Schmutz draußen abgeladen, um ihn als Tarnung zu verwenden. Gleich werden Sie feststellen« - er ging auf die andere Seite des Raums - , »daß es sich um einen ganz einfachen Grundriß handelt. So gewiß war sich König Tetef, daß dieses Versteck niemals gefunden würde, daß er sich nicht einmal die Mühe machte, trickreiche Falltüren und Gruben einzubauen, wie man sie aus anderen Gräbern kennt. Er muß sich überlegt haben, daß abscheuliche Fallen sich erübrigen würden, wenn die Gräber besser versteckt wären. So machte er sich daran, die Fehler seiner Vorfahren nicht zu wiederholen, und es funktionierte.«

Wir liefen einen schräg abfallenden Gang entlang, der immer weiter in die finstere Unendlichkeit hinunterführte. Als wir ihn etwa zur Hälfte durchlaufen hatten, blieb Paul plötzlich stehen und lauschte. »Haben Sie jemanden meinen Namen rufen hören?«

»Nein.«

»Das ist komisch. Ich hätte schwören können.« Er gab Achmed die Taschenlampe. »Nehmen Sie die Lampe, und gehen Sie weiter. Ich kehre um und sehe nach, was sie wollen. Ich werde gleich wieder da sein.« Und er eilte den Gang wieder hinauf.

Ich schaute Achmed in der Dunkelheit an; sein Gesicht wurde vom Licht der Taschenlampe kaum erhellt. Er stand sehr nahe bei mir und atmete ruhig. »Nach dir, Lydia.«

Ich wandte ihm den Rücken zu und schritt voraus. Wieder verspürte ich dieses unheimliche Gefühl und diesmal noch stärker, ganz so, als ob im nächsten Augenblick etwas Schreckliches passieren würde. Wir betraten einen zweiten Raum, und dieser war voll von verblüffenden Schätzen. Sie waren den Dingen sehr ähnlich, die ich in Dr. Kellermans Büchern gesehen hatte, und bildeten die persönliche Habe der Götter. Bettpfosten in Löwengestalt, Ballen von Leinwand und Seidenstoffen, Tonkrüge, Ebenholztruhen mit sagenhaftem Schmuck, die Mumie einer Katze. Es war alles so wunderbar anzuschauen. »Sieh her, Lydia!« rief Achmed plötzlich. Ich fuhr herum. Mit der Taschenlampe beleuchtete er eine viereckige Holzkiste, in deren Oberfläche Löcher eingearbeitet waren und neben der ein Haufen Spielfiguren lag. »Daher stammt also mein Schakal! Er gehört zu diesem Spiel!« Ich kauerte nieder und betrachtete sie aus der Nähe. Dann lächelte ich Achmed zu. Sein Gesicht war in der Dunkelheit verborgen. »Möchtest du den König sehen?«

»Was?« Ich erhob mich steif. Der Gestank in der Luft drang bis zu mir vor. Es war wohl sehr wenig Sauerstoff vorhanden. »Nein. ich glaube nicht.«

»Du hast doch keine Angst vor einer Mumie, oder?« Er faßte mich bei der Hand. »Natürlich nicht.«

»Er ist da drinnen. Den König so zu sehen, wie er wirklich war, ist ein Vorrecht, das nur wenigen zuteil wird, Lydia. Sollen wir dem Mann, der dir den Schakal gab, einen Besuch abstatten?« Wir bahnten uns vorsichtig einen Weg zwischen den zerbrechlichen Schätzen hindurch und erreichten eine weitere Türöffnung. Sie war eng und in eine mindestens fünf Fuß dicke Wand eingelassen. Daneben befand sich ein riesiger viereckiger Stein, der offensichtlich mit dem Meißel behauen und hochgestemmt worden war. Auf dem Boden daneben lag ein Brecheisen.

»Halt dich von diesem Stein fern, Lydia, denn er ist mit einem Kippmechanismus verbunden, der ihn bei Berührung wieder an seinen Platz zurückschwingen läßt. Jetzt bitte nach dir.«

Er hielt die Taschenlampe so, daß sie das Innere des kleinen Raums beleuchtete, und ich folgte vertrauensvoll dem Lichtstrahl. Als ich den Granit-Sarkophag erblickte, fragte ich noch: »Was ist das?« Im gleichen Augenblick ging urplötzlich das Licht aus, und ich hörte ein knirschendes Geräusch.

