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Er war nicht zu überhören, wie ein junger Hund prustete und planschte er im Wasser umher.

Laut lachte er sein Glück heraus; dieses jungenhafte Lachen in seiner tiefen Männerstimme, das ich so liebte.

Im Schutz des Dickichts setzte ich mich auf einen Stein und spähte durch das Blattwerk hindurch; die Beeren, die ich suchen wollte, aber nicht gefunden hatte, vergaß ich sogleich.

Er richtete sich auf, schüttelte sich mit dem Finger Wasser aus dem Ohr. Strich sich über den Kopf, als hätte er in diesem Moment vergessen, dass ihm nur ein Haarschatten geblieben war.

Bäche rannen durch das dunkle Haar, das nass auf seiner Brust klebte. Ein schwerknochiger Mann war er, mit schlanken, langgestreckten Muskeln. Ein Mann, der es gewohnt war, Erde umzugraben und Wurzeln aus dem Boden zu reißen.

Ein solch starker Mann, mit einer solch sanften Seele.

Ein Mann aus der Fremde, der sich von diesem Land hatte formen lassen. So wie er meinen Gedanken eine neue Gestalt, eine neue Richtung gegeben hatte. Etwas in mir weckte, das ich tot geglaubt, das aber nur im Schlaf gelegen hatte. Seit Yun, zehn Jahre lang.

Ein sanftes Glühen begann in meinem Bauch zu pulsieren, wie das erste Schnobern eines jungen Drachen.

Ich musste daran denken, dass der Drache ursprünglich weiblich gewesen war. Bis die Herrscher bei Hofe ihn einfach männlich machten, damit er zu den Mythen passte, die sie um sich selbst spannen.

Das Wasser in Flüssen und Seen und im Meer war weiblich, ebenso der Regen. Eine uralte, ewige Kraft, die sich jetzt in mir regte.

Ich streifte den Schwertgurt über meinen Kopf, legte Long Yuan sorgsam ins Gras und schlüpfte aus meiner Jacke. Bei jedem Kleidungsstück, das ich ablegte, erforschte ich mein Gewissen.

Stumm blieb es, bei jedem einzelnen meiner Herzschläge.

Ich konnte nicht anders, es war stärker als ich.

Geräuschlos ließ ich mich ins Wasser gleiten, nackt.

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