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Diese zufällige Fügung ließ mir keine Ruhe.
Deshalb fand ich mich immer wieder hier ein, Tag um Tag. Meile um Meile, die dieser fremde Teufel nach und nach weiter über die Insel zog.
Ich beobachtete ihn, wie er mit ruckendem Kopf suchend über die Wiesen stolzierte. Wie ein Kranich, nur dass ihm die Eleganz dieses Vogels fehlte, dafür war er zu kräftig. Von einer Kraft, die allein in seinen langen Armen und Beinen saß und nicht aus seiner Mitte kam. Wenn er sich zusammenfaltete, um im Gras in die Hocke zu gehen, erinnerte er mich an eine Heuschrecke.
Anfangs dachte ich, er müsste wohl ein Magier sein, auf der Suche nach zauberkräftigen Kräutern. Obwohl er nicht alt war und keinen weißen Bart hatte.
Doch was wusste ich denn schon von den Magiern des Westens?
Trotzdem glaubte ich auch nicht, dass er ein Arzt war. Er kostete nie von den Wurzeln, den Blättern, schnupperte nur hin und wieder an den Blüten.
Ich war fasziniert von dem Staunen, mit dem er diesem kleinen Kosmos begegnete. Während ich nie den weiblichen Sinn für Blumen gehabt hatte. Pflanzen nur danach beurteilte, was davon mich nährte und was mich vergiften würde. Was Husten linderte und was eine Wunde schneller heilen ließ.
Erst nach einigen Tagen verstand ich, dass er die Pflanzen um ihres Wesens willen studierte. Wegen ihrer Schönheit. Obwohl er ein Mann war, und ein noch junger dazu.
Die Art, wie er die Blätter berührte, die Blüten betrachtete, erinnerte mich so sehr an den alten Anshin, dass es mich bis ins Mark traf. Ich konnte nicht mehr atmen vor Heimweh.
Trotzdem kam ich am nächsten Tag wieder.
Und an allen anderen Tagen darauf.
Um mehr von dieser schmerzlichen, dieser schönen Erinnerung zu kosten, die mir der fremde Teufel zurückbrachte, ohne dass er davon wissen konnte.
Die Erinnerung an das zweite Zuhause, das ich gehabt hatte. Das zweite, das ich verloren hatte.
Durch meinen Eigensinn. Mein Aufbegehren. Meine Gier nach Freiheit.
Jeden Tag kam ich, um noch ein wenig in diesem Gefühl von Zuhause zu verweilen.
Mag sein, dass ich deshalb nach und nach den sicheren Abstand zu ihm verringerte.