Als ich mich umdrehte, konnte ich den Eingang nicht mehr sehen. Noch konnte ich die Wand sehen. Noch nicht einmal meine Hand, die ich direkt vor mein Gesicht hielt. Achmed hatte den Stein an seinen Platz zurückgerollt. Wie benommen sagte ich: »Moment mal« und horchte. »Komm schon, das ist doch nicht wirklich geschehen!« Mit ausgestreckten Händen tastete ich mich vor und versuchte den Stein wegzuschieben. Natürlich bewegte er sich keinen Millimeter. »Achmed? Achmed!«

Ich hielt mein Gesicht gegen die rauhe Wand gepreßt. »Komm schon, laß mich raus! Hilfe!« Ich schrie aus Leibeskräften, doch ich wußte, daß es zwecklos war. Die Tür war so dick, daß nichts hinaus- oder hineindringen konnte: kein Licht, kein Laut, keine Luft. Keine Luft!

Ich fuhr wieder herum und preßte mich gegen die Wand. So weit ich auch die Augen aufriß, ich konnte nichts sehen - ich war blind in der Finsternis. Es war eine Schwärze, wie man sie sich schwärzer nicht vorstellen kann. Sie war auf einen Schlag überall, umgab mich ohne klar umrissene Grenzen, so daß mich panischer Schrecken erfaßte.

»O Gott!« wimmerte ich. »O Gott, nein!«

Dann sank ich zu Boden und zog die Füße unter mich. Ich versuchte, nicht zu weinen, aber die Tränen brachen in großen Schluchzern hervor. Da ich wußte, daß ich Sauerstoff sparen mußte, gab ich mir alle Mühe, sie zurückzuhalten, aber es gelang mir nicht. Nur ein einziger Gedanke ging mir jetzt durch den Kopf: Achmed Raschid hatte mich in diesem Grab eingeschlossen. Nach einer Weile ließen die Tränen nach, und ich fühlte, wie an die Stelle der Trauer Wut trat. Er machte also mit Rossiter gemeinsame Sache! Vielleicht war er nicht einmal Regierungsbeamter, und wenn doch, dann ein korrupter! Und wo war Adele? Hatten er und der dicke Mann sie letzte Nacht in »ihre Obhut genommen«? Die schlimmsten Verwünschungen schossen mir bei dem Gedanken daran durch den Kopf. Entrüstung darüber, daß man mich schon zweimal zum Narren gehalten hatte. Und Wut darüber, daß ich so töricht und leichtfertig in die Falle gegangen war. Und wie würde er dies Paul Jelks erklären?

Paul Jelks. Ich starrte in die Dunkelheit. Seine Worte hallten mir in den Ohren: »Wir brauchten Wochen, um diese letzte Tür zu öffnen.«

»Aber ich habe keine Wochen!« sagte ich laut. »Ich habe nicht einmal Stunden!«

Dann hielt ich im Sprechen inne und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Welch ein Narr ich doch gewesen war, Achmed zu erzählen, daß niemand, nicht einmal Dr. Kellerman, wußte, wo ich mich befand. Und Paul Jelks fürchtete das Gefängnis und würde sich daher mit Raschid einverstanden erklären müssen. Ich war wütend! Und ich hatte Angst. Die Dunkelheit überwältigte mich. Sie legte sich wie eine Decke um mich und erstickte mich. Sie versetzte mich in Panik. Mutterseelenallein in diesem Grab.

Aber nein, nicht ganz allein. Ich befand mich in Gesellschaft. König Tetef war ja bei mir.

Als ich wieder zu mir kam, hatte ich keine Ahnung, wie lange ich bewußtlos gewesen war, aber ich wußte, daß es mir immer schwerer fallen würde, wach zu bleiben. Die Luft wurde allmählich dünn. In meinem anfänglichen Wutanfall hatte ich mich überanstrengt und dadurch eine Ohnmacht herbeigeführt. Wenn ich jetzt für wie lange auch immer überleben wollte, dann müßte ich ganz stillhalten und so wenig wie möglich atmen.

