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Blicklos starrte Fortune in die Berge hinaus, in das scharfe Glühen der aufgehenden Sonne.

Er hatte es sofort gewusst. Sobald er die Augen aufschlug und Lian nirgendwo entdeckte.

Seine Hand lag auf seiner Tasche mit dem Saatgut, der Sack voller Setzlinge ruhte daneben. Einige Herzschläge lang war er versucht gewesen, alles an Ort und Stelle zurückzulassen, um ihr nachzugehen.

Es wäre sinnlos gewesen. Selbst ohne diesen Ballast hätte er sie niemals eingeholt. Weil sie flinker war, wendiger, geschickter in unwegsamem Gelände unterwegs.

Mit Bedacht hatte sie gehandelt. Ihn an einer Stelle zurückgelassen, an der er nicht wusste, ob sie den Pfad genommen hatte oder über Felsen geklettert war, die für ihn ein unüberwindliches Hindernis darstellten. An einer Stelle, an der sie abschätzen konnte, dass er auch ohne sie den Weg zurück ins nahe Tal finden würde.

Vielleicht hatte er immer gewusst, dass es so enden würde. Genauso gut hätte er versuchen können, den Wind aufzuhalten oder die Wolken zu fangen.

Seine Glieder fühlten sich kraftlos an, als er sich erhob, sein Gepäck schulterte und den Weg bergab einschlug.

Die Last auf seinen Schultern war nichts gegen das Gefühl der Schuld, das ihm im Nacken saß. Die Schuld Jane gegenüber, die zu Hause auf ihn wartete. Die Scham, wenn er an seine Kinder dachte. An diese kleinen Wunder; göttliche Schöpfungsfunken, in der Dunkelheit von Janes Leib sicher herangewachsen, bis eine Urgewalt sie ans Licht der Welt geholt hatte. Die ihn seit dem ersten Moment ihres Lebens am Herzen gepackt hielten und daran rissen, wenn sie weinten, während ihr Lachen ihn mit Freude überschwemmte.

Zäh wie Lava war der Zorn, der zu schwerfällig in ihm brodelte, als dass er hervorbrechen konnte, gefangen in einem Abgrund der Traurigkeit. Das Gefühl, zu lange gewartet, zu lange gezögert zu haben.

Nichts wog schwerer als das Wissen, Lian verloren zu haben.

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