Dann dachte ich an den Menschen, der sich mit mir in diesem Grab befand, der ebenso wie ich darin gefangen war und ebensowenig entfliehen konnte. König Tetef. Sein Körper lag nur ein paar Schritte von mir entfernt. Nur wenige Zentimeter trennten meine Augen von seinem zusammengeschrumpften Leichnam, der nach Jahrhunderten ungestörten Schlafes noch immer stumm und regungslos dalag, doch ich konnte ihn nicht sehen. Nahm er mir mein Eindringen übel? War seine altertümliche Auffassung von der Unantastbarkeit der Grabkammer verletzt worden? Welches Maß an Vergeltung mochte der geheimnisvolle alte Pharao, der so unsanft aus dem friedvollen Reich der Toten emporgeschreckt worden war, auf mich herabschicken, für Verbrechen, die ich niemals beging? O Lydia! schrie meine Seele. Beherrsche dich!

Als mir die Tränen wieder in die Augen stiegen, kämpfte ich verzweifelt dagegen an. Ich wußte, was mich jetzt so fürchterlich bestürzte. Verheerend wirkte auf mich nicht die Tatsache, daß ich in dem Grab gefangen war, sondern daß Achmed es gewesen war, der mich hier eingesperrt hatte. Wenn ein Mensch stirbt, so sagt man, zieht sein ganzes Leben noch einmal blitzschnell an seinen Augen vorbei. Ich erkannte jetzt, woher diese Vorstellung rührt, denn als ich spürte, wie meine Lungen nach Luft rangen und mein Körper, dem Erstickungstod nahe, immer schwächer wurde, da blickte ich auf mein bisheriges Leben zurück und dachte über die unglaubliche Wendung der Ereignisse nach, die mich zu dieser letzten Stunde geführt hatte. Als Krankenschwester, die ich mich der Menschheit und der Rettung von Leben verschrieben hatte, hatte ich noch nie zuvor für irgend jemanden Liebe empfunden. Verbittert über den Verlust meiner Eltern und meines Bruders, hatte ich obendrein noch die einzige Schwester, die mir geblieben war, von meiner Seite vertrieben und mein Herz einer Welt voller Liebe und Verheißung verschlossen. Dr. Kellerman war nicht imstande gewesen, den Schlüssel zu finden, aber John Treadwell hatte es geschafft, die Tür aufzuschließen. Und doch bedurfte es eines Fremden mit geheimnisvollen, betörenden Augen, um sie vollends zu öffnen. Und jetzt hatte ausgerechnet dieser mich verraten.

Es war schwer zu sagen, ob meine Augen offen oder geschlossen waren, denn es gab keinen Unterschied. Ich lag keuchend auf dem Rücken und dachte an den armen alten Tetef in seinem Sarkophag. Nun, er mochte dreitausend Jahre lang vor Grabräubern verschont geblieben sein, aber jetzt konnte er ihnen nicht mehr entrinnen. Sie hatten ihn schließlich doch gefunden, um ihn seiner Unsterblichkeit zu berauben. Aber nein. das stimmte ja auch wieder nicht. Denn durch die Arbeit von Männern wie Jelks wurden die Namen und das Wirken von Pharaonen zu neuem Leben erweckt, damit sie von aller Welt bestaunt werden konnten. Die Lebenden würden sich ihrer erinnern, und das bedeutete wahre Unsterblichkeit. Meine philosophische Stimmung verflog, als ich fühlte, wie das Leben allmählich aus meinem Körper wich. Ich wußte, es würde nicht mehr lange dauern, bis ich tot wäre, und auf eine seltsam ironische Weise tat es mir nur aus einem einzigen Grund leid zu sterben.

Plötzlich war mir das alles ganz klar. Zwei Lieben hatten mich in den letzten paar Tagen ständig beschäftigt; für beide empfand ich echte Gefühle, und doch waren sie beide ganz verschieden. Dr. Kellerman und Achmed Raschid. Ich war mir nie darüber im klaren gewesen, welcher mir mehr bedeutete. Aber jetzt, in diesen letzten Minuten meines Lebens, als ich am Abgrund des Todes stand, wußte ich es. Es gab nichts, das mein Urteil trüben oder meine Meinung beeinflussen konnte. Ich brauchte nur in mein Herz zu schauen, um festzustellen, welchen von beiden zu verlassen mir am meisten leid tat. Und da war mir klar, wie ich mich hätte entscheiden müssen, wenn ich weitergelebt hätte. Während ich um jeden Atemzug rang, malte ich mir aus, daß er vor mir stünde, und mein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Und in den letzten Augenblicken meines Lebens beherrschte er mein ganzes Denken und Fühlen.

Ein Geräusch rüttelte mich aus meiner Benommenheit. Schon halb phantasierend, dachte ich, es sei wohl der Geist des alten Tetef, der sich aus seinem Sarkophag erhob, um sich meiner zu bemächtigen. Doch gleich darauf vernahm ich ein weiteres Geräusch. Und noch eines. Ein Klirren. Ein Kratzen. Ein Scharren. Irgendjemand versuchte hereinzukommen!

Ich wollte rufen, aber ich hatte nicht mehr die Kraft dazu. Ich lag da wie eine lebendige Puppe, während die Geräusche immer lauter wurden und näher kamen. Plötzlich durchbrach ein dünner Lichtstrahl die Finsternis. Dann hörte ich Stimmen. Es ertönte ein lautes Krachen, dem ein Regen von Bruchsteinen folgte. Noch mehr Licht. Jemand kniete an meiner Seite und nahm mich in seine Arme. »Lydia«, flüsterte er sanft.

»Los«, vernahm ich die Stimme von Paul Jelks, »bringen wir sie hinaus. Sie braucht Luft.«

Dann spürte ich, wie ich von zwei starken Armen hochgehoben und durch die Öffnung gezogen wurde. In dem äußeren Raum hing der beißende Qualm von Dynamit. Ich wurde eilends weggetragen und die Treppe hinaufgebracht.

Licht blendete meine Augen. Achmed legte mich sanft auf den Boden, wo mein Körper sich wiederzubeleben begann.

Jetzt stand Paul Jelks neben mir. »Armes Mädchen! Sie haben ja verdammt viel durchmachen müssen. Na, kommen Sie, ist ja schon wieder gut. Wir bringen Sie ins Camp zurück.«

Ich nahm meine Hand von den Augen und gewahrte Achmed, der auf mich hinunterblickte. »Was ist da drinnen passiert? Die Tür.«

»Arnold Rossiter, das ist es, was passiert ist.«

»Rossiter!«

»Er ist uns hierher gefolgt, Lydia, und seine Männer haben Mark und Dr. Arnes mit vorgehaltener Waffe in Schach gehalten. Dann befahl er ihnen, Paul aus dem Grab zurückzurufen. Als du und ich drinnen waren, schloß er die Tür hinter dir, während er mir eine Pistole an die Rippen hielt.«

»Los«, unterbrach ihn Jelks, »bringen wir sie zurück ins Camp. Sie hat einen Schock erlitten.«

»Mir geht’s gut.«

Achmed stützte mich, als wir zum Landrover gingen, und half mir dann auf den Rücksitz. Als die Räder sich knirschend und mahlend den Abhang hinaufarbeiteten, erblickte ich drei uniformierte Männer, die am Eingang des Grabes Wache hielten. »Wer sind sie?« fragte ich verwirrt. »Und wie haben sie.« Achmed lachte leise und schaute zärtlich auf mich herab. »Karl Schweitzer war es, der uns alle rettete.«

»Was.«

»Du hast dich mit deiner Theorie über seine Identität geirrt, Lydia, und ich habe erst gestern nacht herausgefunden, wer er wirklich ist. Ich habe im Hotel bemerkt, daß er dich beobachten wollte und wie er um dein Zimmer herumschlich. Da habe ich ihn auf dem Hotelflur zur Rede gestellt, und nach einigen Mißverständnissen hat er mir seine Geschichte erzählt. Er suchte gar nicht nach Paul Jelks, sondern nach Rossiter.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Karl Schweitzer arbeitet für das Museum von Berlin und war im Zusammenhang mit einigen gestohlenen Kunstgegenständen schon seit vielen Monaten hinter Rossiter her. Er hatte angenommen, daß du für Rossiter arbeitest, weil du mit John Treadwell gereist bist, der ja zu Rossiters Leuten gehörte.«

»Das ist ja aberwitzig! Hoffentlich bekomme ich jetzt keinen Ärger, weil ich ihn verletzt habe.«

Achmed grinste. »Interessanterweise war Schweitzer genauso überrascht, dich in Khouris Laden anzutreffen, wie du es warst, ihn zu sehen. Er war gerade dabei gewesen, den Mann über den Aufenthaltsort von Rossiter auszufragen, als du mit einem Mal aufgetaucht bist, was ihn ziemlich überrascht hat. Da er annahm, daß du für Rossiter arbeitest, fragte er sich, warum du in den Geschäften herumgingst und den Schakal herumgezeigt hast? Für ihn ergab das keinen Sinn, aber er wollte dich trotzdem festhalten.«

»Aber er hat doch John Treadwell auf dem Gewissen.«

»Nein, wie es aussieht, geht dieser Mord auch auf Rossiters Konto. Karl Schweitzer hat damit nichts zu tun und hörte erst später von dem Mord.«

»Ich muß Rossiter um Sekunden verpaßt haben.«

»Und im Domus Aurea verfolgte er dich, ja, aber er war nicht derjenige, der dich niederschlug. Das ist einer von Rossiters Handlangern gewesen.«

»Ich kann es einfach nicht glauben.«

»Ich kann dir versichern, daß alles der Wahrheit entspricht. Als ich Karl Schweitzer letzte Nacht ausfragte, zeigte er mir.«

»Letzte Nacht! Achmed, warum hast du mir nichts davon gesagt?«

»Du hast mich nicht danach gefragt.«

Ich starrte ihn verwundert an. Dann ließ ich mich in einem plötzlichen Anfall von Müdigkeit in die Sicherheit seiner Arme zurücksinken. Ich ließ mich von dem Motorengeräusch einlullen. Mein Kopf fiel auf Achmeds Schulter herab, und für einen Augenblick nur schloß ich die Augen. Als er mich im nächsten Moment am Kinn faßte und mich küßte, schien mir das ganz normal und natürlich. Und als ich die Arme um seinen Hals schlang und seinen Kuß erwiderte, vergaß ich alle anderen, die mit uns im Auto saßen. Er hielt mich fest an sich gedrückt, als wollte er mich niemals mehr loslassen, und als ich mein Gesicht an seinem Hals vergrub und spürte, wie der Landrover seine Fahrt verlangsamte, erinnerte ich mich an die Eingebung, die ich in den letzten Sekunden vor meiner Rettung gehabt hatte. Und an den Entschluß, den ich gefaßt hatte.

Dann hob ich den Kopf und schaute aus dem Fenster. Durch die Wolken des sich legenden Staubs erblickte ich Paul Jelks’ Camp und konnte die Umrisse von mehreren Leuten ausmachen. Die meisten von ihnen trugen Uniformen.

Achmed half mir aus dem Landrover. Ich sprang hinunter in den Sand und blieb wie angewurzelt stehen, als ich die Männer sah, die nur ein paar Schritte von mir entfernt standen.

Der eine war Rossiter (der sich nur geringfügig von dem amerikanischen Touristen im Muski unterschied), der andere war Karl Schweitzer. Als ich seine verbundene Schulter und die Schlinge sah, die seinen Arm stützte, hatte ich plötzlich wahnsinnige Lust, laut herauszulachen.

Achmed und ich traten zu ihnen hin. Er murmelte einem der Polizisten etwas zu, worauf dieser nickte. Wir standen in den langen, nachmittäglichen Schatten; unsere Münder und Kehlen waren ausgetrocknet und unsere Kleider voller Sand. Und ich ertappte mich dabei, wie ich überlegte: Was kann man in einem Augenblick wie diesem sagen?

Es wurde mir keine Gelegenheit gegeben, weiter darüber nachzudenken, denn gleich darauf hörte ich einen anderen Wagen über den Sand knirschen und fuhr herum. Es war ein Landrover, in dem vier Leute saßen.

Da mir plötzlich zum Bewußtsein kam, um wen es sich dabei handeln könnte, wurde ich aufgeregt. Beide Türen sprangen auf. Auf der Beifahrerseite stiegen zwei uniformierte Männer und eine junge Frau in Khaki-Hosen aus. Mit einem einzigen Blick überflog sie alle Gesichter, erkannte mich, rief plötzlich aus: »Lyddie!« und rannte auf mich zu.

Meine Schwester und ich fielen uns um den Hals und hielten uns eng umschlungen, während wir unverständliche Worte stammelten und unseren Tränen freien Lauf ließen. Dann trat Adele zurück, während sie meine Arme noch immer umklammert hielt, und musterte mich. Sie strahlte über das ganze Gesicht.

»O Lyddie, Lyddie«, sagte sie immer und immer wieder kopfschüttelnd. »Wer hätte das gedacht? Hier draußen, mitten in der Wüste? Mein Gott!«

Ich lächelte zurück und blinzelte die Tränen aus meinen Augen. Die gefühlsmäßige Erschütterung darüber, meine Schwester endlich nach all diesen Jahren wiederzusehen, begann jedoch rasch abzuklingen, als ich sie eingehender betrachtete. In den ersten Augenblicken der Wiedersehensfreude hatte ich gar nicht bemerkt, wie sehr sie sich verändert hatte. Doch als ich jetzt im düsteren Schein der untergehenden Wüstensonne neben ihr stand, sah ich mit Bestürzung, daß meine Schwester in diesen vier Jahren seit unserer letzten Zusammenkunft eine ganz andere geworden war. Auf ihrem Gesicht und um ihren Mund herum hatten sich Falten eingegraben; unter ihren Augen zeigten sich dunkle

Schatten. Ihre Wangen waren hohl; ihr Haar hatte sie streng zurückgekämmt und zu einem schlichten Knoten gebunden. Nein, es konnten nicht allein die Jahre gewesen sein, die Adele so verändert hatten. Denn außer den Folgen des Alterns zeigte sich noch etwas anderes in ihrem Gesicht; da war ein harter Zug, ein Anflug von Grausamkeit um Augen und Mund herum. Während ich sie mit einem erstarrten Lächeln noch immer unverwandt anschaute, warf Adele den Kopf zurück und sah sich unter den Anwesenden um. Dann bemerkte ich, wie ihr Blick an jemandem haftenblieb, der hinter mir stand, und ich hörte meine Schwester mit ausdrucksloser Stimme sagen: »Hallo, Arnold!« Gerade sprach Achmed mit dem Polizisten, der Adeles Landrover gefahren hatte. Die beiden Männer wechselten ein paar kurze Worte, worauf Achmed sich zu mir umdrehte und erklärte: »Sie haben deine Schwester am Flughafen von Luxor aufgegriffen. Sie war eben dabei abzufliegen.«

»Abzufliegen!« wiederholte ich bestürzt.

Adele bedachte Achmed mit einem schiefen Lächeln. »Ich habe bemerkt, wie diese beiden Agenten von Ihnen mich vor ein paar Tagen fotografierten. Ich wußte, daß es nur eine Frage der Zeit wäre, bis Sie und die Polizei mich einholen würden. Ich bin gestern abend unter dem üblichen Vorwand, daß ich die Nacht im Hotel verbringen wolle, nach Luxor gefahren, und während ich dort war, habe ich mich ein wenig umgesehen. Als ich dann den fetten Kerl sah«, sie machte eine Kopfbewegung in Schweitzers Richtung, »da merkte ich, daß es an der Zeit war.«

»Wo wolltest du denn hin?« fragte ich völlig verwirrt. »Irgendwohin, liebe Schwester, nur weit weg von diesem gottverlassenen Land.«

Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Wie konnte das meine Schwester Adele sein? Wie konnte sie sich so verändert haben? Und warum?

Achmeds Stimme klang ruhig und sachlich. »Erläutern Sie uns bitte, warum Sie Luxor verlassen wollten.«

Adele sah von ihm zu mir, dann zu Paul Jelks, zu Schweitzer und zuletzt zu Rossiter. Ihre Augen bewegten sich flink und aufgeregt, berechnend. Um uns her wehte ein leichter Wind, der uns feine Schwaden von trockenem Sand ins Gesicht blies. Der Wind klang einsam und hohl, als er so über die endlose Wüste fegte, wie er es schon seit Jahrhunderten tat.

Ich sah, wie meine Schwester plötzlich wie zum Zeichen der Aufgabe die Hände hochriß: »Warum eigentlich nicht?« rief sie in respektlosem Ton. »Was sollte es mir jetzt auch noch einbringen, wenn ich schweige? Sie wollen wissen, warum ich dabei war, Luxor zu verlassen? Also gut, ich werde es Ihnen sagen.«

Ihre Augen blieben schließlich an mir hängen und hielten meinem Blick stand, während sie seelenruhig erklärte: »Ich wollte vor der Polizei davonlaufen.«

»Aber warum denn? Dr. Jelks’ Verbrechen ist doch nicht so groß! Adele.«

Ihre Lippen verzogen sich zu einem hämischen Lächeln. »Doch nicht wegen Jelks! O Lyddie, so blöd bin ich auch nicht. Soll das heißen, du weißt es wirklich nicht? Du hast es also immer noch nicht erraten?« Ich schüttelte langsam den Kopf.

Schließlich kehrte Adele mir den Rücken und wandte sich dem Mann zu, den zu heiraten sie beabsichtigte. »Ich habe ein falsches Spiel mit dir getrieben, Paul«, erklärte sie ihm, ohne mit der Wimper zu zucken.

Jelks starrte meine Schwester an wie in Trance. Alle anderen standen regungslos und schweigend da. Niemand rührte sich.

Adele sprach weiter: »Ich habe wegen des Geldes mitgemacht, Paul, und wegen nichts anderem. In Rom traf ich mich mit Arnold Rossiter, und er machte mir ein Angebot, das ich nicht ausschlagen konnte. Für eine Weile jedenfalls waren er und ich Partner.«

Noch im Zweifel, ob ich den unerhörten Worten, die meine Schwester da von sich gab, Glauben schenken sollte, murmelte ich: »Warum hast du mich dann eigentlich gerufen?«

»Weil meine >Partnerschaft< eine schlechte Wendung nahm. Rossiter wurde grob mit mir, und ich bekam Angst. Ich konnte nicht zu Paul zurückrennen, nicht nachdem ich geplant hatte, ihn um sein Grab zu betrügen. Ich brauchte jemanden an meiner Seite. Jemanden, dem ich vertrauen konnte. Und du warst die letzte Zuflucht, Lyddie! Ich konnte dir das am Telefon nicht sagen, aber ich dachte, wenn ich dir den Schakal schickte, würde dich das vielleicht veranlassen, nach Rom zu kommen, und irgendwie würde es uns gemeinsam gelingen, mich aus meiner Patsche zu befreien. Ich denke, ich habe mich wohl verrechnet.«

»Aber in Kairo.«

»Ja, ich wußte, daß du in Kairo warst. Aber, um Gottes willen, Lyddie, als ich dich und John Treadwell im Shepheard’s Hotel zusammen im Speisesaal sah, konnte ich es kaum glauben. Daß ihr beide zusammen wart, konnte nur bedeuten, daß Rossiter auch dich irgendwie gekauft hatte. Und meine Chancen, aus diesem Schlamassel herauszukommen, schwanden dahin. Und außerdem war ich schockiert darüber, John Treadwell in Kairo anzutreffen. Ich dachte nicht, daß er den Nerv hätte, sich in Ägypten blicken zu lassen, nicht mit seinem Ruf bei der Polizei. Doch da war er, Rossiters rechte Hand, und mit keiner Geringeren als meiner Schwester. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. So ergriff ich die Gelegenheit, an John heranzutreten, als er allein war. Verstehst du, ich hatte

Angst, daß er Paul alles erzählen würde, was meine Chancen, aus dem Grab Kapital zu schlagen, für immer zunichte gemacht hätte.«

»Du bist an John herangetreten?«

»Mehr als nur an ihn herangetreten, Lyddie. John bedrohte mich. Er wurde unverschämt gegen mich. Da habe ich ihn getötet.«

»Du.«

»Ich kam kurze Zeit später ins Shepheard’s zurück, um dich zu treffen, aber du warst fort. Du warst verschwunden, und niemand wußte, wohin. Jetzt war ich völlig allein und völlig verängstigt. Meine einzige Chance lag bei Paul. So begab ich mich sofort zurück ins Camp und erzählte ihm die Geschichte, daß Rossiter mich bedroht hätte.« Adele bedachte Paul mit einem süßen Lächeln. »Tut mir leid, Liebling. Ich habe dich die ganze Zeit nur benutzt. Geld war alles, was ich wollte.«

Jetzt endlich begann Paul Jelks zu sprechen, und seine Stimme klang seltsam kühl und distanziert: »Wenn du mich geheiratet hättest, hättest du Geld gehabt und alles bekommen, was du dir wünschst.«

»O ja!« rief sie mit plötzlicher Bitterkeit. »Und ich hätte für den Rest meines Lebens in irgendeiner gottverlassenen Wüste leben müssen. Glaubst du wirklich, ich habe dich geliebt? Du warst nur etwas Neues, etwas, das mich anfangs amüsierte. Ich war schon drauf und dran, weiterzuziehen, als du mir von dem Grab erzähltest.«

»Adele.«, flüsterte ich.

»Ja, Paul, du erwähntest unzählige Reichtümer und großen Ruhm, den dir dieses Grab einbringen würden. So machte ich dir vor, dich zu lieben, damit ich daraus Nutzen ziehen konnte. Dann sagtest du mir, es werde Jahre dauern, um es vollständig freizulegen, und daß das Geld erst viel später käme. Nun, ich wollte es aber nicht erst >später<, und ich wollte auch nicht >Jahre< darauf warten. Als du mir daher sagtest, ich solle den Schakal nehmen und versuchen, einen Käufer zu finden, da legte ich mir einen eigenen kleinen Plan zurecht. Der Zufall wollte es, daß ich in Rom mit Rossiter zusammentraf, der mir die Hälfte des Erlöses bot, wenn die gesamten Grabbeigaben verkauft wären. Ein paar Tage lang lief alles prima, aber dann wurde Arnold ungeduldig.« Adele ging an mir vorbei, als ob ich Luft wäre, trat dann zu Arnold Rossiter hin und spuckte ihn an. »Du Idiot!« schrie sie. »Als ich dir den Ort des Grabes nicht verraten wollte, hieltest du es für angebracht, Gewalt anzuwenden. Und da bekam ich es mit der Angst und rief meine Schwester an. Wenn du weiterhin nett und höflich zu mir gewesen wärst, wie du es anfangs warst, hätte ich dich schon zur rechten Zeit hierher geführt! Dann hätte ich Lyddie niemals angerufen, und du und ich hätten Jelks loswerden und das Grab für uns allein haben können!«

Zu meiner großen Überraschung stürzte sich Adele mit einem Mal auf Rossiter. »Du hast alles vermasselt, du Blödmann.« Die Polizisten waren sofort über ihr, zogen sie von Rossiter weg und legten ihr Handschellen an.

Achmed, der dicht bei ihr stand, meinte ruhig: »Sie werden sie nach Kairo bringen.«

Aber ich schüttelte den Kopf. Ich beobachtete, wie sie meine Schwester zum Landrover führten. Ich stand schweigend da, als sie begann hineinzuklettern. Dann hielt sie inne, schaute zu mir zurück, winkte mir kurz zu und stieg dann vollends in den Wagen. Der Motor verursachte beim Anspringen einen heftigen Lärm und durchbrach damit die Stille der Wüste. Ich stand noch immer völlig reglos da, als andere Fahrzeuge jetzt ebenfalls ihre Motoren starteten: Polizisten, die Arnold Rossiter wegbrachten; Paul Jelks, Karl Schweitzer und der Rest von Jelks’ Mannschaft, die das Lager ebenfalls in Polizeibegleitung verließen. Nachdem alle Landrover in

Staubwolken davongefahren waren, blieben nur Achmed und ich in dem verlassenen Lager zurück, das nun im abendlichen Dämmerlicht immer kälter und dunkler wurde. Wieder sagte er: »Sie werden sie nach Kairo bringen. Sie wird vor Gericht gestellt werden. Aber ich kann nicht sagen.«

»Ich weiß«, unterbrach ich ihn mit ausdrucksloser Stimme. »Sie hat schwere Schuld auf sich geladen. Sie hat einen Menschen getötet, andere betrogen und hätte skrupellos dazu beigetragen, ein Kunstdenkmal zu schänden und auszuplündern. Was soll ich dazu sagen? Sie ist meine Schwester. Sie rief mich, damit ich kommen und ihr helfen sollte. Schuldig oder nicht, sie verdient es, mich in ihrer Nähe zu haben.«

Ich fühlte, daß Achmed seinen Arm um meine Schultern legte. Ich spürte seine beruhigende Wärme und Nähe, und ich wußte, es gab noch andere, wichtigere Gründe, in Ägypten zu bleiben. Dann hörte ich ihn sanft flüstern: »Wenn es denn Allahs Wille ist.«

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